In Stuttgart-Birkach wächst der Frust über die Pläne der SSB, die Bushaltestelle „Pallottikirche“ neu zu benennen. Der Namensgeber, die Kirche, steht nämlich noch. Gibt es noch eine Chance auf ein Zurückrudern?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach - Als Christiane Reim in der Zeitung gelesen hat, dass die Bushaltestelle „Pallottikirche“ zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember in „Lerchenwiesen“ umbenannt werden soll, „da habe ich erst einmal Schnappatmung gekriegt“, sagt sie. Sie ist die zweite Vorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats. „Das Timing ist wirklich denkbar schlecht“, sagt Reim. Sechs Wochen ist es her, dass der Bischof da war, um die Vinzenz-Pallotti-Kirche zu entweihen. Für viele Birkacher ein schmerzlicher Abschied. Doch noch steht die Kirche, die Abrissbagger sind erst für Januar 2018 bestellt. „Es gießt Öl ins Feuer“, sagt Reim und meint die rasante Umbenennung der Bushaltestelle. „Das hätte man anders machen können.“

 

Wie berichtet, hatten auch etliche Bezirksbeiräte vergangene Woche ihr Missfallen über die Pläne der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) kundgetan. Die Fraktionen wollen einen Antrag formulieren. Bereits vorab hat die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel nach der Sitzung an die SSB geschrieben – „dass der Bezirksbeirat die Entscheidung aufs Schärfste verurteilt“, sagt sie. Ob es hilft, weiß sie nicht. „Dann hat man wenigstens alles probiert, in den Hungerstreik können wir ja kaum treten.“

Die SSB wird mehrere Protestnoten erhalten

Es dürfte nicht die einzige Protestnote bleiben, die dieser Tage bei der SSB eingeht. Matthias Lutz, der Vorsitzende des Bürger- und Kulturvereins, plant ebenfalls ein Schreiben. Er hat sich im Vorstand umgehört. „Die vorherrschende Meinung ist: Alle sind dagegen“, sagt Lutz über den neuen Namen für die Haltestelle an der Aulendorfer Straße. Alle würden gerne – ebenso wie die Bezirksbeiräte – den Namen „Pallotti“ gern weiterhin auf dem Schild lesen. Sei es als „Pallotti-Areal“ oder einfach als „Pallotti.“ Mit dem neuen Namen „Lerchenwiesen“, sagt Lutz, „kann keiner etwas anfangen“.

Das Stuttgarter Siedlungswerk plant auf dem Grundstück, auf dem derzeit noch das Kirchengebäude steht, unter dem Namen „Pallotti-Areal“ Wohnungen zu bauen. In Gesprächen mit der Stadt habe sich das Siedlungswerk „immer wieder dafür ausgesprochen, dass der Name Pallotti weiterhin vor Ort prägnant erkennbar ist“, sagt der Projektmanager Markus Kliche. Unter anderem an der Bushaltestelle. Das Siedlungswerk habe die Hoffnung, dass sich die SSB die Umbenennung noch einmal überlegt. „Die SSB kann und sollte nicht über den Willen der Bevölkerung vor Ort hinweggehen“, sagt Kliche.

Erst einmal gibt es kein Zurück – eventuell aber 2018

Protest hin oder her – die Haltestelle wird vom 10. Dezember an „Lerchenwiesen“ heißen. „Wir können das nicht mehr ändern. Es ist alles vorbereitet“, sagt Birte Schaper, die Sprecherin der SSB. „Der Fahrplanwechsel steht unmittelbar bevor.“ Eine Bushaltestelle umzubenennen, sei sehr aufwendig. Der neue Name müsse beispielsweise in sämtliche Computersysteme eingepflegt werden, die Ansagen in den Bussen müssten erneuert werden, und es brauche nicht zuletzt ein neues Schild.

Wie viel all das kostet, kann Schaper nicht beziffern. „Die Zahl wurde so nicht berechnet“, sagt sie. Wäre es denkbar, die Haltestelle im Dezember 2018 erneut umzubenennen, wenn der Wunsch der Birkacher bestehen bleibt? „Ich kann nicht in die Zukunft orakeln“, sagt Schaper. Aber, wenn überhaupt, sei der Fahrplanwechsel „das nächste mögliche Zeitfenster“.

Die SSB ist nach eigenen Angaben bemüht, Haltestellen-Namen zu finden, die sich nicht irgendwann wieder ändern. Deshalb würden nur noch Straßen- und Flurnamen gewählt. Lerchenwiesen ist ein historischer Flurname.