Nach dem Hilferuf der Freiwilligen aus dem Weltladen in Stuttgart-Degerloch haben sich mehr als 20 ehrenamtliche Mitarbeiter gefunden. Doch eine Sorge ist noch nicht aus dem Weg geräumt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Überreden lassen, das hat sich Volkwin Kühbauch nicht. Das hätte bei dem 62-jährigen Degerlocher auch nicht funktioniert – ganz im Gegenteil, wie er sagt. Aber seine Frau und seine Töchter hätten ihn angeregt, meint er. Angeregt, dass es doch eine gute Idee sei, hin und wieder im Weltladen in Degerloch auszuhelfen. Ehrenamtlich, versteht sich. Denn wer im Weltladen fair gehandelten Kaffee, Schokolade oder Schmuck verkauft, bekommt dafür kein Geld.

 

Für Volkwin Kühbauch ist das in Ordnung. Der Degerlocher ist im Ruhestand, wollte aber etwas tun, was Spaß und Sinn zugleich macht. „Es braucht einen Grund, sich aufzuraffen, etwas ehrenamtlich zu tun“, sagt er. Im Weltladen hat er diesen Grund gefunden. Seit Kurzem steht er regelmäßig freitags hinter dem Verkaufstresen, berät Kunden und füllt Waren auf oder bringt Preisschilder an.

Laden hätte Ende November schließen müssen

Der 62-Jährige ist einer von rund 20 neuen Gesichtern in dem Laden an der Rubensstraße in Degerloch. Vor wenigen Wochen hatten die damals fünf verbliebenen Ehrenamtlichen sich an unsere Zeitung gewandt – mit einem Hilferuf: Wenn sich nicht ganz schnell neue freiwillige Mitstreiter fänden, müsse der Laden Ende November schließen, hieß es. Die Ehrenamtlichen konnten die Ladendienste und zusätzliche Arbeiten nicht mehr alleine bewältigen.

Der Bericht, der daraufhin in unserer Zeitung stand, zeigte Wirkung. „An dem Freitag, als der Artikel erschien, kam die diensthabende Kollegin gar nicht mehr vom Telefon weg“, berichtet Christine Diedtmann, eine Ehrenamtliche, die seit 13 Jahren und teilweise an fünf Tagen die Woche im Weltladen steht. „Zwischen 20 und 25 Menschen haben sich gemeldet, die uns im Weltladen unterstützen wollen.“ Der Großteil der Freiwilligen wurde in den vergangenen Wochen schon eingelernt und übernimmt in den kommenden Wochen erstmals alleine Dienste.

Vor allem Frauen haben sich gemeldet

„Die Freiwilligen kommen aus Degerloch, aber auch aus Birkach, Sillenbuch, Möhringen oder Stuttgart-Süd“, sagt Christine Diedtmann. Auffällig sei: Abgesehen von Volkwin Kühbauch hätten sich fast nur Frauen gemeldet. „Wir könnten durchaus aber auch Männer gebrauchen.“ Natürlich freuten sich die Ehrenamtlichen aber über jede und jeden Einzelnen, der sich melde. „Wir sind total dankbar, dass unserem Hilferuf nicht nur Worte, sondern auch Taten gefolgt sind. Die Leute haben eindeutig signalisiert, dass der Weltladen nicht schließen darf“, sagt Christel Seitz, eine andere Ehrenamtliche.

Damit der Weltladen jedoch langfristig bestehen bleiben kann, braucht es nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Kunden. Christine Diedtmann glaubt, dass nach wie vor viele Menschen nicht wüssten, was für hochwertige Waren in Weltläden verkauft würden – etwa Schals aus Wolle von Baby-Alpakas, edle Ledertaschen oder feste Shampoos ohne Plastik. „Wir haben unsere Umsätze im Blick – und mehr Kunden können wir immer brauchen.“