Der Landkreis Calw entwickelt jetzt ein Konzept für die Fledermäuse und will den Nabu daran beteiligen.

Stuttgart - Nein, natürlich nicht“, sagt Johannes Enssle, der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu). Die Klage gegen die Hesse-Bahn werde man nicht zurückziehen. Zwar will das niemand zugeben, und aus der offiziellen Pressemitteilung des Verkehrsministeriums geht es auch nicht hervor. Aber es ist klar, dass die Klage des Nabu gegen die geplante Hesse-Bahn der Anlass für ein Spitzengespräch mit dem Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) war.

 

Denn solange der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim nicht entschieden hat, kann der Landkreis Calw nicht mit dem nötigen Tunnelbau bei Ostelsheim beginnen – und nicht nur die geplante Eröffnung der Hesse-Bahn im Dezember 2018 könnte sich verzögern, die Bahn könnte ganz scheitern, da der Bund Zuschüsse nur bis 2019 zugesichert hat.

Als „wichtiges Projekt für einen klimafreundlichen Verkehr“ sieht der Verkehrsminister die Hesse-Bahn, zu einem Moderationsgespräch hat er den Calwer Landrat Helmut Riegger und drei Naturschutzverbände in der vergangenen Woche daher gebeten. Ein klares Ergebnis gibt es nicht.

Was passiert mit den Fledermäusen?

„Beide Seiten“, so heißt es in der Pressemitteilung zum Ergebnis, beide Seiten hätten vereinbart, Arbeitsgruppen zu bilden. Diese sollen Lösungsmöglichkeiten für die Fledermäuse suchen. Denn diese Tiere, die in den bestehenden, jahrhundertealten Tunneln der Bahnstrecke leben, sind der Grund für den Streit zwischen Nabu auf der einen Seite und Landkreis Calw und Verkehrsminister auf der anderen.

Bis zur Sommerpause sollen die Gespräche in diesen Arbeitsgruppen abgeschlossen sein, erklärt der Minister. Wie dieses Ergebnis zu interpretieren ist, das werten die beiden Seiten indes naturgemäß unterschiedlich.

„Wir sind eher pessimistisch“, sagt der Nabu-Vorsitzende Johannes Enssle auf Nachfrage unserer Zeitung. „Wir sehen momentan keine Lösung für die Fledermäuse, die realistisch ist und finanzierbar wäre.“ Er zeigt sich enttäuscht, sowohl vom grünen Verkehrsminister, der sich zwar als Moderator ausgibt, sich aber nicht neutral verhalte, als auch von Calw. „Dort stellt man sich dem Dialog mit dem Naturschutz ja erst, seit wir klagen“, schimpft Johannes Enssle.

Testfahrt von Wasserstoffzügen

Das will Andreas Knörle, der Verkehrsdezernent im Landratsamt, so nicht stehen lassen. „Wir wissen, dass sich die Naturschutzverbände zu wenig einbezogen fühlen“, gibt er zwar zu, sagt aber: „Wir hatten einen anderen Ansatz.“

In den vergangenen anderthalb Jahren habe man zunächst den Fledermausbestand untersuchen wollen, die Ergebnisse liegen in Kürze vor. „Aufgrund dieser sauberen Datengrundlage können wir gemeinsam überlegen, in welcher Form wir reagieren“, sagt Andreas Knörle. Das Landratsamt werde dann für die Fledermäuse einen Maßnahmenkatalog erarbeiten – und daran dann die Naturschutzverbände beteiligen. Das werde jetzt in den Arbeitsgruppen des Ministers besprochen.

Unterdessen gibt es Neuigkeiten aus dem niedersächsischen Salzgitter. Im März vor zwei Jahren hatte der Landkreis Calw nämlich mit der Firma Alstom eine Absichtserklärung unterzeichnet, dass man deren Wasserstoffzüge gerne kaufen wolle. „Die erste Testfahrt mit dem weltweit einzigen brennstoffzellenbetriebenen Personenzug haben wir erfolgreich durchgeführt“, teilt Alstom jetzt mit.