Ein 36-Jähriger aus Stuttgart-Degerloch wird am Montag, 19. März, als einer der erfolgreichsten Sportler Stuttgarts geehrt. Das Besondere ist: Philipp Hofmann, leidenschaftlicher Skilangläufer, hat eine leichte geistige Behinderung. Und er hat noch mehr Talente als das Skifahren.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Nervostität kennt Philipp Hofmann nicht. Wenn er am Montagabend, 19. März, im Kursaal in Bad Cannstatt als einer der erfolgreichsten Stuttgarter Sportler des Jahres 2017 ausgezeichnet wird, dann geht er ganz entspannt dorthin. „Das wird bestimmt eine schöne Veranstaltung, aber aufgeregt bin ich nicht“, sagt er. Unaufgeregt war er auch im Februar 2017, als er zum ersten Mal bei den Special Olympics, den Deutschen Meisterschaften für Menschen mit geistiger Behinderung, in Willingen teilnahm und im Skilanglauf über 1000 Meter als Erster ins Ziel kam.

 

Die genaue Zeit, mit der sich der 36-jährige Mann mit leichter geistiger Behinderung die Goldmedaille holte, weiß er nicht mehr, nur: „Auf jeden Fall war ich der Schnellste, sonst hätte ich ja die Goldmedaille nicht bekommen.“ Seit knapp 30 Jahren steht Philipp Hofmann regelmäßig jeden Winter mehrere Tage auf seinen Skiern. Laut seinem Trainer ist er der Fleißigste bei den Skiausfahrten. Der Gedanke, zwischendurch mal eine Pause einzulegen, ist dem gebürtigen Oberaichener fremd – er will so viel wie möglich trainieren.

Singen und Stadtführungen nebenbei

Generell ist Philipp Hofmann ein vielseitig begabter und außergewöhnlicher Mann: Der ehemalige Schüler der Michael-Bauer-Schule und der Pestalozzi-Schule in Stuttgart-Vaihingen hat sich schon in unterschiedlichsten Bereichen ausprobiert und arbeitet seit 2012 in dem Kaffeehaus Sonne in Esslingen, wo Menschen mit und ohne Behinderung die Kunden bedienen. Dort wird nicht jeder eingestellt.

Wenn er seine Schicht im Kaffeehaus beendet hat, fläzt er sich nicht etwa auf die Couch in seiner Wohnung in Degerloch, sondern geht seinen vielen Hobbys und Verpflichtungen nach: Jeden Dienstag singt er im Chor des „Treffpunkts“ der Caritas. Das ist eine Begegnungs- und Bildungsstätte, die man sich wie eine Volkshochschule für Menschen mit Behinderung vorstellen kann. Außerdem ist er einer der Stadtführer, die im Rahmen des Projekts „Blickwechsel“ Menschen mit und ohne Behinderung durch Stuttgart führen. Privat verbringt er außerdem gerne Zeit mit seinen beiden kleinen Neffen; erst am vergangenen Wochenende war er wieder für ein Wochenende mit den zwei Kleinen, seiner Schwester und seiner Mutter unterwegs. Dazu kommt seine Leidenschaft für den VfB Stuttgart; er ist regelmäßig im Stadion in Bad Cannstatt anzutreffen.

Am Montag wird als erfolgreicher Sportler geehrt

Und dann ist da ja auch noch das Skifahren: „Ich verfolge die Olympischen Winterspiele seit Jahren immer im Fernsehen – und dann war ich quasi auf einmal selbst dabei“, sagt er und lächelt. Generell würden die Special Olympics ganz ähnlich ablaufen wie die „echten“ Olympischen Spiele: Es gibt eine Eröffnungsfeier, die Teilnehmer müssen sich qualifizieren, es gibt Wettkämpfe und am Ende eine Schlussfeier.

Bei den Special Olympics im vergangenen Jahr kam eine besondere Schwierigkeit dazu: In dem Austragungsort in Willingen im Sauerland hatte es nicht genügend geschneit und die Pisten und Loipen mussten mit Kunstschnee versorgt werden. „Dadurch war es schon etwas schwieriger“, gibt Philipp Hofmann zu.

Zu den Special Olympics kam der 36-Jährige über Doris Kretzschmar, sie leitet den Sportbereich beim „Treffpunkt“ der Caritas. „Philipp Hofmann besucht den ‚Treffpunkt‘ schon sehr lange und nimmt seit Jahren an unseren Skifreizeiten teil. Er ist einfach ein leidenschaftlicher Skilangläufer und sehr fleißig“, sagt sie. Dieser Fleiß hat sich nun ausgezahlt, wenn er am Montagabend von Stuttgarts Sportbürgermeister Martin Schairer geehrt wird. Und das Gute ist ja: Vor Lampenfieber braucht sich Philipp Hofmann nicht zu fürchten.