Die Freie Aktive Schule in Stuttgart-Degerloch muss wieder um ihre Zukunft bangen. Der Grund: Die Baugenehmigung läuft im August dieses Jahres aus. Doch einen weiteren Umzug will die Schulleitung unbedingt verhindern.

Degerloch - Zukunftssorgen sind nichts Neues für die Freie Aktive Schule (FAS), doch derzeit sind sie besonders akut. Seit die FAS vor zehn Jahren die Gebäude der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft an der Hohen Eiche bezogen hat, ist die Schulleiterin Gabriele Groß immer wieder ins Bezirksrathaus gekommen, um die vertrackte Situation der Einrichtung zu schildern.

 

Was ist das Problem? Das quälendste sei, so Groß, die Planungsunsicherheit. Niemand weiß heute, wie es mit der Schule weitergeht. Zwar hat die Stadt als Eigentümerin der Gebäude den Mietvertrag bereits vor Jahren bis 2023 verlängert. Doch die bestehende Baugenehmigung ist befristet und läuft im August aus. Sie aber ist nötig, um die Bauten, in den 1990er Jahren als Flüchtlingsunterkünfte errichtet, für den Unterricht zu nutzen.

Schulleiterin will Umzug unbedingt vermeiden

Hinzu kommt, dass die Gebäude saniert werden müssten. Im März 2017 hat Groß dem Stadtplanungsamt erklärt, dass die Schule – der Montessori-Pädagogik folgend – eine größere Außenfläche benötige. Das Liegenschaftsamt habe ein Grundstück an der Möhringer Landstraße in Vaihingen vorgeschlagen. Das aber sei zu klein und wegen der Nachbarschaft ungeeignet.

Außerdem, so Gabriele Groß, wolle man alles daran setzen, im Bezirk zu bleiben. „Degerloch hat für uns absolute Priorität“, sagte sie. Einen weiteren Umzug will sie unbedingt vermeiden, die Schule hat schon einige Umzüge hinter sich. „Wir wollen nicht immer von vorne anfangen, damit ist ein wahnsinniger Aufwand verbunden.“

Für den derzeitigen Standort Hohe Eiche spreche auch die Tatsache, dass eine Erweiterung der bestehenden Bauten günstiger sei als ein Neubau, sowie der Umstand, dass man niemand in der Nachbarschaft störe. Mit der Nachbarschaft ist aber gleichzeitig das Dilemma der Schule verbunden, denn die Stadt weist das Grundstück als Sportentwicklungsfläche aus.

Schulleiterin hat sich an Michael Föll gewandt

Bei einem Runden Tisch haben Vertreter von Schule, Ämtern und Sportvereinen im vergangenen Jahr nach Möglichkeiten gesucht, Flächen und Gebäude gemeinsam zu nutzen – konkrete Ergebnisse blieben aus. Vor ein paar Tagen hat Gabriele Groß einen Brief an den Stadtkämmerer Michael Föll geschrieben. „Wir brauchen eine Zusage, dass wir noch ein paar Jahre im Gebäude bleiben können“, sagte Groß.

Einen Vorgeschmack darauf, was einmal entstehen könnte, lieferte der Architekt Christian Remes in der Bezirksbeiratssitzung am Dienstagabend. Seine Vision enthält ein dreistöckiges Eingangsgebäude als Eingang zum gesamten Areal. „Wir wollen einen Campus-Charakter reinbringen“, so Remes. Bestehende Beziehungen mit den angrenzenden Vereinen – so nutzen die Schüler deren Sportflächen– will man verstärken. Remes schwebt eine Symbiose von Sport und Bildung vor, wie es sie in der Stadt bislang nicht gibt.

Bezirksbeirat unterstützt die Schule

Es war nicht nur diese Idee, die im Bezirksbeirat auf offene Ohren stieß. Durch die Bank bekundeten die Lokalpolitiker ihr Verständnis. Während SPD-Sprecher Ulrich-Michael Weiß verlangte, den Flächennutzungsplan von Sport- in Schulflächen umzuwandeln, warnte Götz Bräuer (CDU) davor, Vereine und Schule gegeneinander auszuspielen.

Einstimmig einigen konnte man sich darauf, die Verwaltung aufzufordern, der Freien Aktiven Schule eine langfristige Perspektive zuzusichern – wenn nicht in Degerloch, dann solle die Stadt wenigstens einen konkreten Alternativstandort in Stuttgart nennen. Die Sportverwaltung solle außerdem gemeinsame Konzepte der Kooperation zwischen Schule und Vereinen vorlegen. Am dringendsten, weil überlebenswichtig für die Schule, ist die dritte Forderung: Die Verwaltung soll die Baugenehmigung verlängern.