An der Krailenshaldenstraße im Gewerbegebiet Feuerbach-Ost werden derzeit vier Systembauten für maximal 321 Bewohner errichtet.

Stuttgart-Feuerbach - Am Montag wurde im Sozialausschuss des Gemeinderats der aktuelle Flüchtlingsbericht vorgestellt. Demnach wurden Ende August in Stuttgart 8117 Personen in insgesamt 129 Flüchtlingsunterkünften gezählt. Damit liegt die Zahl deutlich unter dem vergangenen Halbjahreswert. Damals waren noch 8558 Menschen registriert. Der Feuerbacher Bezirksbeirat Jochen Heidenwag (Freie Wähler) hakte in der aktuellen Sitzung des Bezirksbeirats am vergangenen Dienstag unter dem Punkt „Fragen und Anregungen“ nach, was diese rückläufigen Zahlen denn für den Stadtbezirk und die Unterbringungssituation vor Ort bedeuten.

 

Im Moment habe sich die Lage in Stuttgart deutlich entspannt, antwortete Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. In Feuerbach seien die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die bis in den August hinein auf dem ehemaligen Leitz-Areal untergebracht waren, inzwischen ausgezogen. Der Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach (FFF) habe auch dort eine hervorragende Arbeit geleistet, sagte Klöber. Die vier im Bau befindlichen Systembauten im Gewerbegebiet Feuerbach-Ost an der Krailenshaldenstraße sollen bis Mitte Oktober fertiggestellt werden. Die ersten Flüchtlinge können dort voraussichtlich ab dem 7. November einziehen. Bis zu 290 Personen werden in den vier Gebäuden voraussichtlich untergebracht, eine Vollbelegung (321 Plätze) wird nicht angestrebt, heißt es beim Sozialamt. Hauptsächlich sollen dort Familien einziehen – zwischen 60 und 70 Prozent werde voraussichtlich der Anteil der Familien in der neuen Feuerbacher Unterkunft betragen. Der Rest seien alleinstehende Flüchtlinge. Die meisten der Bewohner werden aus Syrien, dem Irak und Afghanistan kommen. Geplant ist zudem, dass das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Leitung und sozialpädagogische Betreuung der Flüchtlingsunterkünfte an der Krailenshaldenstraße übernehmen wird. Die Lage der Systembauten sei allerdings sehr ungünstig, betonte die Bezirksvorsteherin. Sie befänden sich am Rande des Gewerbegebietes Feuerbach-Ost. Es gebe dort keine Kita, keine Schule und so gut wie keine Einkaufsmöglichkeiten.

Die Altlastensanierung ist beendet

Das Grundstück an der Krailenshaldenstraße 49 wurde seit 1919 zunächst im kleineren Umfang und schließlich von 1930 bis 1967 großflächig als Tanklager genutzt. Danach waren eine Spedition, eine Kfz-Werkstatt, ein Autohandel sowie Kleingewerbe auf dem Areal ansässig. Zuletzt gehörte die Fläche der BP Europa SE, die auch für die Sanierung der Altlasten verantwortlich ist, die vor dem Bau der Unterkünfte stattgefunden hat. „Auf dem Grundstück sind in den Bereichen von ober- und unterirdischen Tanks, Lagerräumen sowie Umfüll- und Abfüllstationen im Laufe der Zeit erhebliche Mengen verschiedener Umschlags- beziehungsweise Flüssigschadstoffstoffe zunächst in den Boden und von dort aus in das in etwa neun Meter Tiefe anstehende Grundwasser gelangt“, sagt Ulrich Reuter vom Amt für Umweltschutz auf Nachfrage unserer Zeitung. Die BP Europa SE habe auf freiwilliger Basis auf dem Grundstück eine Aushubsanierung durchgeführt. Der Boden sei bis zu acht Meter tief ausgehoben worden.

Nun ist die Sanierung beendet und die Bauarbeiten sind in vollem Gang. Wer an der Krailenshaldenstraße aber genau einziehen werde, wisse man noch nicht, sagt Roland Saur vom Freundeskreis. Gleichzeitig berichtete er im Bezirksbeirat von den Erfahrungen in den bereits bestehenden Flüchtlingsunterkünften in Feuerbach. Dort funktioniere soweit alles gut.

In den Systembauten Bubenhaldenstraße waren Mitte September 126 Flüchtlinge untergebracht, davon 44 Alleinstehende, 19 Familien, 37 Kinder und Jugendliche: „46 Flüchtlinge sind inzwischen anerkannt als Asylbewerber und sie könnten Wohnungen beziehen – wenn sie welche hätten“, sagt Saur. Die Wohnungssuche gestalte sich aber äußert schwierig und gehe nur über persönliche Kontakte. Zwölf Flüchtlinge haben über den Arbeitsmarkt Anstellungen gefunden, davon zwei in Ausbildung und zwei in Praktika. Weitere zwölf Bewohner seien in gemeinnützigen Projekten für 80 Cent die Stunde beschäftigt. Etwa 30 Flüchtlinge aus Balkanländern seien inzwischen wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt.

Die Situation an der Wiener Straße, wo drei Systembauten errichtet wurden, sei noch sehr neu und bedürfe derzeit noch der Klärung, berichtet Roland Saur weiter. „Das Ziel ist, dass alle Flüchtlinge Deutschkurse besuchen können. Einige warten schon knapp ein Jahr auf einen Deutschkurs.“ Erfreulich sei allerdings, dass für alle Kinder und Jugendlichen der Unterkunft an der Wiener Straße Kindergartenplätze und Schulklassen gefunden wurden.