Der Dackelmischling einer Frau aus Stuttgart-Asemwald ist an der Stadtbahn-Haltestelle „Degerloch“ zwischen Bahn und Gleis gefallen. Mehrere Minuten hing der kleine Hund dort fest, seitdem zeigt er mehrere Anzeichen von einem Trauma. Wir haben die Hundehalterin mit ihrem kleinen Anton getroffen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch/Asemwald - Im Nachhinein wünschte sich Monika Becker, dass sie sofort die Notbremse gezogen hätte. Doch in dem Moment, als ihr kleiner Dackelmischling an der Stadtbahn-Haltestelle „Degerloch“ in den Spalt zwischen der Bahn und dem Gleis gefallen war, war die 75-Jährige wie versteinert. „Ich habe nur noch ‚Oh Gott, oh Gott, oh Gott‘ gerufen“, berichtet sie. Glücklicherweise kamen der Rentnerin sofort andere Fahrgäste zu Hilfe.

 

Doch von Anfang an: Kürzlich war Monika Becker, die im Asemwald wohnt, mit der U 12 aus Dürrlewang in Richtung Hallschlag unterwegs. Mit dabei hatte sie ihre zwei Hunde, darunter auch den Dackelmischling Anton, den sie vor sieben Jahren aus einer Tötungsstation für Hunde in Ungarn gerettet hatte – er sei also sowieso psychisch schon etwas vorbelastet. Als die beiden in Degerloch die Bahn verlassen wollten, rutschte der kleine Hund aus bisher unerfindlichen Gründen zwischen die Bahn und das Gleis. „Nur noch sein Kopf schaute raus, der Körper hing fest“, berichtet die 75-Jährige. „Etwa drei Minuten zerrten mehrere Fahrgäste an Anton, bis sie ihn zum Glück befreien konnten.“

Hund erleidet Trauma

Doch danach war das Drama nicht vorbei: „Anton konnte mehrere Nächte nicht schlafen, hatte blaue Flecken und hat stark gezittert. Er hat nichts mehr gefressen und wollte die Wohnung nicht mehr verlassen“, berichtet Becker. Mittlerweile habe sich der Dackelmischling zwar wieder etwas beruhigt, Bahn fahren würde er jedoch nach wie vor nur äußerst ungern.

Unmittelbar nach dem Unfall hat sich Monika Becker an die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gewandt. Diese schiebt die Verantwortung von sich: „Wir werden den Spalt zwischen Fahrzeug und Gleis nie vollständig eliminieren können, da er notwendig ist“, sagt die Pressesprecherin Birte Schaper. Dies hänge mit verschiedenen Dingen zusammen: „Die Wagen der Stadtbahn sind sehr gerade, manche Haltestellen sind allerdings leicht gekrümmt. Aus diesem Grund braucht es etwas Platz zwischen der Bahn und dem Gleis.“ Dazu komme, dass sich die einzelnen Wagen bewegen könnten. „Wir versuchen jedoch, den Spalt mit rund sieben bis acht Zentimetern so gering wie möglich zu halten“, sagt Schaper.

Wie oft es zu Unfällen an Stadtbahn-Haltestellen kommt, kann oder will Schaper nicht sagen, räumt aber ein, dass hin und wieder auch Menschen mit ihrem Fuß in die Lücke hinein rutschten. „Generell empfehlen wir, dass Kinder, die gerade erst das Laufen gelernt haben, beim Ein- und Aussteigen an die Hand genommen und kleine Hunde auf den Arm genommen und werden“, sagt Schaper.

Wunsch nach mehr Informationen

Monika Becker ist das zu wenig: „Wenn man die Größe des Spalts nicht ändern kann, müsste die SSB unbedingt verstärkt auf die Gefahr von dieser Lücke hinweisen“, verlangt sie. So gebe es doch etwa in London auch regelmäßig Durchsagen und Schilder, dass man auf die „gap“ zwischen Bahn und Gleis achten solle.

In der Vergangenheit haben sich auch Rollstuhlfahrer mit dem Spalt an Stadtbahn-Stationen immer wieder schwer getan. So hat sich kürzlich ein 41-jähriger Rollstuhlfahrer über die angeblich 14 Zentimeter große Lücke an der Haltestelle „Cannstatter Wasen“ beklagt: Er sei beim Rückwärts-Rausrollen aus der Bahn fast nach hinten gekippt, seine Frau habe ihn in letzter Sekunde auffangen können.