Aufatmen beim VfB: Dank einer Leistungssteigerung nach der Pause haben die Stuttgarter gegen den FC Augsburg mit 2:1 gesiegt.  

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Der VfB Stuttgart bewegt sich weiter auf einem schmalen Grat. Denn auch beim 2:1-(0:1-)Erfolg gegen den FC Augsburg balancierte der Fußball-Bundesligist zwischen einer spielerisch kaum zu ertragenden ersten und einer entschlossenen zweiten Hälfte. Dabei machte Martin Harnik den großen Unterschied. Der Rechtsaußen erzielte beide VfB-Tore.

 

Wie vor wenigen Wochen in Nürnberg erhielt der VfB auch am Sonntag rechtzeitig einen Energieschub. Damals kam er durch die Umstellungen von Bruno Labbadia zur Halbzeit, was am Ende ein 2:2 bedeutete. Diesmal reichte die Pausenansprache des Trainers, um vom Energiesparmodus auf Vollbetrieb umzuschalten. Durch den Arbeitssieg schoben sich die Stuttgarter auf den sechsten Tabellenplatz – ein Rang, der zum internationalen Start berechtigt, aber auch ein Rang, der punktemäßig nicht weit vom Ligamittelmaß entfernt liegt.

Entsprechend fielen die Reaktionen im VfB-Lager aus. Freude, natürlich. Aber ebenso Erleichterung. Denn beim VfB bleibt in dieser Runde nur eines beständig: er benötigt hundert Prozent an Laufbereitschaft, hundert Prozent an Konzentration und auch einiges an Glück, um die Spiele erfolgreich zu bestreiten. Um die VfB-Mannschaft nicht nur ergebnismäßig nach vorne zu bringen, sondern ebenso fußballerisch weiterzuentwickeln, sandte Labbadia schon vor dem Anpfiff ein Signal. Der Trainer entschied sich mit Cacau und dem wieder genesenen Pawel Pogrebnjak für zwei Stürmer und somit für eine offensivere Ausrichtung als zuletzt. Dazu sollte der frühere Augsburger Ibrahima Traoré gegen seinen Ex-Club über den linken Flügel für Schwung sorgen. Dafür mussten Zdravko Kuzmanovic und Shinji Okazaki auf der Stuttgarter Bank Platz nehmen.

Es fehlte an Tempo, es mangelte an Präzision

Doch der Plan ging zunächst nicht auf. Die Stuttgarter kamen nach der Länderspielpause überhaupt nicht in die Gänge. Vielmehr wirkte es gar so, als würden die VfB-Profis ihre vierte englische Woche in Folge absolvieren. Es fehlte an Tempo, es mangelte an Präzision. Zusammen ergab das einen derart uninspirierten Spielaufbau, dass viele der 60.000 Zuschauer in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena immer wieder ungläubig den Kopf schüttelten. Zwar hatte Labbadia schon vor der Partie auf mildernde Umstände plädiert und darauf aufmerksam gemacht, dass man sich gegen den Aufsteiger auf ein Geduldsspiel einstellen müsse, doch eine solche Fehlpassorgie hatte auch er nicht erwartet.

Mal aufgebracht, mal nachdenklich tigerte der Trainer durch seine Coachingzone, weil sich die Stuttgarter auch in der Abwehr Unaufmerksamkeiten leisteten. Da vertändelte Martin Harnik hinten den Ball, da passte Georg Niedermeier einem Augsburger in die Beine. Dem Innenverteidiger, der den gesperrten Maza ersetzte und dabei sein erstes Pflichtspiel in der laufenden Saison absolvierte, war seine lange Verletzungspause anzumerken. Entscheidender war zu Beginn jedoch, dass Niedermeiers Nebenleute ihm nicht helfen konnten, weil fast jeder mit sich selbst beschäftigt war.

Zudem trat die fußballerische Schwäche des VfB einmal mehr zu Tage: wenn die Mannschaft selbst kreativ werden muss, dann hat sie Schwierigkeiten. Das zeigte sich zum Beispiel an William Kvist. Der Däne ist ein Stratege, wenn es um Organisation, Balleroberung und das Einleiten von Kontern geht, im Spielaufbau von hinten heraus verschleppt er jedoch das Tempo. Gerade einmal schaffte es der VfB so im ersten Durchgang ernsthaft bis in den Augsburger Strafraum. Und da war dann gleich Martin Harnik zur Stelle. Mit seinem fünften Saisontor gelang dem Österreicher das 1:0 (41.). Glücklich, oder effizient – wie man will. „Das war wahrscheinlich unsere schlechteste Hälfte in dieser Saison“, sagte der VfB-Manager Fredi Bobic.

Nach dem Wechsel mussten die Gastgeber dann erst einmal ein Negativerlebnis verarbeiten, ehe sie sich daran machten, das fußballerische Niveau zu heben. Ein schöner Schlenzer des besten Augsburgers Tobias Werner landete im VfB-Tor (47.). Doch die Antwort kam prompt. Und erneut lieferte sie Harnik, der nach feiner Einzelleistung von links mit rechts traf (51.). Ein Tor, das Sicherheit brachte. Denn wirklich in Gefahr geriet das VfB-Tor nicht mehr.

VfB Stuttgart Ulreich Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Molinaro Kvist Harnik, Traoré (74. Okazaki) Hajnal Cacau (87. Kuzmanovic), Pogrebnjak (74. Gebhart) .

FC Augsburg Amsif Reinhardt (62. Gogia), Callsen-Bracker, Langkamp, Verhaegh Hosogai, Davids Baier (78. Mayer), Brinkmann, Werner Mölders (72. Kapllani) .

Schiedsrichter Dingert (Lebecksmühle) .

Zuschauer 60. 000 (ausverkauft) .

Tore 1:0 Harnik (41.), 1:1 Werner (47.), 2:1 Harnik (51.) .

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