Der Autor, Fernsehpfarrer und Jugendfarmgründer wird auf einem Straßenschild verewigt. Wer war dieser Mann? Eine Wegbegleiterin erinnert sich.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Für den Jugendfarmverein ist er Wegbereiter, Unterstützer, Begleiter, väterlicher Freund und Vorbild zugleich gewesen. So steht es im Nachruf auf der Internetseite der Möhringer Farm. Gemeinsam mit der Familie Deringer gründete Zink 1972 den Jugendfarmverein. „Mit einer Vision, vielen Kindern, zwei Pferden, einem Bauwagen und sehr viel ehrenamtlichem Engagement fing alles an“, heißt es im Nachruf. Jörg Zink habe den Stadtkindern Erfahrungen ermöglichen wollen, die er als Bauernbub auf der Alb noch täglich gemacht hatte. In der Anfangsphase leistete Zink viel Öffentlichkeitsarbeit, akquirierte Spenden, kümmerte sich um die Finanzen.

 

Doch Zink wirkte nicht nur politisch und pädagogisch im Hintergrund, sondern auch ganz tatkräftig mit Pinsel, Farbe, Hammer und Säge auf dem Gelände an der Balinger Straße 111. Bis ins hohe Alter schaute er immer wieder auf seiner Farm vorbei. Zu seinem 90. Geburtstag überbrachte eine kleine Delegation der Farm mit Kindern, Mitarbeitern, drei Ponys und einem Hund die Glückwünsche.

Oft stand er mit gelben Gummistiefeln im Matsch

Ein Moment, an den Marion Kalka noch immer gern zurückdenkt. Sie freut sich über den Beschluss des Möhringer Bezirksbeirats, einen neuen Platz im ehemaligen Hansa-Areal nach Zink zu benennen. Sie kennt ihn seit den Gründungsjahren der Farm. Damals war sie 16 und Zink in etwa so alt wie ihr Vater. Trotz seiner Berühmtheit habe er wie selbstverständlich dazugehört. „Er war immer präsent, gut gelaunt und mit Elan dabei“, sagt Kalka. Sie sehe ihn noch vor sich, mit seinen gelben Gummistiefeln im Matsch. Und Zink habe seine Visionen gehabt. „Er hat das Hüttendorf konzipiert, mit einem Rathaus in der Mitte, wo jede Woche Farmversammlung war und ein Bürgermeister gewählt wurde.“ So habe Zink den Mädchen und Jungen die Demokratie näher bringen wollen. Oft habe er den Farmkindern auch von seinen Reisen nach Israel und in andere Länder des Nahen Ostens erzählt und dabei Brücken geschlagen.

Jörg Zink war ein Ehrenamtlicher, wie es sie heute nur noch selten gibt. Er hatte ein bewegtes Leben. Geboren wurde er am 22. November 1922 auf dem Habertshof bei Schlüchtern-Elm. Seine Eltern starben früh, in den Jahren 1925 und 1926. Nach dem Abitur diente Zink in Ulm bei der Luftwaffe als Bordfunker. 1944 überlebte er den Abschuss seines Flugzeugs über dem Atlantik und kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Weihnachten 1945 durfte er nach Hause.

Jörg Zink schrieb eine eigene Bibel-Übersetzung

Nach seiner Freilassung studierte er Philosophie und Theologie an der Universität Tübingen, später promovierte er in Hamburg. Zink pflegte Kontakte zu den evangelischen Kirchen in der DDR. Und er übersetzte biblische Texte, um sie vor allem Jugendlichen näherzubringen. 1965 erschien seine eigene Bibelübersetzung, die auch als Jörg-Zink-Bibel bekannt ist.

Von 1961 bis 1980 war Jörg Zink Fernsehbeauftragter der Württembergischen Landeskirche im Süddeutschen Rundfunk. Mehr als hundertmal sprach er das Wort zum Sonntag in der ARD. Von 1980 an war er einer der wichtigsten Sprecher der Friedens- und Ökologiebewegung. Er war Gründungsmitglied der Partei Die Grünen. Für sein Engagement bekam er 1983 den Bundesnaturschutz-Preis und wurde 2015 mit dem Ehrentitel Professor ausgezeichnet. Jörg Zink verfasste etwa 300 religiöse Sachbücher. Diese erzielten eine Auflage von insgesamt mehr als 17 Millionen Exemplaren. Darunter sind auch viele Bücher über den Nahen Osten und Israel, wo Zink lang unterwegs war und zur Religionsgeschichte und Kultur der dortigen Länder forschte und schrieb.

Jörg Zink lebte in der Möhringer Parksiedlung und starb am 9. September 2016 in Stuttgart.