Studenten der Universität Stuttgart haben unter Leitung von André Thess und Micha Schäfer eine energieautarke Sauna entworfen und umgesetzt.

„Schwitzen fürs Klima“ – so lautet das Motto eines Studentenprojektes an der Universität Stuttgart, das sich die Entwicklung einer energieautarken Sauna zum Ziel gesetzt hat. Angestoßen wurde es vor sechs Jahren von André Thess, Professor an der Uni Stuttgart und Direktor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der selbst leidenschaftlicher Saunagänger ist und sogar schon in Nordkorea saunieren war, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung verrät. Bei dem Projekt einer Null-Energie-Sauna hat er Hobby und Beruf miteinander verbunden. Beruflich setzt sich Thess mit Thermodynamik und Energiespeicherung auseinander, Themenfelder, die bei der Energiewende eine große Rolle spielen. Warum also nicht mithilfe neuester Erkenntnisse aus der Wissenschaft und umweltfreundlicher Technologie den Menschen etwas Gutes tun?

 

Die Universität stellte sich anfangs quer

Mit der Umsetzung der Idee wurde Micha Schäfer betraut, der Maschinenbau studiert hat und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Stuttgart tätig ist. „Es war kein Problem, motivierte Studenten zu finden. Viele fanden das Projekt auf Anhieb großartig,“ sagt er. Auch eine Finanzierung war schnell gefunden. Dank der großzügigen Unterstützung der Vector-Stiftung verfügte Schäfer über ein Budget von 100 000 Euro. Nur die Universität stellte sich anfangs quer.

„Wir wollten die Sauna auf dem Dach des Instituts aufbauen. Da hat die Universität aber ihr Veto eingelegt,“ so Schäfer. Schließlich hat die Sauna einen Platz am Südrand des Campus in Stuttgart-Vaihingen gefunden. Insgesamt haben bislang 15 Studenten in den verschiedenen Projektphasen daran mitgewirkt. „Ich habe vor allem handwerklich viel dazugelernt. Es war eine schöne Erfahrung, die Früchte meiner Arbeit mit dem eigenen Körper erleben zu können,“ sagt Martin Bachmann, der im Rahmen einer Projektarbeit die solarthermischen Kollektoren angebracht hat.

Wasser als Energiespeicher nachhaltiger als Strom

Im Frühjahr dieses Jahres war die Sauna so weit fertiggestellt, dass die Studenten mehrmals die Woche nach der Arbeit darin schwitzen konnten. „Der große Vorteil der Null-Energie-Sauna ist, dass sie ohne Stromanschluss betrieben und deshalb überall aufgestellt werden kann,“ sagt Bachmann. Zwar ist es auch heute schon möglich, eine Sauna mit einer Fotovoltaik-Anlage und einem Solarstromspeicher auszustatten. Das Problem ist jedoch, dass diese Speicher teuer sind und alle 10 bis 15 Jahre ausgetauscht werden müssen. Deshalb haben Schäfer und seine Studenten einen mit Wasser befüllten Druckspeicher konstruiert, dem sowohl Wärme als auch Dampf entnommen werden kann. Der Speicher braucht ein bis zwei Sonnentage, bis er voll beladen ist. Danach kann sie etwa fünf Stunden betrieben werden.

„Die Energie mithilfe von Wasser zu speichern, ist deutlich effizienter, als sie in Strom umzuwandeln. Außerdem ist unsere Lösung langlebiger,“ sagt Schäfer. Hinzu komme, dass das Saunaerlebnis in der Stuttgarter Sauna viel intensiver sei als in einem mit Strom betriebenen Modell.

Noch sind nicht alle technischen Probleme gelöst

Wer ein großes Grundstück hat, muss sich also dank der Idee von André Thess in Zukunft zum Schwitzen nicht mehr in den Keller zurückziehen, sondern kann beim Saunagang im Garten den Blick auf die Natur genießen. Thess hat bereits ein Patent angemeldet und für die Vermarktung seiner Idee eine Firma gegründet.

Dass die Stuttgarter Sauna die herkömmliche Sauna ersetzen wird, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Thess ist sich bewusst, dass das Modell, das für maximal vier Personen konstruiert ist, bei einem Preis von vielen zehntausend Euro ein Nischen- und Lifestyle-Produkt wäre. „Unsere Sauna ist der Tesla unter den Saunen,“ sagt er.

Hinzu kommt, dass das Modell durchaus wartungsintensiv zu sein scheint. Im Moment ist der Prototyp außer Betrieb, weil Rohrleitungen wegen eines Frostschadens erneuert werden müssen. Außerdem gibt es in dem System seit dem Einbau neuer Hitze-Sticks undichte Elemente.

Schäfer ist trotzdem zuversichtlich, dass sich das Projekt auch finanziell für ihn auszahlt. Einen Beratervertrag für das Start-up von Thess hat er schon in der Tasche. „Ich denke schon, dass die Sauna Anklang finden wird. Warten wir es ab.“