Eine Verhaltensänderung wird ein Tempo-30-Schild allein, ohne die realistische Gefahr beim Regelvorstoß auch erwischt zu werden, wohl nicht bewirken, kommentiert der Redakteur Cedric Rehmann.

Stuttgart-Heumaden - Der Ruf nach Tempo 30 dürfte nicht nur im Bezirk Sillenbuch in den kommenden Monaten immer lauter werden. Die Bundesregierung macht es möglich, dass künftig auch auf Verbindungsachsen – den Vorbehaltsstraßen – die Geschwindigkeit reduziert werden kann, wenn etwa eine Schule in der Nähe ist.

 

Das öffnet den Begehrlichkeiten von Eltern, Anwohnern oder auch Lokalpolitikern nun Tür und Tor. Denn die Nähe zu einer Einrichtung ist erst einmal Einschätzungssache. Der Gesetzgeber sollte da bald klare Definitionen liefern. Sonst muss sich die Verwaltung bald mit einer Flut von Anträgen beschäftigen, die alle Tempo 30 an dieser oder jener Stelle fordern.

Unterschiedliche Geschwindigkeitszonen in einem Ort bewirken weniger Sicherheit

Das Ansinnen ist dabei sicher in vielen Fällen nachvollziehbar. Doch die reduzierte Geschwindigkeit wird das Unfallrisiko nur mindern, wenn sich alle an sie halten. Ob dies von Rasern zu erwarten ist, die bisher schon Tempo 50 im Ortsinneren missachten, weil diese Geschwindigkeit für sie Schleichverkehr bedeutet, ist aber fraglich. Ein Flickwerk von unterschiedlichen Geschwindigkeitszonen innerhalb eines Ortes kann auch das Gegenteil von dem bewirken, was eigentlich das Ziel ist: mehr Sicherheit. So könnten Gestresste noch mehr dazu verleitet werden, genervt aufs Pedal zu drücken, weil das ständige Abbremsen sie Zeit kostet. Viele Bremsmanöver beim Wechsel von einer Tempozone in die andere dürften überdies zu einer höheren Schadstoffbelastung führen.

Am Ende kann die Durchsetzung jedweder Temporegelung aber ohnehin nur eine möglichst lückenlose Verkehrsüberwachung gewährleisten. Eine Verhaltensänderung wird ein Tempo-30-Schild allein, ohne die realistische Gefahr beim Regelvorstoß auch erwischt zu werden, wohl nicht bewirken.