Die TSG Stuttgart will für ihre Kampfsportarten eine neue Halle auf der Waldau bauen. Die Gesamtkosten wurden auf 570 000 Euro kalkuliert – nun verlangen alle Baufirmen aber deutlich mehr. Muss der Verein seinen Traum beerdigen?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Unzählige Gespräche hat Oliver Schwarz in den vergangenen zweieinhalb Jahren geführt – doch möglicherweise war all die Mühe des Vorsitzenden der Turn- und Spielgemeinschaft (TSG) Stuttgart umsonst. Bei den Terminen mit dem städtischen Baurechtsamt, dem Liegenschaftsamt, dem Sportamt, diversen Banken und dem Württembergischen Landessportbund (WLSB) ging es um die geplante neue Halle des Vereins. Die TSG hat vor gut einem Jahr sein Haus 2, in dem die Fußballer und eine Gaststätte untergebracht waren, sowie den Tennenplatz an die Stadt Stuttgart verkauft. Mit dem Erlös war geplant, eine neue Halle an die kleine TSG-Sporthalle anzubauen.

 

„Wir wollen das Kampfsporttraining am Standort Waldau konzentrieren“, sagt der Vereinsvorsitzende. Bisher ist das Training der Kinder und Jugendlichen aus der Karate- und der Aikidoabteilung aufgeteilt auf die kleine TSG-Halle, den Luftbadverein auf der Waldau, die Salzäckerschule in Möhringen sowie die Schwab- und Friedensschule im Stuttgarter Westen. Außerdem sollen durch den Bau der neuen Halle weitere junge Leute im Verein aufgenommen werden können: „Unsere Hallenkapazität ist erschöpft, wir haben bei den Kindern und Jugendlichen Wartelisten und können nur noch bei Fluktuation neue Mitglieder aufnehmen“, sagt Schwarz.

Die Gesamtkosten wurden auf 570 000 Euro kalkuliert

Bereits seit 2014 plant der Verein, auf 230 Quadratmetern eine Sporthalle mit 175 Quadratmetern Trainingsfläche, neuen behindertengerechten sanitären Anlagen und einer kleinen Teeküche zu bauen. Sie soll vor allem von den Kampfsportabteilungen genutzt werden. Gebaut werden soll sie auf dem Parkplatz neben der bestehenden kleinen TSG-Sporthalle.

Oliver Schwarz erläutert, warum noch immer nichts passiert ist, obwohl die Planungen seit knapp drei Jahren laufen: „2014 hat das Stuttgarter Architekturbüro Völlger für uns eine Halle entworfen. Die Gesamtkosten wurden auf 570 000 Euro kalkuliert.“ Mit dieser Berechnung trat der Verein in Verhandlungen und bekam von der Bank einen Kredit gewährt, außerdem wurden Zuschüsse von der Stadt und dem WLSB zugesagt. Doch nun findet der Verein keine Baufirma, die bereit ist, für diese 570 000 Euro tätig zu werden – und auch nicht für einen Preis, der sich grob in der Nähe dieser Kalkulation befindet.

Baufirmen verlangen bis zu 400 000 Euro mehr

„Egal welches Unternehmen wir anfragen, alle veranschlagen zwischen 250 000 und 400 000 Euro mehr als die kalkulierten 570 000 Euro“, berichtet Schwarz. Eine solche Summe könne sich der Verein aber nicht leisten. „Als die Planungen begannen, war ich so optimistisch, dass ich sogar davon ausging, die Bauarbeiten mit Firmen aus dem Filderraum machen zu können“, sagt Schwarz. „Mittlerweile haben wir bundesweit Baufirmen angefragt – bis nach Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern.“

Fragt man Schwarz, ob es sein könne, dass sich das Architekturbüro bei der Kalkulation verrechnet habe, meint dieser: „Ich habe eher den Eindruck, dass den Baufirmen die Handwerker fehlen und der Markt gesättigt ist.“ Derzeit werde überall so viel gebaut, dass Baufirmen die freie Wahl hätten – und für diese gelten Sporthallen eher als unattraktiv. Dazu komme, dass für auswärtige Firmen der Standort Stuttgart-Degerloch ungünstig sei: „Die Handwerker stehen meist morgens und abends allein innerhalb Stuttgarts eine Stunde im Stau.“

Bis 30. Juni muss eine Entscheidung fallen

Bis Mitte dieses Jahres, also bis 30. Juni, will der Verein eine Entscheidung treffen, ob die neue Halle kommt oder nicht. „Wenn wir bis dahin keine Baufirma finden, die uns ein realistisches Angebot macht, müssen wir unsere Planungen begraben.“ Falls es dazu komme, will der Verein das Geld, das für den Neubau der Sporthalle geplant war, in die Sanierung der bestehenden Halle stecken.

Außerdem müsste die TSG dann in Verhandlungen mit der Stadt treten, ob sie in den verschiedenen Hallen weitere Zeiten genehmigt bekommen würden, damit alle Kinder und Jugendlichen eine Chance auf Training hätten. „Noch bin ich zuversichtlich, wir haben noch ein paar Eisen im Feuer“, sagt Schwarz. Und möglicherweise werde ja auch durch diesen Artikel bei Bauunternehmen Interesse geweckt, hofft er: „Wir wollen jede Chance nutzen.“