Warum in die Ferne schweifen? Auch vor der Haustüre kann man Urlaub machen – und das sogar ganz wunderbar. Das zeigen die Stände von Leonberg über Rutesheim bis Weil der Stadt auf Europas größter Touristikmesse CMT.

Stuttgart - In Bad Waldsee waren sie schon, im Donautal und auf dem Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen. Und in diesem Jahr vielleicht Leonberg? Ilse Harksel aus Wendlingen ist noch auf der Suche für den jährlichen Ausflug mit ihrem Jahrgang, eigens dafür ist sie am Mittwoch nach Stuttgart auf die Messe Caravan, Motor, Touristik (CMT) gekommen. „Ja, das sieht natürlich gut aus“, sagt sie und blickt auf das hell erleuchtete Foto vom Pomeranzengarten, das da über dem Leonberger Stand hängt.

 

„Genau solche Tagestouristen sind unsere Zielgruppe“, freut sich Susanne Köster vom Leonberger Stadtmarketing. Am Mittwoch hat sie den Leonberger Stand bezogen, bis einschließlich Sonntag wechseln sich ihre Kollegen und sie dort ab, um für das Touristen-Ziel Leonberg zu werben. Denn nicht nur die Karibik, die Kanarischen Inseln und Kanada werben auf der CMT um Urlauber, auch die Ziele in der Heimat vor der Haustüre sind ein wichtiges Segment im Touristik-Bereich der Messe.

Weil der Stadt hat für sein historisches Altstädtle geworben

Neben Leonberg ist das auch Weil der Stadt, das für sein historisches Altstädtle geworben hat. An zwei Tagen, am Montag und am Dienstag, waren die Mitarbeiterinnen der Touristen-Info in Stuttgart. „Es hat mich total überrascht, wie groß die Nachfrage nach Stadtführungen war“, berichtet Renate Vollbrecht. Sie hatte sich ihren Stand-Dienst zusammen mit einer Weiler Hexe geteilt – und damit gleich das richtige Maskottchen dabei. „Ja, die Fasnet ist sehr bekannt, da haben wir schon einen Namen“, hat Vollbrecht festgestellt. Nachdem Weil der Stadt im vergangenen Jahr 20 neue Stadtführer ausgebildet hatte, war es vor allem deren Angebot, das die Kommune auf der CMT vermarkten wollte. „Wir sind sehr zufrieden“, bilanziert Renate Vollbrecht. „Mit den verschiedenen Führungen können wir allen Gruppen und Vereinen ein individuelles Angebot machen.“

Ein zufriedenes Lächeln hat auch Monika Wöhr-Kühnemann auf den Lippen. Ein paar Meter weiter hat die Chefin des Weissacher Busunternehmens ihren Stand aufgebaut. „Reisen zum Nordkap in Norwegen sind im Moment gut nachgefragt“, stellt sie fest. Viele Hände müssen ihre Mitarbeiter und sie während der CMT-Tage schütteln, Stammgäste begrüßen, Präsenz zeigen. „Gebucht wird bei so einer Messe aber weniger“, berichtet sie.

Auf die landschaftlichen Vorzüge der Region wollen die Mitarbeiter am Stand des Landkreises Böblingen aufmerksam machen. Dort wechseln sich die 40 Heckengäu-Naturführer ab. „Die Leute wollen vor allem wissen, was sie für Rundtouren machen können“, erzählt Ursula Kupke, eine davon. „Wichtig ist auch die Vernetzung mit Bus und Bahn.“ Sie empfiehlt dann zum Beispiel den Würmtalradweg, bei dem man mit der S-Bahn bis Weil der Stadt fahren und dann weiter bis Pforzheim radeln kann.

Sculptoura wird verlängert

Das reicht den Tourismus-Verantwortlichen in der Region aber noch lange nicht, mit verschiedenen Projekten versuchen sie, den Fremdenverkehr in der Region zu stärken. So soll die Skulpturen-Ausstellung in der Natur (Sculptoura) von Dätzingen bis nach Weil der Stadt verlängert werden. Zudem kündigt der Weil der Städter Bürgermeister Thilo Schreiber an, dass er in seiner Stadt ebenfalls einen Skulpturenweg, nämlich zu Ehren des Reformators und Sohns der Stadt, Johannes Brenz, am 7. Mai eröffnen will. Und auch der Schönbuchturm, ein rund 30 Meter hoher Aussichtsturm auf dem Stellberg bei Herrenberg, ist Thema auf der CMT, Baustart soll nämlich in der zweiten Jahreshälfte 2017 sein. Für dieses Projekt fand sogar Tourismus-Minister Guido Wolf (CDU) beglückwünschende Worte bei seinem Rundgang über die CMT.

Zwei Leonberg-Prospekte hat die Wendlingerin Ilse Harksel da bereits eingesteckt und auch ein Schlückchen Eltinger Wein probiert. Denn dafür ist Albert Kaspari vom Obst-, Wein- und Gartenbauverein auf dem Leonberg-Stand vertreten. „Viele wissen ja gar nicht, dass bei uns auch Wein angebaut wird“, sagt er. Das wolle er ändern, dafür hat er nicht nur einige Flaschen Eltinger Tropfen, sondern auch kleine Probier-Gläsle mitgebracht. „Leonberg ist schließlich die einzige Gemeinde im Kreis Böblingen, in der Wein angebaut wird“, sagt er. Ob Tagestouristin Ilse Harksel das überzeugen wird? Vielleicht kommt sie ja im Sommer, mit ihrem Jahrgang.

Die CMT in Stuttgart