Bei der Stuttgart-Nacht am 17. Oktober erklingen im Stuttgarter Rathaus zwischen Paternoster und Parteibüros neue Töne: Statt kommunalpolitischem Alltagssound ist abends Saturday-Night-Fever mit Cocktail-Bar angesagt.

Stuttgart - Normalerweise beschränken sich die musikalischen Höhepunkte im Rathaus auf die Klingeltöne stadträtlicher Handys. Bei der Stuttgart-Nacht am 17. Oktober erklingen allerdings im Foyer zwischen Paternoster und Parteibüros ganz neue Töne: Statt kommunalpolitischem Alltagssound ist abends Saturday-Night-Fever mit Cocktailbar angesagt. Für die Disco-Orgie muss sogar Stuttgart 21 weichen – allerdings nur das Modell. Statt kühler Neonlampen feuern Lichtorgel und Discokugel animierende Farbkaskaden auf die Tanzfläche, statt dröger Gemeinderatsdrucksachen auf den Tischen liegen heiße Scheiben auf den Plattentellern.

 

Hinter dem Mischpult steht mit „Funky Fezer“ eine musikalisch bewegte Sozialbürgermeisterin, die auf jeden Fall „Evil Ways“ von Santana auflegen wird. „Meine Titelliste ist noch nicht fertig“ gesteht Isabel Fezer. Sie ist noch dabei, ihre Plattensammlung zu durchforsten, die „zu 80 Prozent aus Klassik“ besteht. Aber etwas Dirty Dancing sei auch dabei. „Die Musik soll die Leute ja richtig explodieren lassen.“

Bürgermeister aus der „Generation Walkman“

Völlig hingerissene Zuhörer – das wäre im Rathaus ja mal etwas Neues. Der DJane assistiert der leichtfüßige Amtskollege Werner „Travolta“ Wölfle, der „Tanzbares von den Stones, Pattie Smith und Phil Collins“ durch die Lautsprechertürme jagen will. Das Rathaus könne ja auch mal „live und lebendig“ rüberkommen.

Mit Peter Pätzold steht ein echter Plattenplayer der 80er Jahre am Pult, der viel Erfahrung mitbringt. „Ich habe früher in Oberschwaben auf Partys immer Platten aufgelegt und dafür auch Musikkassetten zusammengestellt“, erzählt der Baubürgermeister, der sich zur „Generation Walkman“ zählt. Er hänge auch sehr an seiner aus den 80er Jahren stammenden Stereoanlage „mit Technics-Plattenspieler und Yamaha-Verstärker“.

Als Plattenaufleger will Pätzold klassisch arbeiten und „nicht wie die neumodischen DJs auf den Vinylplatten herumtatschen“. An seiner Playlist baut der Bürgermeister noch. Als sicher gilt aber, dass er die Fans mit dem Kulthit „Our Darkness“ von Anne Clark beglücken wird. Als Abgesang wäre das auch der ideale Hinweis darauf, das am Montag im Rathaus wieder bloß die Handys musizieren.