Bei einem Treffen des Freundeskreises Flüchtlinge in Stuttgart-Birkach und Stuttgart-Plieningen wird deutlich, dass es nach wie vor Hilfebedarf beim Lernen gibt. Außerdem haben zwei Bewohner der Unterkünfte von ihrem Leben auf den Fildern erzählt.

Birkach/Plieningen - Nachhilfe, Hausaufgabenhilfe und Hilfe beim Deutsch lernen: Das wünschen sich viele Flüchtlinge in Plieningen, wie Bedri beim Treffen des Freundeskreis Flüchtlinge Plieningen und Birkach am Donnerstag im Bezirksrathaus sagte. Der junge Mann stammt ursprünglich aus Somalia, ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und lebt in der Flüchtlingsunterkunft im Wolfer in Plieningen. Verwandtschaft hat er keine in Deutschland, ist von Syrien aus – wo er sich nach der Schule als Schuhputzer über Wasser gehalten hat – via Libyen nach Stuttgart geflüchtet. „Ich telefoniere einmal in der Woche mit meinen Eltern oder meinem Bruder“, erzählt der Realschüler.

 

Safar dagegen stammt aus dem Iran, ist aber im Irak aufgewachsen und lebt seit einem Jahr in Deutschland, besucht hier eine Vorbereitungsklasse. „Ich lerne viel, bekomme Nachhilfe und einen Deutschkurs“, berichtet er. Der junge Mann treibt Sport, spielt Fußball und hat dadurch auch zwei, drei Freunde gefunden. Im Gegensatz zu Bedri, mit dem er gemeinsam in der Unterkunft im Wolfer lebt, hat er in Stuttgart immerhin Verwandtschaft: „Ich bin zusammen mit meinem Bruder, dessen Frau und drei Kindern nach Deutschland gekommen.“ Die Eltern seien im Irak zurückgeblieben, was besonders für seine Mutter schwierig sei. „Sie würden gerne hierher kommen, aber es fehlt das Geld.“ So bleibe ihm nur der Kontakt über den Videotelefoniedienst Skype.

„Die Leute hier sind sehr gut“, sagt Safar

Fünf Jahre ist es her, dass der Freundeskreis Flüchtlinge Plieningen und Birkach gegründet wurde und die Ehrenamtlichen Einblicke in Leben bekamen, die sie sich selbst vermutlich kaum vorstellen können. Und sie haben sich engagiert. „Die Leute hier sind sehr gut und helfen viel“, sagt Safar dankbar. Doch es besteht weiter Bedarf: „Für zwei Kinder, die gerade eingeschult wurden, benötigen wir Hausaufgabenhilfe“, sagt Lika Chekheria, die als Sozialarbeiterin Geflüchtete in der Unterkunft im Wolfer betreut. Denn deren Eltern seien Analphabeten könnten daher nicht helfen.

Safar ist da schon weiter, will einmal Polizist werden, vielleicht auch Friseur, wie er erzählt. Bedri dagegen hat andere Pläne. „Eigentlich wollte ich Erzieher werden, da ich sehr gut mit Menschen umgehen kann“, sagt er und lächelt. Mittlerweile hat er jedoch ein anderes Ziel. Er überlegt, Industriekaufmann zu werden. „Denn diesen Beruf“, so der Somalier, „kann ich auch in meiner Heimat ausüben, wenn ich eines Tages zurückkehre.“