Für einen Ergänzungsbau des Theaterhauses müssen rund 40 Millionen Euro am Pragsattel investiert werden. Unter anderem sollen eine neue Tanzhalle für mindestens 600 Besucher und eine Tiefgarage gebaut werden.

Stuttgart-Feuerbach - Für Oberbürgermeister Fritz Kuhn ist das Theaterhaus auf dem Pragsattel das Flaggschiff des Stuttgarter Kulturlebens. Jährlich kommen rund 300 000 Gäste an die Siemensstraße, um eine der 850 bis 900 Veranstaltungen zu besuchen.

 

In den vergangenen Monaten sind allerdings einige Probleme entstanden, welche die Existenz des Theaterhauses gefährden. „Hinter unserem Gebäude sollen 300 neue Wohnungen entstehen“, sagt der Theaterhausleiter Werner Schretzmeier. „Diese Bebauung kann ohne einen zusätzlichen Lärmschutz die Betriebsfunktion des Hauses lahmlegen.“ Wie ein Gutachten zeigt, werden die gesetzlich erlaubten Emissionsgrenzen in den Abend- und Nachtstunden vom Theaterhaus deutlich überschritten. Die abfahrenden Besucher sowie vor allem der Rangierverkehr beim Verladen des Equipments der Künstler seien dafür verantwortlich. Als Puffer zwischen Theaterhaus und neuem Wohngebiet soll ein Neubau dienen. Anfänglich dachte man bei der Stadt über ein gewerblich genutztes Gebäude nach. Mittlerweile ist allerdings von einem Ergänzungsbau für das Theaterhaus die Rede. Das hat mehrere Gründe: Seit 2009 sind das Probezentrum für Tanz und Schauspiel sowie das Kulissenlager des Theaterhauses aus Platzgründen in einer angemieteten, umgebauten, rund 1800 Quadratmeter großen Gewerbeimmobilie am Löwentor untergebracht. „Der Mietvertrag endet dort 2018“, sagt OB Kuhn. Der Grundstückseigentümer habe im April mitgeteilt, dass er das Gebäude abreißen lassen werde. „Ersatzflächen sind keine vorhanden. Das Theaterhaus steuert damit auf einen Punkt zu, wo die bisherige Entwicklung des Hauses beeinträchtigt und die von Tanz und Schauspiel mit jeweils jährlich etwa 30 000 Besuchern gefährdet ist“, sagt Fritz Kuhn.

Neue Tanzhalle für mindestens 600 Besucher

Der Oberbürgermeister und Werner Schretzmeier sind der Überzeugung, dass ein Ergänzungsbau mit spezieller Tanzhalle wirkungsvoll Abhilfe leisten könnte. Diese Tanzhalle könnte laut dem Theaterhausleiter die jährlich 60 Veranstaltungen des eigenen Tanzensembles um Eric Gauthier und weitere Gastspiele beherbergen. Schretzmeier geht derzeit davon aus, dass die Tanzhalle an 165 Tagen belegt sein wird.

Der Umzug des Ensembles in die eigene Tanzhalle für mindestens 600 Besucher würde auch wieder dringend benötigte Kapazitäten in der größten Halle des Theaterhauses (T 1) freimachen. „Wir können den Bedarf an Mietanfragen gerade nicht decken“, sagt Schretzmeier. Aufgrund des großen Erfolges der Tanzsparte fänden viele Vorstellungen in der Halle T 1 statt. Das mache wiederum viele Auf- und Abbautage notwendig. „Man kann ohne Übertreibung sagen, dass dadurch jährlich ein ganzer Betriebsmonat verloren geht“, betont Werner Schretzmeier.

Eine Option sei zudem, die Freie Tanz- und Theaterszene mit in den Ergänzungsbau zu integrieren, die seit 2011 über keinen festen Aufführungsort mehr verfüge. Die Stadtverwaltung geht von einer Fläche von 500 bis 600 Quadratmeter aus.

Konzept soll bis Anfang 2017 stehen

Im Rahmen der neuen Konzeption spielt auch die Parksituation des Theaterhauses eine größere Rolle. Nachdem die Fläche P 3 an der Maybachstraße mit ihren 241 Parkplätzen dem Theaterhaus bald nicht mehr zur Verfügung stehen wird, soll eine Tiefgarage mit rund 220 Stellflächen in unmittelbarer Nähe zum Theaterhaus gebaut werden.

Die Investitionskosten für diese Maßnahme sind vom Hochbauamt und einem externen Projektsteuerer auf circa 40 Millionen Euro geschätzt worden. Wie hoch der Anteil des Landes sein wird, steht erst fest, wenn eine konkrete Kostenberechnung vorliegt. Die Stadt hofft, bis Anfang 2017 ein Planungs- Bau- und Finanzierungskonzept vorlegen zu können. Um dieses Ziel umsetzen zu können hat der Gemeinderat in den vergangenen Haushaltsberatungen 1,5 Millionen Euro an Planungsmitteln bereitgestellt. Doch nicht nur Land und Stadt könnten sich an der Finanzierung beteiligen. „Die Verantwortlichen des Theaterhauses sind aufgrund der bisherigen Kontakte und Gespräche zuversichtlich, dass auch Dritte sich in die Finanzierung einbringen und das Projekt mit Beiträgen in Millionenhöhe unterstützen werden“, sagt Fritz Kuhn.