Das Thema Filderauffahrt schlägt in den Oberen Neckarvororten weiter heftig Wellen. Was für den einen Bezirksbeirat eine „große Vision“ ist, nennt der andere „großen Quatsch“.

Obertürkheim - Das Thema Filderauffahrt schlägt in den Oberen Neckarvororten weiter heftig Wellen. Vor allem Hedelfingen leidet unter dem hohen Verkehrsaufkommen und klagt dabei auch über den in jüngster Zeit stark zunehmenden Lkw-Verkehr. Vehement wurde deshalb im Bezirksbeirat die Wiederaufnahme der Pläne zu einer alternativen Auffahrt auf die Filder gefordert, der den Ort und anliegende Bezirke entlasten soll. Unterstützung kam dazu kürzlich aus dem Bezirksbeirat Wangen, der das Anliegen mehrheitlich unterstützt. Just diese Absicht war nun auch das Motiv eines Antrages im Bezirksbeirat Obertürkheim, in dem die Fraktionen von CDU, Freien Wählern und FDP den entsprechenden Antrag gemeinsam einbrachten.

 

Darin wird die Stadtverwaltung um Prüfung gebeten, „ob aus heutiger Sicht außer der bereits durchgeplanten Südumfahrung auch durch eine direkte Verbindung vom Neckartal zur A 8 – eine neue Filderauffahrt mit Tunnellösung – in der Lage ist, den Stuttgarter Osten und die Oberen Neckarvororte nachhaltig vom Durchgangsverkehr zu entlasten“.

In der Begründung des Antrages betonte Matthias Föll (CDU): „Wir sollten Hedelfingen Schützenhilfe gewähren, weil das Thema die ganzen Neckarvororte betrifft“. Auch Peter Aichinger (Freie Wähler) plädierte dafür, „über den Tellerrand hinaus zu schauen, zumal die Variante mit dem großen Tunnel der große Wurf wäre und im Kosten-Nutzen-Vergleich relativ günstig“. Just dies aber wurde von Michael Jantzer (SPD) bestritten. Dem setzte Hans Vogt (Bündnis 90/Die Grünen) noch eines drauf. Er machte zu den geschätzten Kosten von 400 Millionen Euro eine Gegenrechnung auf, bei der er pro Tunnel-Kilometer recherchierte 100 Millionen Euro in Anschlag brachte, mit dem Ergebnis: „Das würde bei zehn Kilometern Tunnel Kosten von einer Milliarde Euro bedeuten.“ Vogt meinte: „Man sollte die Leute nicht so bescheißen wie bei Stuttgart 21.“

Hofrichter: Wir brauchen Parkplätze am Rand der Stadt

Seine Fraktionskollegin Monika Geiger befand schon eine eventuelle Prüfung als „hinausgeschmissenes Steuergeld“. Sie meinte, „wenn man den Lkw-Verkehr herausnimmt, dann entspannt das den Hedelfinger Knoten“. Zudem solle man besser eine Nahverkehrsprüfung machen. Der CDU-Bezirksbeirat Fritz Currle hielt dem entgegen, dass der öffentliche Nahverkehr „schon jetzt am Anschlag ist“.

Elisabeth Remppis (Bündnis 90/Die Grünen) befürchtet, „dass der Tunnel die Lastwagen von der Autobahn ins Tal bringt, denn die meisten Lkw fahren zum Hafen und nicht Richtung Remstal“. Diese Lösung habe „keine Chance und die alte ist abgelehnt“. Letzteres störte auch Michael Jantzer an dem Antrag: „Die Filderauffahrt ist raus aus dem Bundesverkehrswegeplan. Das macht keinen Sinn.“ Zugleich zeigte er sich einverstanden, die neue Variante „wenigstens prüfen zu lassen“. Christoph Hofrichter (SÖS-Linke-Plus) wiederum wandte sich „radikal gegen jeden Straßenbau, der in die Stadt führt. Das ist alles Quatsch. Wir brauchen Parkplätze am Rand der Stadt und die Möglichkeit, für wenig Geld in die Stadt reinzufahren. Dann lassen die Leute die Autos draußen stehe“.

Bei so viel Gegenwind platzte Christoph Zalder von der CDU der Kragen: „Das sind alles Totschlagargumente! Wir haben ein Infrastrukturproblem. Wir sollten den Mut haben zu einer großen, längerfristigen Vision. Der Tunnel würde viele Probleme lösen.“ Eine Situation, in der Peter Aichinger „für Abstimmung“ plädierte: „Es ist ein reiner Prüfantrag. Dann sind die Karten auf dem Tisch und wir schauen, was dabei rauskommt.“ Jantzer wollte nur die neue Tunnel-Variante prüfen lassen, was von den Antragstellern abgelehnt wurde. In der Abstimmung enthielt er sich dann der Stimme. Bei zwei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen und einer Gegenstimme von SÖS-Linke-Plus ging der Antrag mit den sechs Ja-Stimmen der Antragsteller schließlich durch.