Lang genug hat sich Edelgard Grieger über Abfall direkt vor ihrer Haustür in Stuttgart-Heumaden geärgert. Dann hat sie beschlossen, etwas dagegen zu tun. Zunächst stieß sie jedoch auf Widerstand.

Heumaden - Die Ecke Bildäcker- und Kerbelstraße liegt mitten im Wohngebiet in Heumaden, und doch kommt man sich ein bisschen vor wie im Park. Birken lassen ihre Zweige bis zum Boden baumeln, Linden bilden ein grünes Dach über einer ausgedehnten Rasenfläche. Genau auf dieses hübsche Eckchen hat der Bürgerverein vor Jahren eine Bank gestellt, erzählt Edelgard Grieger, eine direkte Anwohnerin, und vor allem Senioren und junge Mütter nutzen laut ihr die Sitzgelegenheit gern.

 

Von ihrem Küchenfenster aus hat Edelgard Grieger diese Bank ganz genau im Blick. Und sie sieht, dass sie seit einiger Zeit ein beliebter Treffpunkt von jungen Leuten ist – mit all seinen negativen Konsequenzen. Kaffeebecher, Flaschen, Pizzaschachteln und andere Fastfood-Relikte liegen herum, „vor allem jede Menge Zigarettenstummel“, sagt die 79-Jährige. Der Abfall ist ihr zuwider, ein öffentlicher Mülleimer ist weit und breit nicht in Sicht. „Ich bin von Beruf Lehrerin und Kunsterzieherin, das stört mein ästhetisches Verständnis.“

Die Beutel seien immer wieder abgenommen worden

Aber statt sich immer nur zu ärgern, hat Edelgard Grieger das Problem einfach selbst in die Hand genommen, denn sie weiß: Liegt einmal Müll da, wächst der Haufen schnell unkontrolliert. Seit etwa zwei Monaten hängt sie gelbe Müllsäcke an die Bank, zudem hat sie ein Schild gestaltet, das auf den improvisierten Abfalleimer aufmerksam macht. „Anfangs hatte ich einen Eimer für die Zigaretten aufgestellt, aber den hat jemand anonym entfernt“, sagt sie mit hochgezogenen Augenbrauen, auch die Beutel seien zu Beginn immer wieder abgenommen worden, „doch ich habe nicht lockergelassen“. Zudem hat Edelgard Grieger die Jugendlichen einfach angesprochen und um mehr Ordnung gebeten. Und siehe da: Die Konstruktion wird angenommen. Getränkedosen und Kekstüten liegen im Sack und nicht am Boden.

Die gelben Tüten wechselt die Nachbarin, sobald sie voll sind. Edelgard Grieger hofft, dass ihr Tun andere dazu anregt, ebenfalls die Vermüllung im Bezirk anzupacken. „Ich möchte die Mitbürger animieren, sich zusammenreißen und auf die Ordnung zu achten“, sagt sie. Denn sie habe sich selbst davon überzeugt: Kleine Aktionen können einen großen Effekt haben.