Bis zu sieben Stockwerke hoch könnten die Neubauten sein: Die Wohnungsbaugenossenschaft Flüwo will die Gebäude in dem Bereich Gohl-, Straif- und Albstraße in Degerloch abreißen. Der Bezirksbeirat ist darüber geteilter Meinung.

Degerloch - Auf dem Grundstück zwischen Gohl-, Straif- und Albstraße sollen Neubauten mit bis zu sieben Stockwerken entstehen. Die Wohnungsbaugenossenschaft Flüwo wolle die drei Wohnhäuser aus den Fünfzigerjahren mit insgesamt 76 Wohneinheiten und das Verwaltungsgebäude abreißen, erklärte Nataly Granados vom Stadtplanungsamt am Dienstag im Bezirksbeirat. „Die alten Gebäude werden den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht“, sagte Granados.

 

Für die Mieter soll die Sache möglichst sozialverträglich über die Bühne gehen. So würden Wohnungen im Neubau für sie freigehalten. Darüber hinaus bietet die Flüwo Umzugshilfe oder eine Unkostenpauschale für anstehende Umzüge während der Bauzeit an. Die Flüwo sei bereits mit vier Architekturbüros im Gespräch, darunter das Stuttgarter Büro Herkommer. „Wir haben die Architekten Anfang der Woche erst mal zum Kennenlernen getroffen“, sagte Martin Mezger, Prokurist der Flüwo.

20 Prozent für Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen

Auf der 6000 Quadratmeter großen Fläche könnten zwischen 80 und 90 Wohneinheiten entstehen, so Mezger. Frühestens von 2021 an sei mit dem Baubeginn zu rechnen. Die Voraussetzungen für Sozialwohnungen im Sinne des Stuttgarter Innenentwicklungsmodells seien zwar nicht gegeben, sagte Granados. „Die Flüwo hat sich trotzdem freiwillig verpflichtet, 20 Prozent der Wohnungen für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen zur Verfügung zu stellen.“ Götz Bräuer (CDU) lobte das Vorhaben. „Die Flüwo hat ja schon nebenan gezeigt, dass sie große Probleme reibungslos stemmen kann“, so Bräuer mit Blick auf die Flüwo-Neubauten auf der gegenüberliegenden Seite der Straifstraße. „Die Nahversorgung ist gut, man ist schnell im Zentrum – es ist eigentlich eine ideale Wohnlage“, sagte Bräuer, der bereits die Unterstützung der CDU-Fraktion zusagte. Allerdings müsse man die Verkehrslage im Auge behalten. „Über die Straifstraße gibt es schon heute Schleichverkehr, um schnell auf die B 27 zu kommen“, warnte er. Man müsse über eine verkehrstechnische Neuordnung nachdenken.

In diesen Lobgesang wollte Ulrich-Michael Weiß (SPD) nicht einstimmen. Es fehlten wichtige Informationen, sagte er. „Warum kann man nicht einfach die Bestandswohnungen sanieren?“, fragte er. „Die Leitungsrohre sind veraltet, der Schallschutz ist schlecht – ein Neubau ist nicht viel teurer als eine Sanierung“, entgegnete Martin Mezger – zumal eine nachhaltige Sanierung die Mieter belasten würde.

Schockiert über die Unwissenheit des Bezirksbeirats

Auch Thilo Roßberg (FDP) misstraute dem vorbehaltlosen Lob aus den Reihen der CDU. Auch er brauche mehr Informationen. „Ich bin geradezu schockiert, dass sich vier Büros schon ihre Gedanken gemacht haben, und wir wissen kaum etwas über das Projekt“, so Roßberg. Die Kritik seitens FDP und SPD ließ Bräuer nicht auf sich sitzen. Auf Bezirksbeiratssitzungen müsse man sich auch vorbereiten, sich die Gegend ansehen, sagte er in Richtung Ulrich-Michael Weiß. Auch die Höhe des geplanten Baus, den einige Beiräte kritisch kommentierten, sehe er nicht als Problem: „Der ABB-Turm hat 14 Stockwerke, das Jahn-Center auch“, so Bräuer.