Der Gutachterausschuss befeuert die politische Diskussion um neue Flächen für den Wohnungsbau.

Stuttgart - Mitteilungen des Gutachterausschusses waren viele Jahre von größter Sachlichkeit geprägt. Fakten, Fakten, Fakten. Die stellte Karlheinz Jäger, der Ausschussvorsitzende, auch in diesem Jahr vor. Aber nun waren seine Zahlen und Tendenzen des Immobilienmarktes 2016 von einer politischen Färbung geprägt. Jäger befeuerte die Diskussion, die derzeit geführt wird: Reichen die jährlich 1800 gebauten Wohnungen, um die Not auf dem Markt zu mildern?

 

Attraktive Hochhäuser?

Der Verein Haus und Grund hat sich dazu jüngst mit einem klaren Nein positioniert. Jäger stellt nun die Frage, ob man dem Mangel nicht „durch Außenentwicklung“ begegnen sollte – also der Ausweisung von Flächen in den Randbezirken der Stadt. „Die Halbierung bei den Flächen beim Wohnungsbau im Vergleich zum Vorjahr ist ein Signal“, sagt Jäger, „aber wenn sich diese Halbierung weiter fortsetzt, ist es ein Alarmsignal.“ Zudem stellt der Ausschussvorsitzende die Frage, ob man in diesem Zusammenhang nicht doch in den Hochhausbau gehen sollte. In Architektenkreisen werde dies längst diskutiert. „Man kann heute attraktive Hochhäuser bauen, die keine Plattenbauanmutung haben“, sagt Jäger.

Der Anlass für seine Anmerkungen ist die allgemeine Entwicklung. Sie ist weiter von steigenden Preisen im Wohnimmobilienmarkt geprägt. Trotz eines Rückgangs der verkauften Objekte um 217 (ein Minus von 5,6 Prozent) auf 3690 Verträge im Bereich Wohneigentum ist der Umsatz auf 1,11 Milliarden Euro gestiegen. „Die rückläufige Zahl der Verkäufe liegt am mangelnden Angebot“, erläutert Jäger. Anders liegt der Fall beim Büromarkt: Hier ist sowohl die Zahl der verkauften Objekte (17 weniger) als auch der Umsatz – der nun bei 1,06 Milliarden Euro liegt – gesunken.

Weitere Preissteigerungen

Die Basis der Auswertung ist die Anzahl der Kaufverträge, die Stuttgarter Notare melden. Im Jahr 2016 waren es 690 Verträge weniger. Mit 5710 ist damit das Niveau von 2014 erreicht. Insgesamt wurden bei allen Transaktionen 3,39 Milliarden Euro umgesetzt. Das sind zwar 317 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, ist aber immer noch der zweithöchste Wert in den vergangenen zehn Jahren.

Die durchschnittlichen Kaufpreise für eine neue Wohnung haben sich im Bereich Mitte bei 6410 Euro pro Quadratmeter einpendelt. Im Bereich Nord sind es 4355 Euro pro Quadratmeter, im Bereich Neckar 4720 Euro und auf den Fildern liegt der Mittelwert bei 5155 Euro. Jägers Fazit: „Die Nachfrage nach städtischem Wohnraum ist weiterhin hoch.“

Der Chef des Gutachterausschusses geht weiter davon aus, dass die Einwohnerzahl weiter steigen wird: Da sich auch am niederen Zinsniveau wenig ändern dürfte und die wirtschaftliche Situation samt Beschäftigungslage unverändert gut blieben, ist sich Jäger sicher: „Weitere Preissteigerungen sind zu erwarten. Immobilen sind als Kapitalanlage weiter gefragt.“