Laut Bewohnern des Asemwald hält sich fast kein Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung entlang der Ohnholdstraße. Für die vielen älteren Menschen in der Wohnstadt ist das gefährlich. Nun haben einige Bewohner Ideen entwickelt, wie die Sicherheit verbessert werden könnte.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Asemwald - Man muss an der Ohnholdstraße nicht lange warten, um zu sehen, um was es Richard Neber und den anderen geht. 60 Kilometer pro Stunde oder gar 50, wie es entlang der drei Asemwald-Hochhäuser vorgeschrieben ist, fährt dort kein Mensch. „Man kann eigentlich nicht regelkonform fahren. Die Autofahrer hinter einem drängeln sonst viel zu sehr“, sagt Richard Neber. Er ist Vorsitzender des Arbeitskreises Architektur und Außenlagen im Asemwald und lebt seit der Gründung der Wohnstadt 1972 dort.

 

Die Schilder sind nicht eindeutig

In dem Arbeitskreis grübeln die Mitglieder seit Längerem darüber, wie man die Sicherheit der Fußgänger im Asemwald verbessern könnte. Konkret geht es um die Ohnholdstraße zwischen Degerloch und Birkach, die am Asemwald vorbeiführt. An der Straße gilt generell Tempo 60, und unmittelbar bevor die Wohnstadt beginnt, zeigen Schilder die Maximalgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde an. Allerdings gibt es zwei Schwierigkeiten. Zum einen sind die Schilder etwas versetzt; je nachdem aus welcher Richtung man kommt, zeigen sie eine unterschiedlich lange Strecke an, auf der Tempo 50 gilt. Zum anderen: Laut den Anwohnern hält sich niemand an Tempo 50. „Viele Menschen brettern mit Karacho am Asemwald vorbei“, sagt Joachim Sonntag, ein weiteres Mitglied des Arbeitskreises.

Das könnte unter anderem daran liegen, dass ein Schild missverständlich ist: Wer aus Birkach kommt, sieht wenige Meter vor dem Tempo-50-Schild noch einen Masten, an dem ein Tempo-60-Schild, eine Warnung vor Wildwechsel sowie ein Hinweis, dass dies die kommenden drei Kilometer zu beachten sei. „Als Autofahrer erkennt man nicht, dass sich diese drei Kilometer auf den Wildwechsel beziehen und nicht auf das Tempo 60“, sagt Sonntag.

Die Bewohner im Asemwald sind relativ alt

Er hat eine Idee, wie man die Autofahrer entlang der Ohnholdstraße etwas ausbremsen könnte: „Vor wenigen Jahren wurden Ortseingangsschilder angebracht, die den Autofahrern anzeigen, dass sie sich nun innerhalb von Stuttgart-Asemwald bewegen. Allerdings wurden diese an der Zufahrt zu der Straße Im Asemwald angebracht – und nicht an der Ohnholdstraße selbst.“ Joachim Sonntag glaubt, dass Autofahrer automatisch abbremsen würden, wenn sie erkennen, dass sie innerhalb eines bewohnten Stadtteils unterwegs seien.

Zudem wünschen sich die Mitglieder des Arbeitskreises, dass die Länge der Tempo-50-Zone in beide Richtungen etwas verlängert und vereinheitlicht werde – nämlich von Degerloch aus kommend auf der Höhe, wo der Radel-Thon vorbeiführt, und von Birkach kommend am Beginn des Walds rechts. „Wir wollen eine Verkehrsberuhigung erreichen, damit die Sicherheit der Bewohner gewährleistet ist“, sagt Neber. Mit ein Grund dafür ist das vergleichsweise hohe Alter der Bewohner. „Als die Wohnstadt gebaut wurde, haben viele junge Familien dort gelebt. Mittlerweile gehören wir zu den Gegenden mit den ältesten Bewohnern Stuttgarts.“ Wenn diese betagteren Menschen die Ohnholdstraße überquerten, um zur Bushaltestelle oder zum Wald zu kommen, sei es gefährlich, wenn dort Autofahrer mit 70 oder 80 Kilometern pro Stunde vorbeirauschten, sagt Neber.

„Ein Wunder, dass noch keine schweren Unfälle passiert sind“

Es gibt zwar seit mehreren Jahren eine Fußgängerbrücke, die über die Ohnholdstraße führt – allerdings scheuen speziell ältere Menschen, die auf einen Gehstock oder einen Rollator angewiesen sind, die steilen Treppen. Wer den Weg über die Straße nimmt, sieht aufgrund der Krümmung der Straße Autos aus Richtung Birkach erst relativ spät. „Für uns ist es ein Wunder, dass an der Ohnholdstraße noch keine schweren Unfälle passiert sind“, sagt Neber.

Damit sich dies nicht ändert, sind die Mitglieder des Arbeitskreises in Kontakt mit der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel: „Wir haben Frau Lindel unsere Ideen für mehr Sicherheit im Herbst vorgestellt, und sie war sehr offen dafür“, sagt Richard Neber. Die Bezirksvorsteherin bestätigt das: „Nachdenkens- und prüfenswert sind die Ideen allemal.“ Sie hat die Ideen weitergegeben an das städtische Amt für öffentliche Ordnung. „Erfahrungsgemäß geben Einwohnerversammlungen der Beantwortung solcher offenen Themen oftmals etwas Schwung.“ Diese Versammlung, bei der der Oberbürgermeister Fritz Kuhn nach Plieningen kommt, steht am Montag, 7. Mai, um 18 Uhr in der Turn- und Versammlungshalle an der Parcelsusstraße 44 an.