Neun Aktivisten der Gruppe „Mehr Neckarfreude für Stuttgart“ sind im vergangenen Sommer in den Fluss gesprungen, obwohl das in der Landeshauptstadt verboten ist. Die Verwaltung hat den Fall geprüft – und kein Bußgeld verhängt.

Lokales: Alexander Ikrat (aik)

Stuttgart - Mitte Juli des vergangenen Jahres sind neun Flussfreunde der Gruppe „Mehr Neckarfreude für Stuttgart“ beim Mühlsteg in Bad Cannstatt ins Wasser gegangen, um zehn Minuten zu planschen und damit eine bessere Wasserqualität zu fordern. Das Problem dabei: In Stuttgart ist das Baden im Neckar offiziell verboten. Aufgrund von Medienberichten hat die Stadtverwaltung daraufhin geprüft, ob sie Bußgelder verhängen muss. 60 Euro zuzüglich einer Bearbeitungsgebühr in Höhe von 28,50 Euro drohten den Neckarschwimmern, darunter Grünen-Stadtrat Björn Peterhoff. Jetzt ist klar: Sie müssen nichts bezahlen.

 

„Die Stadt verhängt kein Bußgeld gegen die Beteiligten der Aktion“, sagte Pressesprecher Martin Thronberens unserer Zeitung. Begründung: „Es gab keine Anzeigen, die zielführend hätten verfolgt werden können.“ Die Aktion sei zwar durch die Medienberichte bekannt geworden, wenn aber keine Anzeige mit Personalien, Zeugen, Tatzeit und so weiter vorliege, könnten Bußgeldstelle und Polizei „nicht sauber ermitteln“. Letztlich müsse auch ein Gericht die Beteiligten befragen können. Im vergangenen Jahr waren zehn Anzeigen bekannt, die die Polizei etwa gegen betrunkene Wasenbesucher erstattet hatte, die in den Neckar gesprungen waren. Ob jemals ein Bußgeld verhängt wurde, war der Verwaltung aber nicht bekannt, da solche Ordnungswidrigkeiten schnell wieder aus dem System gelöscht würden.

Stadtrat will Neckarfreunde weiter unterstützen

Björn Peterhoff will die Entscheidung nicht kommentieren. Der 33-Jährige hatte damals zu der Aktion gestanden und gesagt: „Uns ging es darum, ein Zeichen dafür zu setzen, dass wir den Neckar so sauber bekommen, dass man wieder ganz gefahrlos darin baden kann.“ Hintergrund des Badeverbots in der Landeshauptstadt ist, dass im Neckar so viele Bakterien und Keime schwimmen, dass die Gesundheit eines Badenden gefährdet sein könnte. Deshalb ist im vergangenen Jahr auch die Idee einer künstlichen Surfwelle in Untertürkheim vorläufig gescheitert. Sowohl neckarauf- als auch abwärts ist das Baden laut Peterhoff allerdings nicht verboten. Das Landesgesundheitsamt rate lediglich davon ab.

Ob er mal wieder in den Neckar steigen wolle? Björn Peterhoff weicht aus und sagt: „Ich werde die Aktivitäten der Neckarfreunde weiterhin unterstützen.“ Der Fluss soll endlich eine Hauptrolle im Leben der Stuttgart spielen. Damit er dies aber kann, müssten alle politischen Ebenen dafür sorgen, dass das Wasser weniger belastet wird.