Die Narren in Stuttgart haben Wind und Wetter getrotzt: Nach mehr oder weniger heftiger Gegenwehr haben sie am Schmotzigen Donnerstag in Feuerbach und in Weilimdorf die Bezirksrathäuser erobert.

Feuerbach/Weilimdorf - Sie haben es wieder einmal geschafft: Am Schmotzigen Donnerstag haben die Narren die Rathäuser in Feuerbach und Weilimdorf gestürmt. Bis Aschermittwoch haben sie nun das Sagen.

 

Es ist nass und kalt, als sich die Mitglieder der Feuerbacher Narrenzunft um 17 Uhr auf dem Wilhelm-Geiger-Platz einfinden. Doch davon lassen sich echte Jecken nicht abschrecken. Angeführt vom Bock hüpfen die Wolfskehlen, Waschweiber, Gassafeger und Schaffle um den Biberbrunnen und animieren die Freunde des Feuerbacher Faschings zum Mitmachen. Die jungen Cowboys, Superhelden und Prinzessinnen sind gleich begeistert und schunkeln mit den Narren um die Wette.

Die Bezirksvorsteherin Andrea Klöber zeigt sich von den vielen Jecken erst einmal unbeeindruckt. Weder das Schunkeln noch eine Polonaise auf dem Wilhelm-Geiger-Platz können sie dazu bewegen, die geheizten Räumlichkeiten des Bezirksrathauses zu verlassen. „Kinder, jetzt seid ihr dran. Macht mal ordentlich Krach“, ruft der Bock. Die Mädchen und Buben geben ihr Bestes. Sie stampfen, klatschen und jubeln so laut, dass Andrea Klöber die Arbeit einstellen muss. Sie seilt daraufhin den Rathausschlüssel aus dem ersten Stock ab. Dazu gibt es viele Ballons und Bonbons – ganz nach dem Motto „Feuerbach ist bunt“. „Liebe Frau Schultes, wir wollen dich loben. Für diese weise Entscheidung im Rathaus dort droben. Die Regierungsgeschäfte in Feuerbach an uns abzugeben. Dies beschert dir ein paar Tage lang ein wohliges Leben. Lass uns hier regieren, uns Narren und Toren. Geh du ins Konzert, bekommst Musik auf die Ohren“, reimt der Bock. Nach diesen Versen will die Bezirksvorsteherin auch die Stadtkasse nicht mehr behalten. Die Narrenzunft hat schon angekündigt, das Geld unters Volk bringen zu wollen.

Die Hörnelshasa bliesen zum Jubiläumssturm

Schon seit 14 Uhr sind die Narren auf dem Löwen-Markt in Weilimdorf zu Gange. Um 17 Uhr blasen sie mit musikalischer Unterstützung durch die First Guggenband Stuttgart zum Rathaussturm. Doch auch die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich mag ihren Sessel im warmen Bezirksrathaus erst nicht räumen. „Feucht-fröhliche Partys sind nach unserem Sinn. Doch bei dauerndem Regen bleiben wir lieber drin“, ruft sie den Narren auf dem Löwen-Markt zu. „Wer um alles in dieser Welt hat für so eine Party dieses Wetter bestellt?“ Volker Blanke von den Hörnleshasa bezeichnet sie daraufhin als Spaßbremse. Und er hat noch mehr auszusetzen: Da der Kreisverkehr am Löwenplatz nicht gebaut werde, könnten die Hörnleshasa dort auch ihr längst beantragtes Karottenbeet nicht anlegen. Doch die Bezirksvorsteherin weiß zu kontern: „Das heißt nicht Karotten, das sind gelbe Rüben, und die wachsen beim Gärtner und nicht da drüben!“

Nach langem Hin und Her gibt Ulrike Zich dann doch klein bei und rückt den Schlüssel zum Bezirksrathaus raus. Und weil die Weilemer Narrenzunft in diesem Jahr ihr elfjähriges Bestehen feiert, stimmt die Bezirksvorsteherin sogleich ein Geburtstagsständchen für die Hörnleshasa an. Die Bescherung folgt auf dem Fuße: Für jedes Jahr bekommen die Narren eine Flasche Sekt überreicht – so lässt sich’s feiern.