In einem Institutsgebäude direkt neben der Unibibliothek in Stuttgart-Hohenheim haben es sich ein oder mehrere Nager gemütlich gemacht. Eigentlich sollte ein Kammerjäger kommen. Doch so einfach ist es nicht, denn die Tiere sind streng geschützt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart-Hohenheim - In den Hohenheimer Gärten sind sie willkommen; Studenten führen dort sogar Forschungsprojekte mit den Tieren durch. Aber im Institutsgebäude an der Garbenstraße 17 in Hohenheim haben Siebenschläfer nichts zu suchen – eigentlich. Vermutlich irgendwann im vergangenen Winter haben sich in dem Haus, das unmittelbar an die Unibibliothek angrenzt, einer oder womöglich sogar mehrere der mausähnlichen Nagetiere eingenistet. Seit Kurzem hängen dort deshalb Schilder an den Toilettentüren mit der Aufschrift: „Bitte aus ästhetischen, hygienischen und siebenschläferbedingten Gründen die WC-Türe geschlossen halten. Vielen Dank!“

 

Dorothea Elsner, stellvertretende Sprecherin der Universität Hohenheim, bestätigt, dass es sich bei diesen Schildern nicht etwa um einen studentischen Spaß handelt, sondern purer Ernst dahinter steckt. „Ein Siebenschläfer wurde im Bereich der WC-Räume erwischt. Deshalb wurden die Schilder aufgehängt“, sagt sie. Vermutlich haben es sich die Tierchen in der Decke des Gebäudes gemütlich gemacht.

Kot und Urin verursachen unangenehmen Geruch

Seitens der Universität gab es bereits die Überlegung, einen Kammerjäger zu bestellen, der den oder die Siebenschläfer fängt und aus dem Institutsgebäude verbannt. „Allerdings werden Siebenschläfer besonders geschützt und man darf nicht einfach so Fallen aufstellen“, erläutert Dorothea Elsner. Tatsächlich gelten die Nager in nahezu allen westeuropäischen Ländern als bedrohte Tierart. Um Siebenschläfer loszuwerden, dürfen deshalb kein Gift oder Fallen verwendet werden, bei denen die Tiere zu Schaden kommen könnten – im Unterschied zur Bekämpfung von Mäusen oder Ratten. Siebenschläfer dürfen nur lebend gefangen werden und dann in der Natur ausgesetzt werden. „Möglicherweise kommt deshalb in den nächsten Wochen ein Mitarbeiter des städtischen Amtes für Umweltschutz und berät uns, was wir tun können“, sagt die Uni-Sprecherin.

Bisher haben die Mitarbeiter der Universität zwar noch keine Schäden festgestellt, die die Siebenschläfer verursacht haben. Allerdings entsteht durch den Kot und den Urin der Tiere ein unangenehmer Geruch. Nistet sich ein Siebenschläfer im Dach eines Wohnhauses ein, kommt es zudem zu nächtlichen Störungen durch die Nachtaktivität der Tiere – das ist im Fall der Uni Hohenheim freilich weniger dramatisch. Dorothea Elsner erinnert sich allerdings noch daran, dass es im Winter 2012/2013 durch Siebenschläfer an der Uni Hohenheim einen Stromausfall gab. So etwas will die Universität vermeiden.

Im Herbst haben Ratten Tausende Bücher zerstört

Erst vor wenigen Tagen sind im Osthof des Schloss Hohenheim giftige Schadstoffe entdeckt worden. Vier Institutsräume wurden geschlossen. Und in der Stuttgarter Unibibliothek in der Innenstadt hatte es im Herbst 2018 einen größeren Aufruhr gegeben, weil Ratten knapp 8000 Bücher zerstört und damit einen Schaden von rund 200 000 Euro erzeugt hatten. Etwa 200 Regelmeter Bücherregale waren so stark mit Rattenkot verseucht, dass sie entsorgt und ersetzt werden mussten. Da damals umfangreiche Arbeiten an den Grünanlagen draußen vorgenommen wurden, hatten sich die Ratten wohl gestört gefühlt – und gelangten über ein ungesichertes Abwasserrohr über die Kanalisation in das Gebäude.