Die Verwaltung hat in den Bezirksbeiräten das Verkehrskonzept vorgestellt. Die Möhringer sahen darin ihre Interessen zu wenig beachtet. Und ein Parkhaus beim Freibad wollen sie auf gar keinen Fall.
Möhringen/Vaihingen - Immerhin, darüber, dass beim Thema Verkehr Handlungsbedarf besteht, herrscht Einigkeit. Doch die Staus auf der Filderebene in den Griff zu bekommen, gleicht der Quadratur des Kreises. Folglich hatte der Stuttgarter Verkehrsplaner Arne Seyboth ein schweres Los, als er das Verkehrskonzept für Vaihingen und den Synergiepark in dieser Woche im Vaihinger und im Möhringer Bezirksbeirat vorstellte.
Ausgangspunkt für die Analyse ist nicht der Ist-Zustand. Damit das Konzept einige Jahre Bestand hat, hat das Amt für Stadtplanung die absehbare Siedlungs- und Nutzungsentwicklung bereits eingearbeitet. Bekannt ist, dass Allianz eine neue Hauptverwaltung für etwa 4500 Mitarbeiter an der Heßbrühlstraße bauen möchte. Daimler zieht mit etwa 4500 Mitarbeitern auf das ehemalige KNV-Gelände am Wallgraben. Das ist aber nur der Anfang. „Wir haben bei der Wirtschaftsförderung nachgefragt, von welchen weiteren Entwicklungsabsichten man dort weiß“, sagte Seyboth im Möhringer Bezirksbeirat. Die Zahlen aufaddierend, kam er auf etwa 16 000 zusätzliche Beschäftigte. Zur Sicherheit schlug er noch mal 2000 drauf und kam so auf die stattliche Zahl von mittelfristig 18 000 weiteren Mitarbeitern.
Wo könnte ein Park-und-ride-Haus stehen?
Die Idee ist nun, dass die Pendler erst gar nicht auf die sowieso schon überlasteten Straßen fahren. Eine Seilbahn könnte sie von einem Park-and-ride-Haus nahe der Autobahn/Nord-Süd-Straße zum Synergiepark und zum Vaihinger Bahnhof bringen. Gegebenenfalls könnte diese Seilbahn noch bis zum Eiermann-Campus und zum Flughafen verlängert werden. Doch zuvor braucht es eine Machbarkeitsstudie. In einem ersten Schritt prüft das Land trassenunabhängige Faktoren wie zum Beispiel Themen wie Sicherheit und Barrierefreiheit. In einem zweiten Schritt will die Stadt unter anderem die konkrete Streckenführung untersuchen. Die Frage ist aber, wo das Parkhaus hin könnte. In Seyboths Präsentation gab es zwei mögliche Standorte: zum einen der Zwickel zwischen der A 8, der Nord-Süd-Straße und der U-6-Trasse, zum andern beim Möhringer Freibad. „Was es braucht, damit die Pendler das Parkhaus auch nutzen und welche Kapazität es haben müsste, ist noch nicht geklärt.“
Zudem schlagen die Verkehrsplaner in ihrem Konzept den Ausbau der Nord-Süd-Straße vor. Die Kreuzungen können kurzfristig ertüchtigt werden. Der Vollanschluss Breitwiesenstraße ist für 2018 vorgesehen. Das Regierungspräsidium hat Pläne für eine bessere Anbindung der Nord-Süd-Straße an die Autobahn ausgearbeitet. Die Nord-Süd-Straße selbst könnte drei- oder vierspurig werden.
Noch ist nichts entschieden
Die Möhringer Bezirksbeiräte waren von dem vorgestellten Konzept ganz und gar nicht begeistert. „Ich bin erstaunt, wie toll die Vaihinger auf Möhringer Gemarkung planen können. Wir freuen uns, wenn wir jetzt auch mal eingebunden werden“, sagte Tanja Bachmann mit viel Sarkasmus in der Stimme. „Wir sehen das Konzept mit gemischten Gefühlen. Uns ging es nicht um eine bessere Versorgung des Synergieparks, wir wollten den Verkehr aus Möhringen heraushaben“, ergänzte Fred Wagner (CDU). Dieter Bernhardt (SPD) sagte: „Ich war ein wenig erschrocken. Dieses Konzept betrifft in erster Linie Vaihingen.“ Ebenso wie zuvor Wagner plädierte auch Bernhardt dafür, dass die Möhringer nun an ihrem Verkehrsstrukturplan weiterarbeiten, sich aber auch mit den Vaihingern an einen Tisch setzen und gemeinsam überlegen, wie man den Verkehr in den Griff bekommt. „Wir sehen die Möhringer Interessen noch nicht ausreichend vertreten“, fügte Monika Herrmann-Lobreyer (Grüne) hinzu.
Möhringer Bezirksbeirat verabschiedet mehrere Anträge
Arne Seyboth stellte klar: „Die Vaihinger haben gar nichts geplant, das waren wir. Und es sind auch nicht nur Vaihinger Arbeitsplätze. Ein Großteil der Arbeitsplätze, die im Synergiepark entstehen, entsteht auf Möhringer Gemarkung.“ Zudem seien die im Verkehrskonzept genannten Punkte nur Ideen. „Da ist noch nichts entschieden, auch nicht beim Thema Park-and-ride-Haus.“ Klar sei aber, dass man das Parkhaus nicht in L.-E. bauen könne.
Die Möhringer Bezirksbeiräte wollten dennoch auf Nummer sicher gehen. Mit zwei Anträgen machten sie deutlich, dass sie ein Parkhaus am Freibad ablehnen und dass sie bei der vom Vaihinger Bezirksbeirat beantragten Bürgerbeteiligung zum Thema eingebunden werden wollen. Die Möhringer stellten aber auch klar, dass sie das Parkhaus nicht generell ablehnen, sondern es ihnen explizit um den Standort Freibad geht. Zudem kamen die Lokalpolitiker überein, dass sie den Verkehrsstrukturplan Möhringen auf den neuen Stand bringen wollen.