Das Tiefbauamt verbreitert derzeit den Gehweg an der Neuen Weinsteige, damit Radfahrer die Strecke bequem überwinden können. Neben dem unvermeidlich Ärger über die Bauarbeiten gibt es aber auch harsche Kritik und eine Befürchtung.

Degerloch/S-Süd - Seit Anfang Mai ist die Neue Weinsteige zwischen Ernst-Sieglin-Platz und Altenbergstraße bergabwärts – und teilweise auch bergauf – nur noch einspurig befahrbar. Abschnittsweise erneuert das Tiefbauamt dort eine 160 Meter lange Stützmauer. Die Strecke gehört zwar zum Stadtbezirk Süd. Für Degerloch sind die Arbeiten aber relevant. Denn für Radfahrer bietet sich künftig eine neue Möglichkeit, aus der Stadt auf die Filder zu gelangen. Denn im Zuge der Arbeiten an der Stützmauer verbreitert das Amt den Gehweg, damit künftig sowohl Fußgänger als auch Radfahrer Platz haben und das Stadtpanorama genießen können. Die Maßnahme kostet 1,9 Millionen Euro.

 

Auf dem Abschnitt gebe es dringenden Handlungsbedarf, sagte Joachim Andelfinger vom Tiefbaumt im Bezirksbeirat Degerloch. „Rückspiegel von Autos werden abgefahren, mit dem Rollstuhl und dem Kinderwagen kommt man auf dem schmalen Gehweg nicht durch.“ Radler könnten bislang nur durch Waldwege fahren, das Panorama bleibe ihnen verborgen. Derzeit sei der Gehweg 1,60 Meter breit. Wenn Autos parken, bleibe nicht einmal ein Meter für Fußgänger und Radfahrer.

Der Gehweg wird künftig 2,50 Meter breit sein

Der neue Gehweg soll durchgehend 2,50 Meter breit und für Radfahrer freigegeben sein. Beleuchtung, Geländer und Handlauf sollen Sicherheit garantieren. Zusätzlich ist eine Bushaltebucht geplant. Von ursprünglich 15 Parkplätzen, die oft ungenutzt bleiben, will man nur vier erhalten.

Die Fahrbahnen bleiben so breit wie vorher. „Wir arbeiten in vier Abschnitten“, sagte Andelfinger. Die Strecke sei 1000 Meter lang, bis Ende 2021 soll der neue Weg komplett befahrbar sein. Die Arbeiten auf dem aktuellen Abschnitt sollen bis Anfang September dauern.

Es gibt auch Kritik

Kritik am Vorhaben übte die SPD. „Ich halte das für eine Schnapsidee“, sagte Ulrich-Michael Weiß. Angesichts der Topografie Stuttgarts könne er sich nicht vorstellen, dass viele Radfahrer die Weinsteige hochradelten. Stattdessen hätte man Alternativrouten prüfen sollen, zum Beispiel durch die Nägelestraße oder den Weißenburgpark.

Michael Köstler (SÖS/Linke-plus) befürchtet eine Zweckentfremdung des Wegs: „Man muss den Radlern deutlich machen, dass sie dort nur bergauf fahren dürfen“, sagte er. Bergab müssten sie weiterhin auf der Straße fahren, was gefährlich sei. Sinnvoller als ein für Radler freigegebener Gehweg sei ein richtiger Radweg, so Köstler weiter. Dem widersprach Rainer Wallisch vom Stadtplanungsamt. Der Architekt der Weinsteige, Karl Etzel, habe sie ganz bewusst am sanftesten Anstieg des Kessels angelegt. Der Weg hinauf sei deshalb machbar, vor allem für Pedelec-Fahrer. Bergab könne man den Radverkehr nicht auch noch zulassen, das gebe die Breite der Straße einfach nicht her.