Im Museum am Löwentor tauchen Kinder in längst vergangene Zeiten ein. Wir waren mit ihnen auf dem Weg in die Vergangenheit.

S-Nord - Wer heute Lust auf ein Stück Fleisch oder eine Scheibe Brot hat, geht einfach zum nächsten Metzger oder Bäcker. Wenn unsere Vorfahren jedoch solche Gelüste verspürten, hatten sie es alles andere als leicht. Schließlich gab es vor 30 000 Jahren noch keine Supermärkte und auch keine Bäckereien. Wer Fleisch wollte, musste auf die Jagd gehen. Auch Brot musste selbst gebacken werden. Und die dafür notwendigen Zutaten musste man auch erst mal heranschaffen. Was die Menschen in der Steinzeit alles für ihre Nahrung tun mussten, wie sie sie zubereiteten und wie sie lebten, konnten Kinder bei einem Ferienworkshop im Museum am Löwentor erleben.

 

Dabei durften die Fünf- bis Achtjährigen die Welt der Steinzeitmenschen zunächst bei einer Führung erkunden. Gleich zu Beginn erklärte Anne Schubert, Volontärin im Bereich Museumspädagogik, mit welchen Gegenständen früher gejagt wurde. „Der Speer war damals besonders wichtig“, sagte Schubert. „Und was gab es noch?“ Gleich mehrere Kinder streckten die Hände in die Höhe. „Pfeil und Bogen“, rief ein Junge. „Ein Schwert“, sagte ein anderer. Anne Schubert klärte die Kinder auf. „Pfeil und Bogen stimmt, aber Schwerter gab es damals noch nicht. Die kamen erst, als es auch Ritter gab.“

Über dem Feuer wird ein Fisch an einem Stock erhitzt

Mit diesem Wissen gewappnet, ging es für die Kinder zu den lebensgroßen Mammuts. Hier sollten sie überlegen, wie sich die Steinzeitmenschen bei einem Angriff gegen ein Mammut verteidigten. „Ich würde mit dem Speer auf den Hals zielen“, erklärte die kleine Amelie. Und so gut wie alle anderen Kinder gaben ihr recht.

Für Felix war es nicht die erste Führung durchs Naturkundemuseum. Deshalb konnte er auch genau erklären, warum die Menschen in der Steinzeit Tierknochen mit Steinen bearbeiteten und zerschlugen. „Da ist nämlich Knochenmark drin“, erklärte Felix. Und Anne Schubert nickte zufrieden. „Genau, Knochenmark gab viel Energie und war quasi der Müsliriegel der Steinzeitmenschen.“

Doch was nahmen die Menschen zu sich, wenn es gerade kein Knochenmark gab? Das zeigen die vielen Nachbildungen im Löwentor-Museum. Dort ist beispielsweise eine Frau zu sehen, die eine erlegte Wildgans zur Feuerstelle trägt. Über dem Feuer wird ein Fisch an einem Stock erhitzt.

Und im Hintergrund ist eine Herde von Rentieren zu sehen – eine wahre Delikatesse für den steinzeitlichen Gaumen. Wie man einst an diese Leckerei kam, konnte der kleine Felix ganz genau erklären. „Damals hat man aus einem Rentiergeweih eine Speerschleuder geschnitzt. Dann hat man den Speer in die Schleuder gesteckt, den Speer abgeschossen und das Rentier damit erlegt.“

Auch Schlehen durften die Kinder probieren

Weil rohes Fleisch nicht besonders bekömmlich ist, wurde es schon in der Steinzeit gekocht – ganz ohne Herd und über offenem Feuer. Entsprechend waren die Menschen damals regelrechte Experten im Feuer machen. Dass man aber auch heute noch ganz ohne Streichhölzer oder Feuerzeug Funken erzeugen kann, zeigte Anne Schubert den Kindern mit zwei Feuersteinen. In der Steinzeitküche hatte aber nicht nur Fleisch einen festen Platz. Auch Pflanzen wurden gerne verzehrt. Das zeigen versteinerte Überreste von Nahrungsmitteln wie Äpfel oder Nüsse, die im Löwentormuseum gezeigt werden. Welche Pflanzen bei den Menschen der Steinzeit auf dem Teller landeten und welche überhaupt essbar sind, erfuhren die Kinder bei einem Rundgang durch den Rosensteinpark.

Die Botanikerin Cornelia Krause zeigte den jungen Museumsbesuchern eine wilde Möhre, ließ sie an Zitronenmelisse riechen und erklärte ihnen die heilende Wirkung von Spitzwegerich. Auch Schlehen durften die Kinder probieren.

Einen Crashkurs im Steinzeitbrotbacken gab es schließlich zum Abschluss des Ferienworkshops. Dabei durften die Kinder mit Steinen Nüsse knacken, mit einem 8000 Jahre alten Mahlstein Getreide mahlen und auf heißen Steinen in einer Feuerschale ihr eigenes Brot backen. Eben ganz so, wie es bei den Steinzeitmenschen vor rund 30 000 Jahren üblich war.