Stuttgart Das Wetter im Juni war nur gefühlt zu kalt

Regnerisches Wetter Ende Juni am Schlossplatz Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Juni war in Stuttgart sogar wärmer als im Schnitt. Regen gab es zudem mehr als genug, Sonne eher nicht. Bleibt es laut der Siebenschläferregel die nächsten Wochen so?

Es gibt Menschen, die brauchen Bruddeln als Lebenselixier. Und die haben gerade beim Thema Wetter Hochkonjunktur. Das soll ein Sommer sein? Das hört man immer wieder. Eine Antwort braucht man nicht, man sieht es den Leuten an. Die schauen so, als hätte ihnen gerade einer die Luft aus den Reifen gelassen. Kalt sei es, dauernd nass und grau. Selbst die Wiese im Freibad sei so matschig, dass man gar nicht mehr unterscheiden kann, ob man in Moos oder doch Nilgans-Kacke tritt. Einfach grauenhaft dieser Sommer. Kleiner Einwurf – dieser Sommer startete kalendarisch am 21. Juni, ist also erst ein paar Tage alt.

 

Erinnern sich die Best Ager an die Junis ihrer Jugend?

Anderen gefiel das lauwarme Wachswetter, und die haben auch die Statistik auf ihrer Seite. „Mit einer Mitteltemperatur von 18,5 Grad war der Juni um ein halbes Grad zu warm“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bezieht sich dabei auf den Vergleichszeitraum 1991 bis 2020, in dem der Klimawandel schon spürbar war und in dem auch der Durchschnittsrekord für den ersten Sommermonat aufgestellt wurde (22,4 Grad im Juni 2003). Best Ager dürften sich zudem an die Junis ihrer Jugend erinnern, die waren zwischen 1961 und 1990 im Schnitt 2,1 Grad kühler. Im bisher kühlsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 lag der Schnitt sogar nur bei 13,9 Grad. Das war 1956.

Eigentlich gibt es also keinen Grund zum Bruddeln, zumal es immerhin elf Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad in Stuttgart gab und davon sogar zwei Hitzetage mit über 30 Grad. Damit lag der Monat übrigens exakt im Schnitt eines Junis in Zeiten des Klimawandels. Und einen Hitzerekord gab es obendrauf: Am vergangenen Samstag wurden in Stuttgart schwüle 32,3 Grad gemessen, mehr als jemals an einem 29. Juni.

Zu viel gab es tatsächlich beim Regen: Die gut 106 Liter, die am DWD-Messpunkt Schnarrenberg ermittelt wurden, sind 138 Prozent des Mittels. Die Menge hätte es nach dem nassen Mai nicht gebraucht. Noch deutlich mehr Regen fiel übrigens auf den Fildern. Am Flughafen kamen 142 Liter zusammen. Das kann einem schon mal die Laune trüben, zumal es nur an drei Tagen im Juni komplett trocken war. Und das nach einem verregneten Vorprogramm. „Im Mai hatten wir am Schnarrenberg sogar 171 Liter gemessen“, erklärt Meteorologe Pfaffenzeller. Und auch im Juni geht es historisch heftiger. Im Jahr 2016 fielen stolze 181 Liter pro Quadratmeter.

Relativ normal schien dagegen die Sonne zwischen den Regenwolken. Gut 214 Sonnenstunden sind etwa 95 Prozent der Norm. Das ist nicht schlecht, manchen dürfte aber noch das vergangene Jahr in Erinnerung sein. Der Juni 2023 war der sonnigste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 und brachte Stuttgart satte 357 Stunden Sonne pur. Das ist natürlich ein Wort, aber auch damals bruddelten einige, weil der sorgsam gehegt Rasen zum Teil verbrannte.

Fans von trocken, heiß und sonnig müssen tapfer sein

Das Problem gibt es dieses Jahr nicht und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Den Zeitraum zwischen dem 2. und dem 7. Juli nennt man Siebenschläfer. Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 65 Prozent wird sich das Wetter die nächsten sieben Wochen so präsentierten, wie in diesem Zeitraum. Fans von trocken, heiß und sonnig müssen also tapfer sein – danach sieht es nicht aus. Die Wahrscheinlichkeit ist deutlich größer, dass es mit dem meteorologischen Gemischtwarenladen weitergeht. Also kurze Hochdruckphasen, die aber nach zwei, drei Tagen wieder von Tiefs abgelöst werden. Oft mit unwetterartigen heftigen Gewittern, da sich die Luft vorher extrem stark erhitzt hat – auch das ist eine Auswirkung des Klimawandels. Diesen Gemengelage nennt man gerne Schaukelsommer, also mal so mal so, aber auf keinen Fall beständig gut. Jedoch auch nicht beständig schlecht.

Aber es gibt ja auch noch die anderen 35 Prozent Wahrscheinlichkeit. Und mit Beginn der kommenden Woche könnte sich tatsächlich eine längere stabile Hochdruckbrücke bilden. Nicht immer sonnig, aber trocken. Also zuversichtlich bleiben und immer brav den Teller aufessen. Dann klappt das auch. Hoffentlich.

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