Eine Treppenanlage auf dem Haigst in Stuttgart-Degerloch verleitet Radler offenbar immer wieder zu Übermut. Zu leiden haben die Fußgänger. Die Forderung: Die Stadt soll etwas tun.

Degerloch - Auf der schmalen Treppenanlage an der Josefstraße leben Fußgänger gefährlich. Bewohner des Haigst wissen das seit Jahren. Regelmäßig kommen ihnen aus Richtung Degerloch übermütige Radfahrer entgegen, sagen sie. Sie suchten auf der Treppe wohl den Kick und brausten ohne Rücksicht auf Verluste mit Vollgas abwärts. Auch zum Bezirksbeirat hat sich die Situation mittlerweile herumgesprochen. Vor allem in der Zeit der coronabedingten Sperrung des Woodpecker-Trails habe sich die Lage zugespitzt, sagte Friedrich Haag (FDP).

 

Mit großer Mehrheit haben die Fraktionen am Dienstag einen Antrag seiner Partei angenommen, der die Verwaltung zum zügigen Handeln auffordert. Der Antrag sei geboten, denn verbessert habe sich die Lage höchstens marginal, sagt Anwohner Ulrich Nanz. „Mittlerweile sprechen die Haigst-Bewohner die Radfahrer öfter direkt an, sofern das überhaupt möglich ist, und konfrontieren sie mit ihrem Verhalten“, sagt Nanz.

Trotzdem sei keine wirkliche Veränderung in Sicht. „Ich habe mir das am Wochenende noch mal genau angeschaut und festgestellt, dass die Treppe noch immer äußerst attraktiv für Radfahrer-Gruppen ist“, sagt Ulrich Nanz, der selbst leidenschaftlich gern Rad fährt. Sollte die Stadt weiter untätig bleiben, will er Unterschriften sammeln, um Druck aufzubauen. „Wenn nichts passiert, werde ich das auf jeden Fall in Angriff nehmen“, sagt Nanz.

Nicht nur an den Treppen wird es brenzlig

Aber welche Maßnahmen soll die Stadt ergreifen? Im Gespräch sind unter anderem zwei Absperrbügel aus Stahl, die sich teilweise überlappen und Radfahrer zum Absteigen zwingen. Uneins sind sich die Fraktionen bei der Ursachenforschung. Während der Grüne Michael Huppenbauer gern die Downhiller ins Gebet nähme und einen Runden Tisch ins Spiel brachte, sieht die CDU kein grundsätzliches Problem bei den Radfahrern. Götz Bräuer macht vielmehr einige wenige Rücksichtlose für die Misere verantwortlich, während ein Großteil sich an die Regeln halte.

Deshalb plädierte er für Aufklärung und Sensibilisierung statt einzelner Maßnahmen. Ulrich-Michael Weiß (SPD) wiederum sieht akuten Handlungsbedarf. Querstangen seien daher eine einfache, effektive Lösung des Problems. Bewusst ist allen auch, dass sich das Radproblem nicht auf die Treppe beschränkt, sondern auch in der Unterführung der Stadtbahnhaltestelle besteht. Einen entsprechenden Antrag wollen die Fraktionen deshalb in der Sitzung nach den Sommerferien auf den Weg bringen.

Expertenrat ist gefragt

Im Gespräch sind Infotafeln, die Radfahrer zum Absteigen auffordern, und Bodenmarkierungen. Im Raum steht außerdem, auch auf der Rampe Richtung Stadtbahnhaltestelle eine Absperrung einzurichten. Ulrich Nanz ist skeptisch, ob diese Maßnahme allein Abhilfe schaffen würden. „Wichtig ist vor allem, ein Bewusstsein zu schaffen für das Problem. Den Leuten muss klar werden, dass sie nicht allein auf der Welt sind“, so Nanz, der auch selbst in der Unterführung kritische Situationen beobachtet hat. Man müsse außerdem berücksichtigen, dass die Rampe für Rollstuhlfahrer wichtig sei und diese von einer Absperrung wenig begeistert wären. Der stellvertretende Bezirksvorsteher Mykola Heinrich will sich nun Expertenrat holen. Um eine Lösung zu finden, will er Éva Ádám konsultieren, die Fahrradbeauftragte der Stadt.