Lucas Amerbacher hat sich mit finanzieller Unterstützung der Stadt ein Elektrolastenrad angeschafft. Er ist einer von 300 Stuttgartern, die von einem speziellen Förderprogramm profitieren.

Hofen - Stolz präsentiert Lucas Amerbacher sein nagelneues Cargobike. „Damit zu fahren, macht richtig Spaß.“ Kurz vor dem Weihnachtsfest konnte er das langersehnte Elektro-Lastenrad endlich kaufen – und zwar mit finanzieller Unterstützung der Stadt Stuttgart, wie der auffällige Aufkleber am Gefährt verrät.

 

Der Hofener ist einer von vielen, die von einem speziellen Förderprogramm profitieren, das Teil des Aktionsplans „Nachhaltig mobil in Stuttgart“ ist. Die gemeinderätlichen Ausschüsse hatten im vergangenen Herbst beschlossen, Stuttgarter Familien und Alleinerziehende mit mindestens einem Kind bis 18 Jahre bei der Anschaffung dieser doch recht teuren Räder unter die Arme zu greifen – um die Zahl der Autos in der Landeshauptstadt zu verringern, so das Ziel.

Pro Haushalt wird ein E-Lastenrad zunächst mit einem Sofort-Bonus in Höhe von 1500 Euro gefördert. Bedingung ist, dass dieses Cargobike mindestens drei Jahre im eigenen Haushalt genutzt wird. Danach sollen weitere 500 Euro als „Nachhaltigkeitsbonus“ ausgezahlt werden, wenn in dieser Zeit kein Fahrzeug angemeldet oder ein vorhandenes Auto ersatzlos abgemeldet wurde.

Verzicht auf Auto kein Problem

„Für uns ist der Verzicht kein Problem“, sagt Amerbacher. „Wir brauchen kein Auto. In Stuttgart lässt sich alles gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad erreichen.“ Der 27-Jährige will das neue Lastenrad täglich nutzen für die Fahrt zur Waldorfschule auf der Uhlandshöhe, wo der Theaterpädagoge unterrichtet. Vorausgesetzt, seine Frau Anna Kaess mache es im nicht streitig, räumt er schmunzelnd ein. D enn auch sie würde gern in die motorunterstützten Pedale trete. Dank eines Bosch-Antriebs und zweier Batterie-Akkus mit 1000 Wh-Kapazität gehe es leicht über Berg und Tal – und zwar bis zu 25 Stundenkilometer schnell. Die neun Kilometer von Zuhause bis zur Arbeit würde er in 25 Minuten schaffen.

Trotz seiner Abmessungen und seines Gewichts fahre sich das Lastenrad „erstaunlich gut“, meint Amerbacher, der aus Überzeugung Rad fährt. Umweltschutz liegt ihm am Herzen. Freilich seien manche Radwege ziemlich schmal für das Cargobike und zum Abstellen würde es mehr Platz beanspruchen als ein normales Rad. Länge und Breite hätten aber auch Vorteile: „Ich habe das Gefühl, man wird besser von den Autofahrern wahrgenommen.“ Auch die beiden Söhne Samuel (4) und Jorik (1) fänden es ganz große Klasse, wenn sie vorn in der mit zwei Sicherheitsgurten versehenen Ladebox mitfahren können. Für die gebe es sogar ein Verdeck, sodass sie auch bei Wind und Regen geschützt seien, erzählt Amerbacher. Und wenn er mal nicht die Kinder in die Kita fährt, dann transportiert er mit dem Lastenrad die Einkäufe oder andere Dinge. Bis zu 100 Kilo Gewicht könne er zuladen.

Elektro-Lastenräder auf dem Vormarsch

Im Kollegen- und Bekanntenkreis sei das Interesse an der Familienkutsche der besonderen Art groß, stellt Amerbacher fest. „Andere wollen so was jetzt auch.“ Elektro-Lastenräder sind im Vormarsch, stellt man selbst bei der Stadt fest. Insgesamt wurden 250 000 Euro zur Förderung von privaten Cargobikes zur Verfügung gestellt. Doch die reichten letztendlich nicht aus. Bis Ende Oktober vergangenen Jahres waren rund 300 Förderanträge im Rathaus eingegangen – und damit deutlich mehr als erwartet. Die Nachfrage nach diesen umweltfreundlichen Zweirädern sei riesig, berichtet Ralf Maier-Geißer, der Leiter der Abteilung Nachhaltig mobil in Stuttgart. „Der Andrang zeigt, dass E-Lastenräder für Stuttgarter Familien sehr attraktiv sind.“

Weil mit dem Förderprogramm maximal 167 E-Lastenräder hätten bezuschusst werden können, entschied sich der Gemeinderat noch im November dafür, das Budget um weitere 184 000 Euro aufzustocken, um allen Anträgen entsprechen zu können. Andernfalls hätte die Summe nämlich unter den Antragsstellern aufgeteilt werden müssen – dann hätte es maximal 830 Euro für jeden gegeben. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass die elektrisch angetriebenen Cargobikes mehrere tausend Euro kosten.

Die städtische Förderung von E-Lastenrädern ist vorerst allerdings abgeschlossen, weitere Anträge nimmt die Verwaltung nicht entgegen. Ob das Programm in den kommenden Jahren fortgesetzt wird, steht aktuell noch nicht fest. Darüber soll der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.