Öffentliche Plätze, Parks und Wege sollen so umgestaltet werden, dass Menschen animiert werden, sich regelmäßig zu bewegen. Die Vorschläge für Münster sorgten im Bezirksbeirat für Kopfschütteln.

Münster -

 

Die Vorlage ist dick, das Vorhaben ambitioniert. Der „Stuttgarter Masterplan für urbane Bewegungsräume – Planungen und erste Umsetzungen“ hat das Ziel, den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass er für eine regelmäßige Bewegung Anreize schafft, das soziale Miteinander stärkt und die Lebensqualität im Stadtquartier verbessert. „Gerade einkommensschwache Haushalte müssen sich oft mit Mehrfachbelastungen wie prekäre Arbeitsverhältnisse, unterdurchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche oder finanzielle Schwierigkeiten auseinandersetzen“, heißt es in der Beschlussvorlage. Damit sinke die Möglichkeit für diese Bewohner und insbesondere deren Kinder, sich ausreichend sportlich zu betätigen. „Umso wichtiger ist es, dass gerade für diese Zielgruppen der öffentliche Raum bewegungsanregend gestaltet ist, um somit einen niedrigschwelligen Einstieg und Zugang zu Sportangeboten zu ermöglichen.“ Die Priorisierung der Maßnahmen richte sich somit auch nach den sozialen Kriterien und der bisherigen Versorgung an Bewegungs- und Spielflächen in den Stadtteilen.

Immer mehr findet draußen statt

Denn immer mehrt Sport- und Bewegungsaktivitäten finden auch außerhalb klassischer Sportanlagen statt. Die Zahl der Menschen, die draußen und ohne Anleitung Sport treiben, steigt stetig. Damit änderten sich auch die Anforderungen an den öffentlichen Raum wie Plätze, Parks, Wege und Fußgängerzonen. Der Masterplan für urbane Bewegungsräume wurde im Rahmen der Beratungen zum Doppelhaushalt 2018/19 beschlossen.

Das Projektteam der Stadt unter Federführung des Amtes für Stadtplanung und Wohnen mit dem Amt für Sport und Bewegung in enger Kooperation mit dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt wurde von externen Fachleuten unterstützt. Zwei Jahre lang wurden Leitthemen und Strategien zu unterschiedlichen Maßstabs- und Betrachtungsebenen entwickelt, zeitgleich der öffentliche Raum in Hinblick auf Bewegung analysiert und grundlegende Ideen für die Gestaltung bewegungsorientierter öffentlicher Stadträume formuliert. Im Fokus stand dabei auch die Betrachtung der Entwicklungschancen in den 23 Stadtbezirken.

Neues Qualitätsniveau erreichen

Der jetzt vorliegende Masterplan beinhaltet unter anderem die Herleitung des Planungsbedarfes, die Ausführung der verschiedenen Beteiligungsbausteine und planerische Empfehlungen sowie konkrete Umsetzungsvorschläge in den Stadtbezirken. „Durch den Masterplan konnte ein neues Qualitätsniveau zugunsten der urbanen Bewegungsförderung entwickelt werden, das in dieser Form bisher in keiner anderen deutschen Stadt existiert“, wird in der Gemeinderatsdrucksache gelobt, die in allen Bezirksbeiräten thematisiert wurde.

Zum Start der Umsetzungsphase wurden im Doppelhaushalt 2020/21 Mittel in Höhe von 1,32 Millionen Euro bereitgestellt. Im vergangenen Jahr konnten erste kleinere, teilweise temporäre Projekt realisiert werden. Für dieses Jahr sind einige temporäre Maßnahmen geplant, um die Akzeptanz von Angeboten an potenziellen Standorten zu testen. Für größere, fest installierte Maßnahmen wurden mehrere Standorte festgelegt, die sich in konkreter Planung befinden. Einige könnten, so heißt es in der Vorlage, bereits dieses Jahr realisiert werden.

180 Potenzialflächen im Stadtgebiet ausgemacht

Der Masterplan ist zunächst bis 2035 angelegt. Rund 180 potenzielle Flächen sind im gesamten Stadtgebiet ausgemacht und mit den Planern der Fachämter vorabgestimmt und priorisiert worden.

Der Bezirksbeirat Münster war nicht begeistert von den drei im Masterplan für den Stadtbezirk aufgeführten Flächen. Denn darin werden die Neckartalstraße und der Neckardamm als Orte angegeben, die durch Outdoor-Fitness-Geräte zu einer Fitnessmeile für alle Altersgruppen werden sollen. „Der Neckardamm ist da fehl am Platz“, ereiferte sich Martin Mäule (CDU). „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Er fühle sich ein „bisschen verarscht“ und nicht ernst genommen. Auch Wolfgang Döking (Grüne) zeigte sich „sehr verwundert“. Er vermisst die Erwähnung der Freibergstraße. Bezirksvorsteherin Renate Polinski beschreibt den Bereich Neckartalstraße/Neckardamm als neuralgischen Punkt. Vor eineinhalb Jahren gab es Workshops, in denen die Bezirksbeiräte Vorschläge einbrachten, die sich im Masterplan nicht wiederfinden.

Beschlussvorlage soll ergänzt werden

Eine weitere potenzielle Fläche im Masterplan betrifft den Spielplatz in der Enzstraße. Die Umsetzung der Sanierung sei längst eingeleitet, schüttelte der Bezirksbeirat den Kopf. Und am Unterstand auf der Grünfläche zwischen Mosel-/Iller- und Elbestraße war der Bezirksbeirat maßgeblich beteiligt und hat Hand angelegt und den Jugendrat unterstützt. Diese ist im Masterplan die priorisierte Potenzialfläche 2. Aus der Bürgerbeteiligung sei der Wunsch nach einem Unterstand für Jugendliche und Fitnessgeräten gekommen, um sich treffen und auspowern zu können, wird dies begründet.

Der Bezirksbeirat Münster forderte einstimmig eine Ergänzung in der Beschlussvorlage. Darin sollten die Ergebnisse des Workshops in die Potenzialflächen für Münster aufgenommen werden, ebenso der Uferbereich an der Austraße im Keefertal anstelle Neckartalstraße/Neckardamm.