Mit ein wenig Glück zum Erfolg: eine effektive Stuttgarter Mannschaft setzt ihre Erfolgsserie mit dem 3:1-Sieg beim FC Augsburg fort.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Augsburg - Neben der Marionette aus der Puppenkiste, die vor dem Spiel anstatt eines Wimpels übergeben wird, gehört auch der sogenannte Bierometer zu den Augsburger Bundesliga-Eigenheiten. 100 Liter spendiert eine ortsansässige Brauerei für jedes Heimtor des FCA. Dieses Geschenk half den Augsburger Fans am Dienstag möglicherweise, die 1:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart zu vergessen.

 

Nur noch undeutlich dürften sich auch die Stuttgarter Anhänger erinnern – und zwar an den letzten VfB-Misserfolg. Der trug sich am 19. Februar in Hannover zu. Danach ist viel passiert, eine VfB-Niederlage war allerdings nicht dabei. Seit nunmehr acht Spielen sind die Stuttgarter ungeschlagen und haben sich so bis auf Platz fünf vorgearbeitet und diesen gestern verteidigt. Kein anderer Bewerber für die Teilnahme an der Europa League kann aktuell ein vergleichbares Zeugnis vorlegen.

Dieses im Moment durchweg positive sportliche Bild rundet der VfB-Auftritt in Augsburg ab, über den der Manager Fredi Bobic sagt: „Die Fehler wurden eiskalt ausgenutzt. Wir brauchen nicht viele Chancen, das macht uns gerade so stark.“

Eine Aufstellung, die funktioniert

Bei den heimstarken und dennoch abstiegsgefährdeten Augsburgern begann der VfB mit derselben Aufstellung wie zuletzt beim 4:1-Sieg gegen Mainz. Und die nächste Parallele ließ nicht lange auf sich warten. Ein Elfmeter brachte die Stuttgarter wie schon am Samstag gleich ins Hintertreffen. Sven Ulreich hatte Marcel Ndjeng von den Beinen geholt. Nando Rafael verwandelte den Strafstoß in der 5. Minute zum 1:0 für die Gastgeber. Und wieder kam eine Stuttgarter Reaktion. Den Eckball von Tamas Hajnal köpfte Serdar Tasci zum 1:1 ins Tor des chancenlosen Simon Jentzsch (24.). Das so bewiesene Stuttgarter Selbstbewusstsein verunsicherte die bis dahin überlegenen Augsburger. Das Spiel lief mit einem Mal in die andere Richtung. Und wie.

Hatten sich die Stuttgarter anfangs noch schwer mit dem dicht gestaffelten Augsburger Abwehrriegel getan, hatten sie Mitte der ersten Hälfte den Schlüssel gefunden. Da schickte Tamas Hajnal in der 34. Minute Martin Harnik mit einem präzisen Pass auf die Reise, die der österreichische Nationalspieler mit seinem 15. Saisontreffer zur Stuttgarter 2:1-Führung abschloss.

In der zweiten Hälfte kam beim VfB für den erneut nicht überzeugenden Arthur Boka auf der linken Abwehrseite Cristian Molinaro ins Spiel. Der Italiener musste dann auch gleich in allerhöchster Not einen Schuss abblocken. Für einige Aufregung sorgten auch Feuerzeuge und Becher, die in Richtung Bibiana Steinhaus, der vierten Offiziellen, flogen. Was die unmissverständliche Ankündigung eines Spielabbruchs im Wiederholungsfall nach sich zog.

VfB verliert die Kontrolle über das Spiel

In der Folgezeit war der VfB bemüht, das Tempo aus der Partie zu nehmen. So ging allerdings auch die Kontrolle über das Spiel wieder verloren. So richtig in Bedrängnis kamen die Stuttgarter aber nicht mehr, weil die Hintermannschaft sehr sicher agierte. Vor allem Gotoku Sakai lieferte auf der rechten Seite erneut eine gute Leistung ab. In der Offensive wussten Martin Harnik und Tamas Hajnal zu überzeugen. Und natürlich auch Vedad Ibisevic, der wie kein anderer die enorme Stuttgarter Effektivität verkörpert. Vom Bosnier sah man in dieser Partie nicht übermäßig viel, aber dann trat er doch noch ganz entscheidend in Aktion – mit dem Treffer zum Stuttgarter 3:1 (84.).

Nun bekommt es der VfB am Freitag mit Werder Bremen zu tun, einem Konkurrenten im Rennen um die Europa-League-Teilnahme. Mit Hilfe des Augsburger Bieres lässt sich zuvor sogar noch ein bisschen von der Champions League träumen. „Ich lasse träumen und schmunzle“, sagt der Trainer Bruno Labbadia

Unverändert weiter geht der Stuttgarter Höhenflug allerdings nicht. Im nächsten Spiel ist nämlich Zdravko Kuzmanovic gesperrt, der in Augsburg die fünfte Gelbe Karte sah und nun gesperrt ist.

FC Augsburg

Jentzsch - Verhaegh, Sankoh, Langkamp, Ostrzolek (85. Werner) - Hosogai - Ndjeng (68. Callsen-Bracker) , Baier, Koo, Bellinghausen - Rafael (76. Mölders).

VfB Stuttgart

Ulreich - Sakai, Tasci, Niedermeier, Boka (46. Molinaro) - Kvist, Kuzmanovic (58. Gentner) - Harnik, Hajnal (76. Cacau), Schieber - Ibisevic.

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken).

Zuschauer: 30 660.

Tore: 1:0 Rafael (5./Foulelfmeter), 1:1 Tasci (24.), 1:2 Harnik (34.), 1:3 Ibisevic (84.).