Weil die jüngere VfB-Geschichte hinlänglich bekannt ist und an dieser Stelle schon des Öfteren aufgearbeitet wurde, gibt es da nun einen anderen Ansatz. Er dreht sich um Michael Preetz, der ein alter Hase im Fußballgeschäft ist und zumindest eines genau weiß – wie es bei ihm nicht funktioniert hat in einer Situation, die vergleichbar war mit jener beim VfB heute. Es ist der 11. Februar 2012. Hertha BSC tritt in Stuttgart an, aber die Mannschaft gewinnt nicht wie am Samstag mit 2:1, sondern sie kommt mit 0:5 unter die Räder. Anschließend zieht sich Preetz mit seiner Vereinsführung ins Schlossgartenhotel zurück, um zu überlegen, wie es weitergehen soll. Die Berliner Elefantenrunde kreißt – und geboren wird ein Beschluss. Weil die Hertha-Mannschaft wie aktuell der VfB in akuter Abstiegsgefahr schwebt, muss der Trainer Michael Skibbe gehen. Es kommt Otto Rehhagel – im Nachhinein der Anfang des sich bereits abzeichnenden Endes.

 

Dieses Ende hat Preetz noch vor Augen, als er am 22. Februar 2014 die Mercedes-Benz-Arena verlässt. Jetzt ist der VfB in einer ähnlichen Lage wie die Hertha vor zwei Jahren – und doch erkennt Preetz einen großen Unterschied. „Ich habe das Gefühl, dass die Verantwortlichen in Stuttgart zusammenstehen und die Ruhe bewahren. Das war bei uns damals anders“, sagt der Manager. Hertha BSC gab ein zerrissenes Bild ab. Es folgten Berliner Chaoswochen, die in die zweite Liga führten.

Beim VfB sieht Preetz momentan kein Chaos, sondern eine Philosophie. „Der Club hat entschieden, wieder mehr auf junge Spieler zu setzen“, sagt er, „aber das ist ein Prozess, der auch mal ein bisschen länger dauern kann.“ Viel länger als bisher ohnehin schon darf es jedoch jetzt in Stuttgart nicht mehr gehen, das ist Preetz auch klar. „Natürlich zählen unter dem Strich nur die Punkte“, sagt er. Sie fehlen dem VfB, der deshalb in den nächsten Tagen von allen Seiten kritisiert werde. „Dennoch muss man seine Linie durchziehen. Das haben wir vor zwei Jahren nicht gemacht.“

Wie auch, da die Hertha zu dieser Zeit gar keine erkennbare Linie hatte? „Bei uns war alles noch viel schlimmer als gerade beim VfB“, sagt Preetz. Damit meint der lange umstrittene Manager sowohl die Reaktionen des Umfelds als auch die innere Verfassung des Vereins mit seinen Gremien. So war der Niedergang nicht mehr aufzuhalten.

In der zweiten Liga sammelte sich die Hertha jedoch – und sie stellte sich neu auf. Sie schaffte den sofortigen Wiederaufstieg und liegt nun weit vor dem VfB, der sich vor zwei Jahren als Tabellensechster noch für den Europapokal qualifiziert hatte. Das ist nun das Ziel in Berlin. Trotz dieser schönen Entwicklung sagt Preetz: „Ein Abstieg tut nie gut.“ Wie der Fall zu vermeiden ist, weiß aber nicht mal er als alter Hase. Immerhin weiß er jedoch, wie es nicht funktioniert.

Beim VfB sieht Preetz momentan kein Chaos, sondern eine Philosophie. „Der Club hat entschieden, wieder mehr auf junge Spieler zu setzen“, sagt er, „aber das ist ein Prozess, der auch mal ein bisschen länger dauern kann.“ Viel länger als bisher ohnehin schon darf es jedoch jetzt in Stuttgart nicht mehr gehen, das ist Preetz auch klar. „Natürlich zählen unter dem Strich nur die Punkte“, sagt er. Sie fehlen dem VfB, der deshalb in den nächsten Tagen von allen Seiten kritisiert werde. „Dennoch muss man seine Linie durchziehen. Das haben wir vor zwei Jahren nicht gemacht.“

Wie auch, da die Hertha zu dieser Zeit gar keine erkennbare Linie hatte? „Bei uns war alles noch viel schlimmer als gerade beim VfB“, sagt Preetz. Damit meint der lange umstrittene Manager sowohl die Reaktionen des Umfelds als auch die innere Verfassung des Vereins mit seinen Gremien. So war der Niedergang nicht mehr aufzuhalten.

In der zweiten Liga sammelte sich die Hertha jedoch – und sie stellte sich neu auf. Sie schaffte den sofortigen Wiederaufstieg und liegt nun weit vor dem VfB, der sich vor zwei Jahren als Tabellensechster noch für den Europapokal qualifiziert hatte. Das ist nun das Ziel in Berlin. Trotz dieser schönen Entwicklung sagt Preetz: „Ein Abstieg tut nie gut.“ Wie der Fall zu vermeiden ist, weiß aber nicht mal er als alter Hase. Immerhin weiß er jedoch, wie es nicht funktioniert.

Gegenwart

Gegenwart

Als die Verzweiflung im Stadion um sich griff, da hielt es auch Sven Ulreich nicht mehr hinten. Der VfB-Schlussmann stürmte kurz vor dem Abpfiff nach vorne. Doch weit kam er nicht. Eine knappe Dienstanweisung von außen und Ulreich trottete zurück, denn Thomas Schneider hatte einen anderen Plan B – B wie Brechstange. Der Trainer wechselte Karim Haggui ein. 1,90 Meter groß und kopfballstark. Der Stuttgarter Innenverteidiger sollte in der Sturmmitte noch einmal den Ball in Richtung Berliner Tor bringen – irgendwie.

Doch auch diese Maßnahme verpuffte. Wie so viele zuvor, die Schneider ergriffen hat. Man muss dabei konstatieren, dass der Trainer nichts unversucht lässt, um den Negativtrend zu stoppen. Aber unter dem Strich ist es ihm bisher nicht gelungen. Das ist die Realität beim Blick auf die Bundesligatabelle. Der VfB liegt auf Rang 15, nur noch ein Törchen besser als der Hamburger SV auf dem Relegationsplatz. Und was die Situation bei den Stuttgartern wieder ein Stück heikler macht, ist die Tatsache, dass der HSV nach dem Trainerwechsel von Bert van Marwijk zu Mirko Slomka mit dem 3:0 gegen Borussia Dortmund ein klares Signal im Abstiegskampf abgesetzt hat, während der VfB in einer Abwärtsspirale steckt.

Schneider weiß das. Und trotz seiner Unerfahrenheit als Bundesligatrainer weiß er auch, dass ihm die Argumente ausgehen, wenn er keine brauchbaren Ergebnisse liefert. Ein Unentschieden hätte da schon helfen können. Zumal die VfB-Elf sehr früh nach dem Treffer von Lewan Kobiaschwili zurücklag (5.). Sie kam dann durch Arthur Bokas fulminanten Schuss (45.) und viel Kampfgeist zurück. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt“, sagt Schneider. Das ist seine Botschaft an diesem enttäuschenden Abend, weil sie auch dokumentiert, dass er es geschafft hat, sie zu reanimieren – nach den zwei verheerenden 1:4-Niederlagen gegen Hoffenheim und Augsburg.

Jetzt klammern sie sich beim VfB an die nächsten beiden Partien. Eintracht Frankfurt und Eintracht Braunschweig. Sogenannte Sechspunktespiele. Rhetorik und Gedanken eines Clubs, der auf die zweite Liga zuschlittert. Doch schon zuvor hatte die Taktik, die Hoffnungen an den Spielplan zu knüpfen, nicht funktioniert. Erst galt der Rückrundenauftakt gegen den FSV Mainz 05 als Schlüsselspiel, dann sollte es nach den unglücklichen Niederlagen gegen die Spitzenteams FC Bayern München und Bayer Leverkusen aufwärts gehen, und nun bleiben nur noch die direkten Abstiegskonkurrenten. Was nicht nur die verunsicherte Mannschaft in den von Präsident Bernd Wahler ausgerufenen Finalstress versetzt, sondern zunehmend auch Schneider. Zwölf Endspiele sind es noch – und jedes einzelne davon kann das letzte für den Trainer sein.

Zukunft

Zukunft

Sie hat im Spätsommer begonnen, als Bernd Wahler auf der Mitgliederversammlung mit überwältigender Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Er hatte eine klare Vorstellung, wohin er den VfB bringen will – in drei bis maximal fünf Jahren wieder in die Champions League. Diese Vorgabe steht seitdem im Raum. Aber wie kann sie eingelöst werden?

Mit dieser Frage beschäftigt sich Wahler umso mehr, da der Trend in die andere Richtung zeigt und die Wirklichkeit sich immer weiter von dem Anspruch entfernt, den der VfB hat. In den bestehenden Strukturen scheint es unmöglich, die Weichen so zu stellen, dass die Mannschaft in drei bis fünf Jahren die Position einnimmt, die Wahler für sie vorgesehen hat. Also bedarf es Korrekturen, die idealerweise schon zur nächsten Saison greifen. Die Gedankenspiele reichen bis zu einer Runderneuerung auf den verschiedenen Ebenen.

Zwei Namen, die nach StZ-Informationen in den Überlegungen für den sportlichen Bereich eine Rolle spielen, sind Ralf Rangnick (55) und Thomas Tuchel (40). Beide haben einen Bezug zum VfB, bei dem sie schon in unterschiedlichen Funktionen tätig waren – und beide gelten als Förderer der Jugend, was sich der Club wieder auf die Fahne geschrieben hat. Allerdings sind beide auch noch vertraglich gebunden – Tuchel in Mainz und Rangnick bei Red Bull in Salzburg und Leipzig. Dennoch ist ein Vorstoß des VfB offensichtlich nicht aussichtslos – bei Tuchel jedoch nur, wenn die Mannschaft in der Bundesliga bleibt.

Nicht nur deshalb könnte sich Wahler wohl mit Rangnick am meisten anfreunden, der die Gegebenheiten auf dem Wasen kennt und zudem gerade als Sportdirektor in Salzburg und Leipzig wieder beweist, dass er eine Mannschaft formen kann. Daneben harmoniert er auch mit Thomas Schneider, den er einst schon als Spieler betreute. Allerdings weiß Wahler auch, dass der VfB für Rangnick nur dann eine Option darstellt, wenn er die entsprechenden Kompetenzen erhält. Unter einem Manager Fredi Bobic würde er kaum einsteigen – schon eher vorstellbar wäre dagegen ein englisches Modell mit Rangnick als Teammanager und Chef, der die tägliche Arbeit auf dem Platz einem Trainer überlässt.

Wahler schätzt Rangnick, der die vom Präsidenten ausgerufene Nachwuchsstrategie verkörpern würde, denn diesen Weg ist er beim VfB schon vor knapp 15 Jahren während seiner Ära als Proficoach gegangen, als er die erste Generation der jungen Wilden an die Bundesliga heranführte – Andreas Hinkel, Kevin Kuranyi, Alexander Hleb und Timo Hildebrand beispielsweise. Ähnliche Verdienste hat sich Rangnick später in Hoffenheim erworben, als er Talente wie Andreas Beck, Tobias Weis und Marvin Compper zu Nationalspielern machte – und den einstigen Dorfverein aus den Niederungen der dritten Liga bis zur Herbstmeisterschaft in der Bundesliga führte.

Einen ähnlichen Werdegang würde sich Wahler auch für den VfB erhoffen. Bis auf Weiteres heißt die Realität jedoch anders – nämlich Abstiegskampf.