Manchen ist es offenbar zu blöd und zu anstrengend: Der Tänzerstreit beim Tus Stuttgart hat bereits erste Auswirkungen auf die Mitgliederzahlen. Und das dürfte sich noch verschärfen, sollte der Tus entscheiden, die Tanzabteilung aufzulösen.

Degerloch - Der 26. Juli wird in die Analen des Tus-Stuttgart eingehen. An diesem Tag entscheidet die Vereinsbasis bei einer außerordentlichen Versammlung, die mehr als 250 Mitglieder erzwungen haben, darüber, wie es mit dem Verein auf der Waldau weitergeht. Die Mitglieder sollen – 13 Monate nach der letzten Vorstandswahl im Juni 2018 – auch über die künftige Besetzung des Vorstands entscheiden. Derzeit führen Thuy Pham als Vorsitzende sowie ihre Stellvertreter Dominik Samol und Klaus Kreiselmeier den Tus. Uli Demeter, der vergangenen Juni ebenfalls zum Stellvertreter gewählt worden war, hat sein Amt Anfang des Jahres hingeschmissen. Er wollte das Handeln des Vorstands nicht länger mittragen. Auch der jüngst öffentlich gewordene Tänzerstreit hatte Demeter dazu bewogen, zurückzutreten. Er hält den Vorstand für nicht fähig, den 5000 Mitglieder großen Verein zu führen.

 

Tänzer wollen zurück in ruhigeres Fahrwasser

Armin Winter, seit 2008 Leiter der Tanzsportabteilung beim Tus, und dessen Stellvertreter Thomas Frey sowie der Kassier Bernd Kreis sehen die Situation ähnlich. Nachdem es den Tänzern vor Gericht gelungen ist, sich gegen den Vorstandsbeschluss zu wehren, die Tanzsportabteilung zum 30. Juni aus dem Verein rauszuwerfen, will das Führungsteam der Tänzer vor allem eines: zurück in ruhigere Fahrwasser. Der Streit hat nämlich auch Unruhe in die Abteilung gebracht. 45 Mitglieder haben laut Winter die Abteilung verlassen – nicht zuletzt, da der Tus-Vorstand einem der Tanztrainer Hausverbot erteilt und damit auch das sportliche Angebot eingeschränkt habe. „Denn sie wollen Sport machen und keinen Disput austragen“, sagt Winter. Da es aber auch Neueintritte gab, konnte die Mitgliederzahl, die kürzlich noch bei 240 lag, knapp über 200 gehalten werden.

Der an der Vergütung und am Beschäftigungsstatus der Tanztrainer entbrannte Streit muss laut Armin Winter schnell beendet werden. Denn so lange es für die Tänzer keine Klarheit gebe, wie es beim Tus weitergeht, könne der Verein nicht für die Zukunft planen. Sicher sei aber: Wenn die Mitgliederversammlung dem Ansinnen des Vorstands folgt und sich für einen Rauswurf der Tänzer ausspricht, „dann ist der Leistungssport im Tanzen bei Tus tot“. Ob dies am 26. Juli aber zur Debatte steht, wissen die Mitglieder noch nicht. Eine Tagesordnung für die Versammlung lag ihnen bis Dienstag offenbar nicht vor.

Es gibt keinen echten Plan B

Sollten die Tus-Mitglieder aber die Auflösung der Tanzsportabteilung beschließen, könnte man sicher schnell einen neuen Verein gründen, sagt Winter, angesprochen auf einen möglichen Plan B. Bis man aber neue Trainingsorte habe und wieder den nötigen Dachverbänden angehöre, verginge wohl zu viel Zeit. „Da wechseln unsere aktiven Paare eher zu einem anderen Verein“, ist Winter überzeugt. Denn ohne Verein könne kein Tanzpaar bei Meisterschaften starten. Pläne in diese Richtung gebe es daher bislang nicht, man hoffe beim Tus bleiben zu können

Winter versteht, dass der Tus-Vorstand Rechtssicherheit haben will, wenn es um die Beschäftigung von Trainern geht. Dafür, so Winter, habe man auch alles getan – und könne dies auch belegen. Zudem wäre man auch bereit, wie zuletzt zwischen einem Vermittlungsausschuss und dem Vorstand diskutiert, als Verein im Verein weiterzumachen, um so das mutmaßliche Risiko für den Tus-Vorstand zu verringern, der fürchtet, in eine nicht gewollte Haftung zu geraten. Dies habe der Tus-Vorstand so aber nicht wollen.

Wechsel an Vereinsspitze wird als notwendig erachtet

„Ein ,Weiter so‘ kann es nicht geben“, sagt Thomas Frey. Am besten wäre aus seiner Sicht ein Vorstandswechsel und ein damit verbundener Neubeginn im Tus. Denn auch andere Abteilungen hätten mit dem Vorstand so ihre Probleme. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es bereits Mitglieder, die bereit wären, die Vorstandsämter zu übernehmen. Auch Winter und die anderen wären, wenn gewünscht, zum Rückzug bereit. „Es müssen aber zuvor Lösungen her, damit der Sportbetrieb im Leistungs- und Hobbybereich weitergehen kann“, sagt er. Bis dahin will er sich – wenn es die Tänzer wünschen – weiter für deren Anliegen einsetzen.