Die Besetzung einer Wohnung in der Wilhelm-Raabe-Straße in Stuttgart-Heslach hat ein finanzielles Nachspiel. Das Bündnis Leerstand beleben beklagt, dass die Wohnungen weiterhin unbewohnt sind.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Besetzung zweier Wohnungen an der Wilhelm-Raabe-Straße hat nun weitere Folgen für die Bewohner, die sich dort einquartiert hatten. Eine Frau, die mit ihrer kleinen Tochter im Mai in die leer stehende Wohnung gezogen war, hat von den Anwälten der Eigentümer einen Kostenfestsetzungsantrag in Höhe von rund 10 000 Euro erhalten. Das teilt die Gruppe Leerstand beleben mit. Wofür die Kosten genau erhoben werden, wird in der Pressemitteilung nicht aufgeschlüsselt. Der Rechtsanwalt war nicht zu erreichen.

 

Die Besetzer waren im Mai in zwei leer stehende Wohnungen in Heslach gezogen. Nach etwa vier Wochen wurden die Wohnungen von einem Gerichtsvollzieher auf Antrag der neuen Besitzer geräumt.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Bündnis Leerstand beleben beklagt, dass die betroffenen Wohnungen seither weiterhin leer sind, obwohl etliche Stuttgarter auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum seien. Die Nachbarn, die sich mit den Besetzern solidarisiert hatten, haben laut der Pressemitteilung den Eindruck, sie sollten nun zum freiwilligen Auszug gedrängt werden. Eine der Familien hatte kurz nach der Räumung auch eine Kündigung des Mietverhältnisses erhalten. Dagegen wurde Widerspruch eingelegt, sie wohnt weiterhin in dem Haus.

Inzwischen hätten die Hauseigentümer auch den Dachboden räumen und für die Mieter sperren lassen. Bei dieser Aktion sei die Polizei eingeschritten. „Wir mussten nicht eingreifen, haben zwischen den Parteien vermittelt“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Besetzung hat für mehrere Parteien ein juristisches Nachspiel. Es wird gegen eine Nachbarin ermittelt, der vorgeworfen wird, die Besetzer ins Haus gelassen zu haben. Sie wird der linken Szene zugerechnet. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Stadträte Hannes Rockenbauch, Luigi Pantisano und Tom Adler von SÖS/Linke-plus, die im Haus ein Videointerview mit einer Besetzerin führten.