Friedliche Koexistenz? Mitnichten: Radler und Fußgänger kommen sich oft in die Quere – in ganz Stuttgart, aber besonders oft auch auf der Jahnstraße in Degerloch. Nun gibt es einen Lösungsvorschlag.

Degerloch - Auf der Jahnstraße teilen sich seit einigen Jahren Radler und Fußgänger den Bürgersteig. 250 000 Euro hatte die Stadt im Jahr 2008 dafür bereitgestellt, die Initiative war aus dem Bezirksbeirat gekommen. Von friedlicher Koexistenz kann jedoch keine Rede sein.

 

Das zumindest ist der Eindruck, den viele Mitglieder des Degerlocher Bezirksbeirats aktuell haben. „Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass der kombinierte Fußgänger- und Radweg nicht gut funktioniert“, sagte Michael Köstler, dessen Fraktion SÖS/Linke-plus in der jüngsten Sitzung deshalb einen Antrag zur Verbesserung des Wegs einbrachte.

Oft komme es vor, dass Radler an alten Menschen vorbeisausten und diese sich erschreckten, so Köstler. Seine Fraktion will die Situation durch eine farbige Markierung verbessern; sie soll klar trennen zwischen der Radfahrer- und der Fußgängerseite. „Das würde die Gefährdung verringern“, so Köstler, zumal der Weg breit genug für zwei Spuren sei. Bislang gibt es überhaupt keine Markierung.

Opfer eines Radfahrers geworden

Wilfried Seuberth (SPD) pflichtete bei. Er selbst sei zwischen Hainbuchenweg und Königsträßle Opfer eines Radfahrers geworden. „Der kam zwischen mir und einer alten Frau durchgeschossen“, erzählte Seuberth. Kritik übte Thilo Roßberg (FDP). Die Jahnstraße solle nicht schmaler werden, zumal es dort gar nicht viele Radler gebe. „Ich bezweifle, ob man Rowdys durch eine Markierung vom Rowdytum abhält“, sagte Roßberg.

Die CDU befürwortete das Ansinnen grundsätzlich. „Man muss eben die rechtlichen Vorschriften beachten“, sagte Götz Bräuer. Genau hier könnte jedoch der Knackpunkt liegen: Denn die Jahnstraße ist rechtlich weder ein „getrennter Rad- und Gehweg“, der durchgängig markiert ist, noch ein „gemeinsamer Geh- und Radweg“, sondern lediglich ein Gehweg, der Fahrradfahrer duldet. „Für alles andere hätte es keinen Platz gegeben“, hatte Frank Hüttner vom Tiefbauamt bereits vor neun Jahren die Entscheidung für diese Variante begründet.

Die Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat wollte die Diskussion weiter fassen und die ganze Jahnstraße in den Blick nehmen. So zog Köstler den Antrag einstweilen noch einmal zurück – will ihn aber überarbeitet bald wieder stellen.