Im Zweifelsfall noch ein Stockwerk draufsetzen: Das empfahlen die Bezirksbeiräte von Stuttgart-Sillenbuch in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Das Stadtplanungsamt informierte darüber, welche großen baulichen Veränderungen auf Heumaden zukommen.

Heumaden - Geht es nach dem Stadtplanungsamt, wird sich in Heumaden in nicht allzu ferner Zukunft einiges tun. Im Dreieck zwischen der Bockel-, der Paprika- und der Korianderstraße haben die Planer einerseits Platz gefunden, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, und dies zu bezahlbaren Preisen. Andererseits soll das Gebiet durch einen größeren Einkaufsmarkt aufgewertet und gestärkt werden. Erste Ideen, wie sich das Gesicht des Viertels wandeln könnte, wurden in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats präsentiert.

 

Zum einen geht es um die Gebäude 6 bis 12 an der Korianderstraße. Zu den beiden 50er-Jahre-Doppelhäusern in der kleinen Stichstraße gehört ein – zugegebenermaßen unattraktiver – Garagenhof zur Bockelstraße hin. Da die beiden Gebäude, in denen je zwölf Parteien leben, sanierungsbedürftig, nicht barrierefrei und unmodern sind, hat sich die Baugenossenschaft VdK entschlossen, sie lieber abzureißen, um Platz für vier Gebäude mit bis zu 52 Wohneinheiten und einer Tiefgarage mit 56 Stellplätzen zu machen. Das große Grundstück gibt es her. Die Bestandsgebäude zu erhalten und umzubauen, sei indes unwirtschaftlich, sagte der Architekt Tankred Eckert von EMT Architekten Partnerschaft in der Sitzung.

Willkommenskultur für Bauherren, Bagger und Handwerker

So sah das auch das Gremium. Nachverdichtung sei wichtig und richtig. „Wir brauchen eine Willkommenskultur für Bauherren, Bagger und Handwerker“, sagte Christian Brokate (FDP). Viele der Bezirksbeiräte ermunterten die Planer sogar, im Zweifelsfall noch ein Stockwerk draufzusetzen. Auch der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats, dem die Planungen bereits tags zuvor vorgelegt worden waren, hatte sich für üppigeres Bauen erwärmen können. Grundsätzlich sieht die Stadtverwaltung in diesem teils sehr luftig bebauten Dreieck noch viel mehr Potenzial. Ein umfassendes Konzept sei aber wegen der vielen unterschiedlichen Einzeleigentümer schwierig. Das Projekt Korianderstraße soll nicht zuletzt deswegen Pilotcharakter haben, erklärte Petra Gehlhoff, die zuständige Planerin.

Die Gedanken der Stadtverwaltung und des Bezirksbeirats kreisen vor allem um ein zweites Projekt an der Paprikastraße: den Rewe-Markt. Der ist für das schwächelnde kleine Einkaufszentrum dort der Frequenzbringer. „Es ist uns ein großes Anliegen, Rewe zu halten“, sagt Gehlhoff. Um langfristig wirtschaftlich agieren zu können, will Rewe sich an dem Standort schon lang vergrößern. Er habe bereits gedroht, den Standort zu verlassen, war in der Sitzung zu hören. Das soll verhindert werden. Und auch äußerlich, da waren sich alle einig, gehört der flache Gebäudekomplex aufgewertet. Vor allem zum Theodor-Schöpfer-Weg hin, gebe die geschlossene Fassade ein trostloses Bild ab. „Das ist in Teilen kein Vorzeigeeck“, sagte der CDU-Sprecher Philipp Kordowich.

Den Weg für Rewe ebnen

Die Stadtverwaltung will den Weg für Rewe durch eine Änderung des Bebauungsplans ebnen. Erste Ideen stehen im Raum. Grundsätzlich soll der Markt mit aktuell zwischen 500 und 600 Quadratmetern Nettoverkaufsfläche bis zu 100 hinzubekommen sein. Eine Größe, die für Philipp Kordowich sogar noch zu klein war und, so befürchtete er, eher einer „Verlängerung des Sterbeprozesses“ gleichkommt als einer Perspektive. Laut Gehlhoff gibt das Grundstück allerdings schlichtweg nicht mehr her. Außerdem könnten zwei oder gar drei Wohngeschosse auf das Gebäude gesetzt werden. Für diese neuen Heumadener bräuchte es dann Parkplätze in einer Tiefgarage. Was im Bezirksbeirat indes nicht gut ankam, war die Idee, auch die Parkplätze für Kunden des Supermarkts unter die Erde zu setzen. Die würden dann wohl nicht genutzt.

Was Ulrich Storz (SPD) geklärt haben wollte: „Wo kommen denn die Leute aus der Korianderstraße hin, wenn die Gebäude abgerissen werden? Und können die das später noch bezahlen?“ Wie die VdK-Geschäftsführerin Alexandra Schäfer versicherte, seien die Anwohner bereits über die Planungen informiert – und „positiv eingestellt“. Die VdK verfüge über Wohnungen im Umkreis und in anderen Stadtteilen, in die die Leute aus der Stichstraße umziehen könnten, zudem kooperiere man mit anderen Genossenschaften. „Wenn dort Wohnungen freiwerden, werden sie uns zuerst angeboten“, so Alexandra Schäfer. Sie versprach: Die jetzt günstigen Mieten von rund sieben Euro pro Quadratmeter würden die Bewohner über Landesförderprogramme auch anderswo vorfinden.

Sitzung
Die Pläne für Heumaden sind Thema am Dienstag, 21. Februar, bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik im Rathaus Stuttgart. Beginn ist um 8.30 Uhr.