Die EnBW hat bereits am Dienstag voriger Woche das Müllheizkraftwerk in Münster abgeschaltet, wie das Unternehmen nun bekannt gegeben hat. Messsysteme hatten wegen zu hoher Quecksilberwerte Alarm geschlagen.

Stuttgart - Die EnBW hat die Müllverbrennung im Restmüll-Heizkraftwerk Münster vorübergehend eingestellt. Bereits am Dienstagabend voriger Woche hätten die Messsysteme Alarm geschlagen, sagt EnBW-Sprecher Hans-Jörg Groscurth auf Anfrage der StZ. Der Alarm erfolgte, weil die Grenzwerte für den Ausstoß von Quecksilber erheblich überschritten wurden. Daraufhin nahm der Konzern die Anlage außer Betrieb. Untersuchungen ergaben, dass sich im angelieferten Müll „relativ große Mengen“ von Quecksilber befunden hätten. Aus diesem Grund hat die EnBW Strafanzeige gegen Unbekannt wegen unzulässiger Abfallbeseitigung gestellt.

 

Laut dem Unternehmenssprecher können der Konzern keine Aussagen darüber treffen, ob für die Bevölkerung im Umfeld des Kraftwerks eine Gefahr für die Gesundheit bestanden habe. In der Stellungnahme formuliert die EnBW wie folgt: „Die kurzzeitig erhöhten Quecksilber-Emissionen hatten auf Basis der vorliegenden Imissionsprozesse keinen immissionsrelevanten Einfluss auf den Einwirkungsbereich des Restmüllheizkraftwerks in Münster.“

Noch keine Messungen im Umfeld

Im Klartext: bei Emissionen handelt es sich um Stoffe, die ausgestoßen werden – in diesem Fall aus dem Kraftwerk. Immissionen wiederum bezeichnen jene Stoffe, die daraufhin in einem bestimmten Gebiet niedergehen, dieses also betreffen.

Im Fall des Kraftwerks in Münster ist das Regierungspräsidium Stuttgart die zuständige Aufsichtsbehörde – auch mit Blick auf Schadstoffe und Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Laut dem Sprecher der EnBW habe das Unternehmen anhand des tatsächlich erfolgten Ausstoßes von Quecksilber mit Hilfe einer Computerprognose errechnet, wie sich dies auf die Immissionen im Umfeld des Kraftwerks auswirkt. Diese Prognose liege „nicht außerhalb der Genehmigung“, die das Regierungspräsidium erteilt habe. Das Unternehmen selbst habe jedoch bisher keine „realen“ Messungen im Umfeld des Kraftwerks vorgenommen, so der Unternehmenssprecher.

Öffentlichkeit erst eine Woche später informiert

Die vorübergehende Einstellung des Betriebs habe keinen Einfluss auf die Fernwärmeversorgung. Es stünden genügend Kapazitäten durch die mit Kohle befeuerten Kessel in Münster sowie in den Kraftwerken Altbach und Gaisburg zur Verfügung. Derzeit stimme sich die EnBW mit dem Regierungspräsidium und den Vertragspartnern für die Müllanlieferung über das weitere Vorgehen ab. Der Sprecher machte keine näheren Angaben dazu, warum das Unternehmen über den Vorfall vom Dienstag voriger Woche die Öffentlichkeit mehr als eine Woche später informierte. Unklar ist auch, wann die Müllverbrennungsanlage wieder angefahren wird.