Seit vor sieben Jahren der Dachstuhl eines Hauses im Ortskern Mühlhausen aufgebrannt und nur provisorisch wieder aufgebaut wurde, vermehren sich hier die Tauben. Viele Anwohner sind von deren Hinterlassenschaften genervt.

Mühlhausen - Im alten Ortskern von Mühlhausen rund um die Veitskapelle gibt es ein Taubenproblem, das seit Jahren ungelöst ist. Die Anwohner sind verärgert: „Die Vögel beschmutzen die Fassaden, Bordsteine und Fahrzeuge mit ihrem Kot“, sagt Inge Hillmert, die zusammen mit anderen Betroffenen auf das Problem aufmerksam macht.

 

„Wir leiden unter dem permanenten Gurren und den Hinterlassenschaften der Tauben“, ergänzt Nachbar Achim Huttenlocher. Die Tiere vermehren sich in einem Dachstuhl eines Hauses, der vor sieben Jahren abgebrannt ist und nicht mehr fachmännisch aufgebaut wurde. Stattdessen wurden vom Besitzer provisorisch Planen und Bretter angebracht. Zeugnisse der sich ausbreitenden Taubenpopulation sind etwa Eierschalen, die in den Innenhöfen und auf den Gehwegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu sehen sind. Anwohner weisen zudem darauf hin, dass Passanten in der Veitstraße oft nicht mehr den von Taubenkot beschmutzten Gehweg benutzen und stattdessen lieber auf der Straße gehen. Zudem sind die Betroffenen es leid, wegen des Taubenkots ihre Dachziegel und Fensterläden erneuern zu müssen.

Veitskapelle betroffen

Deshalb hat Inge Hillmert gemeinsam mit anderen Anwohnern eine Unterschriftenaktion initiiert. Bereits mehr als 200 Personen haben die Liste unterzeichnet. Sie fordern die Stadt auf, „eine sofortige Lösung für das Taubenproblem“ zu finden. „Wir haben bereits das Ordnungs- und Gesundheitsamt sowie die evangelische Kirche – denn die nahegelegene Veitskapelle ist ebenfalls betroffen – auf das Problem hingewiesen“, sagt Achim Huttenlocher. Die Reaktionen: „Meistens heißt es, man könne nichts tun, da es sich um ein Privathaus handelt“, sagt Huttenlocher. Er versteht es dennoch nicht, warum der Zustand des Dachstuhls baurechtlich keine Konsequenzen hat.

Laut Baurechtsamt sind derzeit von außen keine Gründe zu erkennen, die ein Einschreiten rechtfertigen würden: „Die Standsicherheit des Gebäudes ist nicht gefährdet, das schadhafte Dach abgedeckt. Die Taubenproblematik und der Zustand des Hauses geben ohne die Gefährdung Dritter nicht die Möglichkeit, eine Anordnung zu erlassen“, teilt die Behörde mit. Und die Tauben auf dem Privatgrundstück zu vertreiben, sei nicht Aufgabe der Stadtverwaltung. „Auch das Amt für öffentliche Ordnung sieht keine rechtliche Grundlage, um gegen die Gebäudeeigentümer vorzugehen“, sagt Martin Thronberens, Sprecher der Stadt Stuttgart. Man habe den Anwohnern empfohlen, privatrechtlich gegen die Eigentümer vorzugehen.

Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann ist das Taubenproblem bekannt. Er würde es zwar gerne lösen, ihm seien jedoch – wie auch der Stadt Stuttgart – die Hände gebunden, da es sich um ein Privatgrundstück handelt. Die CDU-Bezirksbeiratsfraktion Mühlhausen gibt sich damit nicht zufrieden. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Heike Funk kündigt einen entsprechenden Antrag an. Darin soll die Stadt aufgefordert werden, sich um die Ursache der Taubenplage zu kümmern. Zumal laut der Bezirksbeiratsfraktion auch die aufwendig sanierte Veitskapelle und weitere historische Gebäude im Ortskern betroffen seien.