Bis zum Herbst 2023 sollen die 168 Zimmer im Radisson-Blu-Hotel fertig sein und auf 5500 Quadratmetern Büros bezogen werden. Aber auch wer dort nicht übernachtet oder arbeitet, könnte von einem Highlight in der zehnten Etage profitieren.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Eine Zimmerbesichtigung mit Sicherheitsschuhen und Warnweste gibt es nicht alle Tage. Room No. 1202 im Porsche Design Tower ist zwar schon komplett eingerichtet: mit Laminatboden und Textiltapete, mit Boxspringbett und Badezimmer. Auf dem Nachttisch stehen Wasserflaschen, an den Wänden hängen Porsche-Fotografien von René Staud. Verlässt man aber das Musterzimmer in der zwölften Etage, ist man mitten auf der Baustelle, die noch einen sehr rohen Eindruck macht. In den anderen Zimmern, die als solche kaum zu erkennen sind, stehen Nasszellen bereit. Die metallischen Boxen müssen zum Schluss nur noch außen verkleidet und innen angeschlossen werden, sagt Selçuk Ulu, Vorstand der Bülow AG. „Die Methode kommt aus dem Schiffsbau.“

 

Von den viel befahrenen Straßen ringsherum hört man nichts

168 Zimmer sollen bis zum Herbst 2023 im Porsche Design Tower entstehen, der von der Bülow AG und der Porsche Lifestyle Group realisiert wird. Blickt man von außen den Turm hoch, ahnt man nicht viel von der Baustelle im Inneren. Die runden Ecken der gläsernen Fassade spiegeln den Porsche-Look wider. In der zehnten Etage ist das Gebäude in sich gedreht und greift die Bezüge zu den umliegenden Straßen auf. Dass man sich am Pragsattel an einer der befahrensten Kreuzungen Deutschlands befindet, merkt man in den Zimmern nicht. Die Doppelverglasung hält den Schall komplett zurück, zwischen den Scheiben sind wetterfest Jalousien angebracht. Um Vogelschlag zu verhindern, sind silberfarbene Längsstreifen eingezogen.

Das Radisson Blu soll eines der führenden Hotels in der Stadt werden

Bis hoch in die 23. Etage gehen die Zimmer des Hotels Radisson Blu. Neun Marken gehören zur Gruppe, die weltweit mehr als 1100 Hotels betreibt. In der „DACH“-Region, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sollen es bis 2025 um die 100 Häuser sein, wie Max Gross, Vice President Business Development DACH, berichtet. In Stuttgart ist Radisson bislang kaum präsent. Es gibt ein Park Inn beim Marienplatz, ein Radisson Red soll im Neckarpark entstehen. Im Tower aber will man mit dem Radisson Blu, der größten Marke im Vier-Sterne-Plus-Bereich in Europa, „eines der führenden Hotels in der Stadt werden“, sagt Gross. In die Top drei der oberen Preislage wolle man vorstoßen, was vorerst auch dadurch erleichtert wird, dass das Althoff Hotel am Schlossgarten wegen seiner Kernsanierung für einige Jahre weg vom Markt ist.

Die Aussicht im 90 Meter hohen Turm ist beeindruckend

Suiten wird es im Radisson Blu keine geben. Die Zimmergrößen reichen von 24 bis 36 Quadratmetern. Punkten wolle man mit dem puristischen Interieur-Design, das von Radisson stammt, und natürlich mit der Aussicht. Die ist schon in der zwölften Etage, wo die Zimmer beginnen, beeindruckend. Je nach Lage schaut man in Richtung City und Fernsehturm, über Feuerbach nach Zuffenhausen, auf den Killesberg und die Weinberge unterhalb des Robert-Bosch-Krankenhauses oder auf den Skyline-Living-Turm vis-à-vis. Das Wohngebäude ist 75 Meter hoch, der Porsche Design Tower ist mit seinen gut 90 Metern nach dem Fernsehturm das höchste Gebäude der Stadt. „Wir hätten gerne noch höher gebaut“, sagt Bülow-Vorstand Selçuk Ulu. Aber der Bebauungsplan der City Prag rund ums Theaterhaus lässt nur vier Hochhäuser bis maximal 90 Meter zu. Von der Aussicht können auch Gäste profitieren, die nicht im Radisson Blu übernachten, denn auf der zehnten Etage soll ein großer Restaurant- und Barbereich mit insgesamt 200 Plätzen entstehen, wenn man die beiden Terrassen dazu zählt.

Die kulinarische Ausrichtung dort oben ist noch unklar. Der Radisson-Projektentwickler Max Gross spricht von „Casual Dining“. Im Erdgeschoss, wo ein Restaurant an einen Coworking Space grenzen wird, einen gemeinschaftlichen Arbeitsbereich also, soll die Küche japanisch ausgerichtet sein. Dieses Angebot wendet sich vor allem an Büromenschen, von denen es rund um den Porsche Design Tower eine ganze Menge gibt. Und sie werden auch im Turm selbst sein. Bis zur achten Etage sind Büroräume auf insgesamt 5500 Quadratmetern konzipiert. Hauptmieter ist hier die Porsche Consulting GmbH, aber ein, zwei Stockwerke sind laut Bülow-Vorstand Selçuk Ulu noch frei. Für die Konferenzräume in der neunten Etage gebe es jetzt schon Anfragen.

Bis zu 200 Gäste sollen im zehnten Stock bewirtet werden

Ganz unten herrscht im neuen Porsche-Zentrum Stuttgart bereits seit dem Sommer reger Betrieb. Das eigenständige Gebäude ist nur über einen sogenannten Canyon als Erschließungsweg mit dem Turm verbunden. Von Autohaus zu sprechen, wäre für diese Erlebniswelt der Lifestyle-Marke wohl etwas zu profan. Neben einer gläsernen Werkstatt mit 3500 Quadratmetern und 27 Hebebühnen befindet sich ein Showroom mit 1500 Quadratmetern.

Max Gross von der Radisson-Gruppe stellt sich Synergieeffekte vor, denn zu den anvisierten Hotelgästen zählen neben Geschäftsleuten und Städtetouristen auch Kunden, „die sich ihren Porsche abholen und dann hier übernachten können“.