Stuttgart-Kaltental/Stuttgart-Sonnenberg Waldrand ist beliebter Ort für Trinkgelage

Am Haldenwald in Stuttgart-Sonnenberg stehen zwei Holzbänke. Immer wieder finden dort nächtliche Treffen mit viel Alkohol und lauter Musik statt. Der städtische Vollzugsdienst und die Polizei wollen die Ecke nun im Auge behalten.
Sonnenberg - Die Anwohner der Kremmlerstraße in Sonnenberg und der Triberger Straße in Kaltental kennen das Problem seit Jahren. Wenn die Abende wieder länger und wärmer werden, treffen sich Jugendliche am südwestlichen Rande des Haldenwaldes. Dort stehen zwei Holzbänke, die zum Verweilen einladen, mit Blick auf das Nesenbachtal. Die Feiernden genießen aber nicht nur die Aussicht, sondern meistens auch jede Menge Alkohol.
So war es auch an den vergangenen beiden Wochenenden. An den Tagen danach machte sich ein Naturliebhaber dann die Mühe, die Reste der feucht-fröhlichen Abende aus den Büschen zu holen. Er fand mehr als ein Dutzend Flaschen und deponierte sie auf den Bänken. Hinzu kamen noch jede Menge Bierdosen. Die Jugendlichen hatten sich sogar Plastikstühle vom nahe gelegenen Tennisplatz an der Kremmlerstraße geholt. Vor eineinhalb Wochen fand er eine ungesicherte Feuerstelle am Waldrand. Und am vergangenen Montag stieß er etwas entfernt auch noch auf einen großen Einkaufswagen am Wegesrand. Mit diesen hatten die Jugendlichen wohl ihre Getränke zu ihrem Festplatz geschoben. Ebenfalls am Montag berichtete ihm ein Bekannter, dass in der Nacht das Deutschlandlied angestimmt worden sei.
Glasscherben sind eine Gefahr für Kinder und Tiere
Der Sonnenberger hat Fotos gemacht und diese zusammen mit ein paar Zeilen an die Stadtverwaltung, an die Polizei und an die Redaktion unserer Zeitung geschickt. „Als ich bei einer nächtlichen Abi-Feier vor einigen Jahren die saufenden Jugendlichen bat, ihren Müll mitzunehmen, wurden diese sehr aggressiv, und ich bevorzugte es, mich vom Acker zu machen“, ist darin zu lesen. Er habe damals schon die Polizei informiert. Dennoch seien am nächsten Morgen jede Menge Müll und Flaschen im Gras gelegen.
Ein anderes Mal hätten Jugendliche mehrere hundert Kilo schwere Strohballen die Wiese hinabgerollt in Richtung der Hausgärten an der Triberger Straße. „Damals wurde dort ein Gartentor einer Bekannten stark beschädigt. Wenn ich mich recht erinnere, hat der Landwirt später Anzeige erstattet“, schreibt der Mann aus Sonnenberg. Hinzu komme, dass die Jugendlichen am Waldrand oft laute Techno-Musik hören und die gesamte Nachbarschaft beschallen würden. Besonders ärgerlich seien auch Glasscherben. Dabei geht es ihm nicht nur um die Waldbrandgefahr. Hunde und andere Tiere könnten sich an den Scherben verletzen, und die Bänke seien oft das Ziel des Naturkindergartens der Jugendfarm.
„Die Party-Ecke nervt schon seit Jahren, der Müll ist eine Sauerei“, schreibt der Leser unserer Zeitung. Er hat sich sogar die Mühe gemacht und ein vor Ironie strotzendes Werbeplakat entworfen. „Willkommen an einem der schönen Aussichtspunkte von Stuttgart, bestens geeignet für Feiern und Trinkgelage inmitten schöner Natur“, steht dort. Und weiter ist zu lesen: „Wilde Feuerstellen werden toleriert. Die Anwohner haben ein dickes Fell, und Anzeigen bei der Polizei sind selten.“
Der Polizei und dem Vollzugsdienst ist der Ort nicht als Schwerpunkt bekannt
Letzteres scheint sogar zu stimmen. Jedenfalls sind der Polizei die Holzbänke am Rande des Haldenwalds nicht als ein Schwerpunkt bekannt. „Wir haben erst jetzt von dem Bürger davon erfahren“, erklärt der Sprecher Jens Lauer auf Nachfrage. Da gebe es auf der Filderebene ganz andere Schwerpunkte, so zum Beispiel im Vaihinger Stadtpark. Der aktuelle Vorfall sei aber an den Streifendienst weitergegeben worden. Dieser werde nun im Rahmen seiner Möglichkeiten den Treffpunkt im Auge behalten. Lauer räumt aber auch ein: „Verhindern können wir so etwas nicht. Die Jugendlichen haben ihre Orte.“ Allerdings nehme die Polizei die Beschwerden der Anwohner ernst. Im aktuellen Fall habe man aber niemanden mehr angetroffen und so auch niemanden mehr dazu verpflichten können, den Müll wegzuräumen. Dass das Deutschlandlied bei einem der nächtlichen Treffen angestimmt worden sei, wolle die Polizei „nicht rechtlich bewerten“.
Die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) ist für den Müll zuständig. „Wenn irgendwo illegal Müll liegt, sollten die Bürger bei der Stadt anrufen. Wir kümmern uns dann darum“, sagt der städtische Pressesprecher Martin Thronberens. Das solle aber kein Freibrief sein. Die Reste des Saufgelages am Wochenende bezeichnet Thronberens schlicht als „Sauerei“. Auch der Stadt sei bisher nicht bekannt gewesen, dass die Bänke am Waldrand ein beliebter Treffpunkt seien. Zuständig sei aber ohnehin eher die Polizei, weil der städtische Vollzugsdienst nur bis 22 Uhr im Einsatz sei und solche Feierlichkeiten in der Regel erst zu späterer Stunde aus dem Ruder liefen.
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