Die Bürgervereinsvorsitzende Sigrid Beckmann und der Stadtteilmanager Torsten von Appen wollen fliegende Händler für den Stadtteil gewinnen. Vielleicht können diese bald ihre Stände auf dem Platz vor dem Waldheim aufbauen

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dachswald - Es ist laut. Ein Bagger und ein mehrere Meter hoher Bohrer fressen sich durch Schutt und Stein. Auf der Baustelle am Knappenweg 53/55 geht es voran. Auf dem großen Werbeschild werden neue Wohnungen angepriesen. Einen Lebensmittelladen wird es dort aber nicht wieder geben.

 

Doch noch gibt die Bürgervereinsvorsitzende Sigrid Beckmann die Hoffnung nicht auf. Ihr Ziel ist es, die Nahversorgung im Dachswald wieder herzustellen. Darum trifft sie sich an diesem Tag vor Ort mit dem Stadtteilmanager Torsten von Appen. Der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung hat seine Hausaufgaben gemacht.

Ebenso wie Beckmann präferiert auch er mittlerweile eine Art Markt. Fliegende Händler sollen regelmäßig mit ihren Wagen in den Dachswald kommen und Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Käse und Eier anbieten. Das Problem ist allerdings, dass dafür Platz auf einem privaten Grundstück gefunden werden muss. Denn die Stadt stellt grundsätzlich keine Flächen mehr für fliegende Händler zur Verfügung.

Gemeinderat genehmigt keine Stände mehr

„Es gibt einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss“, sagt von Appen. Der Gemeinderat sei von Anfragen von Hähnchenbrätereien, Wurst- und Pommesbuden überschwemmt worden, so dass die Kommunalpolitiker vor einiger Zeit übereingekommen seien, grundsätzlich nichts mehr zu genehmigen. Das ist auch für Beckmann neu: „Da legt die Stadt einem aber viele Hinkelsteinchen in den Weg“, sagt sie überrascht und argumentiert, dass es nicht um Fritten sondern um die Nahversorgung für etwa 5000 Menschen gehe.

Doch Beschluss ist Beschluss. Im Dachswald gibt es damit nur wenige Grundstücke, die für einen Markt in Frage kommen. Doch der Platz bei der Dachswaldkirche an der Barchetstraße könnte eine gute Möglichkeit sein. Er ist groß genug und ist gut zu erreichen. Zudem befindet sich dort bereits die Post: eine Holzhütte, in der montags bis samstags für jeweils eine Stunde sämtliche Postdienstleistungen angeboten werden. Wenn die Marktzeiten und die Öffnungszeiten der Post aufeinander abgestimmt werden, könnte sogar der eine vom anderen profitieren. Außerdem befinden sich in unmittelbarer Nähe der evangelische Kindergarten und eine Einrichtung, in der Tagesmütter Kinder betreuen. So gibt es zumindest ein bisschen Laufkundschaft. Nicht zuletzt leben im Waldheim Sonnenwinkel derzeit Flüchtlinge. Ein Markt als Treffpunkt könnte für sie eine gute Möglichkeit sein, neue Kontakte zu knüpfen.

Die Pfarrerin findet die Idee gut

Der geschäftsführenden Pfarrerin Mirja Küenzlen gefällt die Idee, auf dem Platz zwischen dem Waldheim und der Kirche einen Markt zu installieren. Aber sie kann die Sache nicht entscheiden. Denn das Grundstück gehört der Gesamtkirchengemeinde. Küenzlen möchte für Ende Februar einen Vor-Ort-Termin mit den Beteiligten organisieren.

Für Beckmann ist ein Markt der letzte Strohhalm, an den sie sich klammert. Sie sagt zu, dass der Bürgerverein die fliegenden Händler publik machen würde. Doch zuvor müssen noch viele Fragen geklärt werden. Dabei geht es nicht nur darum, ob die Gesamtkirchengemeinde den Platz wirklich zur Verfügung stellen kann, sondern auch darum, ob alle notwendigen Anschlüsse vorhanden sind und ob von Appen genügend interessierte Händler findet. Sollte am Ende tatsächlich mit vereinten Kräften ein Markt ins Leben gerufen werden können, dann entscheiden letztendlich die Bürger, wie lang dieser Bestand hat.