Fahrradpendler gehen in Stuttgart offenbar auf Nummer sicher: Bei einer großen Kontrolle im Berufsverkehr hat die Polizei wenig zu beanstanden. Doch die Radler haben Sorgen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Manchem Radfahrer hat man am Donnerstag an der Tübinger Straße die Verwunderung angesehen. „Wer, ich?“, schienen sich die Pendler zu fragen, die um 7 Uhr über die Fahrradstraße in die Innenstadt rollten. Auf der Straße standen unübersehbar Polizeibeamte in Warnwesten und stoppten die Radler. Der eine oder andere blickte kurz um sich, ob nicht vielleicht doch noch irgendwo ein Auto auftaucht, das gemeint sein könnte, und stoppte dann. Da staunten auch die Fachleute von der Fahrradstaffel der Polizei. Stuttgarts Zweirad-Pendler gehen überwiegend auf Nummer sicher.

 

90 Prozent der Pendler sind mit Helm unterwegs

90 Prozent der am Donnerstagmorgen an der Tübinger Straße im Berufsverkehr kontrollierten Radfahrer hatten einen Helm auf – auch wenn eine Helmpflicht nach wie vor nicht im Gesetz verankert ist. Beim Licht am Fahrrad, in der dunklen Jahreszeit die Sicherheitsvorkehrung Nummer eins, sah es fast genauso gut aus. Das brannte immerhin an 89 Prozent der zwischen 7 und 8 Uhr kontrollierten Fahrräder. Die Beleuchtung war das zentrale Thema der Kontrolle.

Die meisten der kontrollierten Radfahrer sind zähe Dauerradler, die sich auch von den frostigen Temperaturen, dem Nieselregen und der Dunkelheit am Nikolaustag nicht dazu bewegen lassen, auf das Auto oder die Bahn umzusteigen. Einer von ihnen ist der 34-jährige Christian Spindler, an dessen Rad die Beamten der Fahrradstaffel bei der Kontrolle nichts auszusetzen haben: Er reflektiert und leuchtet vorschriftsmäßig in alle Richtungen. Jeden Morgen radelt der Ingenieur von Vaihingen bis hinter Waiblingen im Rems-Murr-Kreis. Er lobt die Polizei – vor allem weil sie keine Strafzettel verteilt, wenn jemand keine vorschriftsmäßige Beleuchtung hat, sondern Schoko-Nikoläuse, Reflektoren und Fahrradklingeln. „Aber es wäre gut, wenn in der Stadt auch ein paar Probleme gelöst würden“, sagt er. Und findet in den Bürgermeistern Peter Pätzold (Grüne, Referat Städtebau und Umwelt) und Schairer (CDU, Ordnungsreferat) gute Ansprechpartner. Der Radweg an der Nürnberger Straße ärgert Spindler. Viel zu schmal, da komme der Radler oft in Bedrängnis. Pätzold und Schairer, die beide ebenfalls viel radeln, haben Verständnis. „Aber wir haben für dort noch keine gute Lösung“, gesteht Pätzold. Springer hat Vorschläge, die will er der Stadt nun zukommen lassen.

Die Gruppe Zweirat kommt vorbei und diskutiert

Eine Gruppe hielt unaufgefordert an der Kontrollstelle an: Das alternative Radforum Zweirat kam dazu, um für mehr Radwege zu demonstrieren. Auch sie diskutierten mit den Bürgermeistern und dem Polizeipräsidenten Franz Lutz.