Jugendliche des Königin-Charlotte-Gymnasiums in Stuttgart-Möhringen wecken mit einer Podiumsdiskussion das Interesse ihrer Mitschüler für Politik. Die jungen Organisatorinnen engagieren sich auch bei den Fridays for Future.

Möhringen - Hitzige Debatten, durchdachte Konter, schwere Vorwürfe und so manches Zugeständnis: Wer am Montag im Königin-Charlotte-Gymnasium war, kam sich vor wie in einem Parlament. In Form einer Podiumsdiskussion machten die Jugendlichen der Oberstufe auf die bevorstehende Europawahl und Kommunalwahl am 26. Mai aufmerksam und informierten über die Parteien.

 

Frauenanteil wie im Bundestag

„Hierfür wurden die Schüler zunächst nach ihrer Präferenz einer Partei zugeordnet“, erklärte Hannah, eine der Organisatorinnen. Gemeinsam mit ihrer Mitschülerin Renée plante sie die politische Veranstaltung an ihrer Schule und leitete die Diskussion als Moderatorin.

Für die Debatte saßen die Beteiligten auf einem Podium in der Aula. Von jeder Partei gingen zunächst zwei Kandidaten in die Diskussionsrunde. Die Kandidaten konnten aber jederzeit durch einen fliegenden Wechsel ausgetauscht werden. Zunächst debattierten die Jugendlichen über das Thema Umweltpolitik, später kam Sicherheitspolitik an die Reihe. Selbst einen Parteivorsitzenden wählten die Nachwuchspolitiker im Vorhinein. Schon nach kürzester Zeit entwickelte sich auf dem Podium eine heiße Diskussion. Hierbei standen die Schüler den echten Politikern in nur wenig nach. Bemerkenswert war, dass auch der Frauenanteil von etwa 30 Prozent sehr nah an jenem im Bundestag war.

Politiker dürfen derzeit nicht an Schulen

Ursprünglich sollte die Podiumsdiskussion aber anders ablaufen, wie Renée erklärte: „Wir wollten Politiker an unsere Schule einladen. Das war aber leider nicht mehr möglich, da die Politiker eine Karenzzeit vor Wahlen haben, in der sie keine Vorträge an Schulen halten dürfen.“ Ihre Mitschülerin Hannah ergänzte: „Deshalb dachten wir uns, es wäre doch interessant, wenn die Schüler in die Rollen der Politiker schlüpfen.“ Mit der Aktion wollten sie vor allem das Interesse ihrer Mitschüler für Politik wecken. „Wir können zwar noch nicht alle wählen gehen. Aber trotzdem können wir etwas bewegen und auf Probleme in der Gesellschaft hinweisen. Wir hoffen, dass wir auf diese Weise viele Schüler mobilisieren“, sagte Renée. Die beiden Mädchen sind selbst sehr aktiv, engagieren sich in der Schülermitverantwortung, bei den freitäglichen Schüler-Klimademonstrationen Fridays for Future sowie in der jungen europäischen Föderation.

Die Aktion wurde mit großem Interesse verfolgt. Sie zeigt ein anderes als das gängige Bild von der unpolitischen Jugend. Crystal, die für die Linken auf der Bühne war, betonte: „Ich finde es wichtig, dass wir uns informieren und Nachrichten lesen. Auf diese Weise können wir auch andere motivieren und aufklären.“ Ihr Mitschüler Johann ergänzte: „Die Politik in Europa sollte uns alle interessieren, es geht ja um unsere Zukunft. Wir sind die Erwachsenen von morgen. Deshalb müssen wir heute etwas machen.“