Im vergangenen Jahr wurde in Botnang nicht nur der Moscheeverein an der Regerstraße verboten. Rund 400 Straftaten wurde zur Anzeige gebracht. Die Kriminalitätsstatistik 2015 hat nun Polizeioberrat Rainer Weigl vorgestellt.

Stuttgart-Botnang - In Botnang scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Auch im vergangenen Jahr mussten nur sehr wenige Straftaten angezeigt werden. Gerade einmal 405 Delikte tauchen in der Kriminalitätsstatistik des Bezirks auf, die der Leiter des Polizeireviers 3, Rainer Weigl, den Bürgern und Bezirksbeiräten vergangene Woche vorgestellt hat. Zum Vergleich: In der gesamten Landeshauptstadt sind 66 450 Delikte in die Statistik eingeflossen. Somit sind nur 0,6 Prozent der Straftaten in Botnang begangen worden.

 

Musste Polizeioberrat Weigl im vergangenen Jahr noch von 44 versuchten und erfolgreichen Wohnungseinbrüchen berichten, so konnte er dieses Mal die Bürger etwas beruhigen: „Wir können hier einen erheblichen Rückgang verzeichnen.“ Nur noch 17 Einbrüche wurden angezeigt – inklusive der zehn Versuche, bei denen die Täter gescheitert sind. „Die Botnanger waren sehr aufmerksam und haben uns immer wieder auf potenzielle Einbrecher und andere Vergehen hingewiesen“, betonte Rainer Weigl. Darauf sei die Polizei auch angewiesen.

Rückläufig sind die Zahlen in der Kriminalitätsstatistik auch beim Betrug. 2014 wurden noch 75 Delikte zur Anzeige gebracht. 2015 waren es nur noch 48. Ein Fall ist dem Leiter des Polizeipostens Botnang, Hubert Polzer, besonders in Erinnerung geblieben: Ende März wurde ein 81-jähriger Mann Opfer eines sogenannten Enkeltricks. Er übergab seine Ersparnisse in Höhe von 34 000 Euro an einen Boten, den sein angeblicher Enkel geschickt hatte. Das Geld sei für den Kauf einer Wohnung notwendig, hatte der Betrüger am Telefon behauptet. Als der 81-Jährige noch am selben Tag bemerkte, dass er einem Verbrecher aufgesessen war, erstattete er Anzeige. „Der Mann war sehr aufgeregt und wollte spazieren gehen, um sich zu beruhigen“, sagte Polzer. Wenige Stunden später wurde der Mann tot im Wald aufgefunden. „Er ist vermutlich an Herzversagen gestorben.“

Wieder zwei Vergewaltigungen im Bezirk

Polzer berichtete auch von einem „sehr unverschämten Raub“. Ende September sei eine 66-jährige Frau an der Kauffmannstraße in ein Gespräch verwickelt worden. Ein Auto hatte angehalten. Die Insassen fragten die Dame nach dem Weg zu einem Krankenhaus. Als sich die Frau dem Fahrzeug näherte, wurde sie von der Beifahrerin am Arm gepackt. Die Täter stahlen das Goldarmband im Wert von rund 1100 Euro, das sich am Handgelenk der 66-Jährigen befand, und fuhren davon. Insgesamt habe es 2015 fünf Raubüberfälle gegeben – drei mehr als noch im Jahr 2014.

Dagegen seien der Polizei im vergangenen Jahr weniger Diebstähle als 2014 bekannt geworden. Die Zahl der angezeigten Delikte sei von 127 auf 115 zurückgegangen. Vor allem die besonders schweren Diebstähle hätten stark abgenommen, sagte Weigl (von 73 auf 38). 2015 hätte es aber auch leider, wie im Jahr zuvor, zwei Vergewaltigungen gegeben. Beide wurden im Oktober verübt. Einer der beiden Täter, der sein 42-jähriges Opfer gegen 1 Uhr zu Boden riss und es im Gebüsch vergewaltigte, wurde schon kurze Zeit später gefasst. Anders stellt es sich beim zweiten Fall dar. Der Täter wurde noch nicht ermittelt. „Er hat die 38-jährige Frau schon während der Fahrt mit der Stadtbahn vom Hauptbahnhof bis nach Botnang belästigt“, sagte Polzer. Er sei ihr weiter gefolgt, bis er sie im Treppenhaus ihres Wohnhauses dann gegen ihren Willen berührt und penetriert habe, ehe sie fliehen konnte.

Zum Abschluss seiner Ausführungen berichtete Hubert Polzer noch von einigen weiteren besonderen Fällen, die sich im vergangenen Jahr in Botnang ereignet haben: Da sei zum Beispiel der Fund einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in einem Garten an der Händelstraße zu nennen oder das Verbot des Moscheevereinsan der Regerstraße. Mitte Dezember seien die Räumlichkeiten der dort tätigen Salafisten beschlagnahmt worden, sagte Polzer.