Stuttgarter Krankenhäuser bekommen den Mangel an Medizinern und Pflegekräften immer stärker zu spüren. Neues Personal soll angelockt werden.

Stuttgart - Lange Zeit ist der Mangel an Ärzten und Intensivschwestern ein Thema gewesen, mit dem sich Kliniken in strukturschwachen Regionen herumschlagen mussten, aber nicht die Stuttgarter Krankenhäuser. Inzwischen aber wird es auch in der Region Stuttgart eng. Hart erwischt hat es das städtische Klinikum, wo im Sommer ein Operationssaal im Katharinenhospital nicht betrieben werden konnte, weil das Personal fehlte. "Wir hatten im Anästhesiebereich 13 Schwangerschaften. Bei den Engpässen auf dem Arbeitsmarkt dauert es, bis wir nachbesetzen konnten", sagt der Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitz.

Dass Operationen verschoben werden müssen, weil es an Pflegern oder Anästhesisten fehlt, passiert aber auch in anderen Klinken. Darüber reden mag keiner gern. Die Auskünfte sind entsprechend karg: Es komme vor, aber Zahlen will keiner nennen. Mangelware sind im ärztlichen Bereich vor allem Anästhesisten, Radiologen und Chirurgen, aber auch in Spezialfeldern gibt es Engpässe. Ein Beispiel ist das Wirbelsäulenzentrum im Diakonie-Klinikum im Stuttgarter Westen, wo sich die Suche nach weiteren Fachärzten hingezogen hat. "Wir haben eine große Nachfrage der Patienten, konnten aber sehr viel später erweitern, als wir das eigentlich wollten", sagt der Kliniksprecher Frank Weberheinz.

Viele Kliniken behelfen sich inzwischen mit Honorärzten, um Engpässe zu überbrücken, die durch Krankheiten, Schwangerschaften und Stellenwechsel entstehen. Im Klinikverbund Südwest, zu dem auch die Krankenhäuser in Böblingen, Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg gehören, sind in fast allen Häusern zwischen vier und sechs Leihärzte beschäftigt. Bezahlt werden die Mediziner auf Honorarbasis, vermittelt werden sie über Agenturen. "Das ist ein Trend, dem sich die Kliniken nicht entziehen können", sagt der Verbundssprecher Ingo Matheus.

Für die selbstständigen Ärzte ist die Leiharbeit lukrativ, die Stundenlöhne sind höher, die Arbeitszeiten geregelt. Für die Kliniken ist das Leihärztewesen dagegen teurer und wegen der unterschiedlichen Bezahlung gegebenenfalls auch schlecht fürs Arbeitsklima. "Wir suchen unsere Mitarbeiter lieber selber und dauerhaft aus", sagt denn auch der Klinikums-Geschäftsführer Schmitz. Allerdings kommt auch das Klinikum nicht mehr ohne Leihärzte aus. Entspannung ist nicht in Sicht: Verläuft die Entwicklung weiter wie bisher, fehlen nach einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts bis 2020 bundesweit 37.500 Ärzte und zwischen 140.000 und 200.000 Pflegekräfte.