Wer ein teures Fahrrad besitzt, kennt die Sorge: Wo soll man das hochwertige Gefährt abstellen? Die Verwaltung der Stadt Stuttgart arbeitet nun an einer Lösung: Sammelgaragen. Zunächst allerdings nur als Pilotversuch.

Stuttgart - Für Autos gibt es Parkhäuser – teils mit breiten Stellplätzen, zum sicheren Parken des eigenen Fahrzeugs. Doch was ist mit Fahrrädern, die ebenfalls sehr teuer sein können? Für sie will die Stadt nun auch ein bisschen mehr anbieten und vorgefertigte Sammelgaragen aufstellen. Von Dezember an möchte die Verwaltung unter der Paulinenbrücke in der Nähe des Einkaufzentrums Gerber containerähnliche Baumodule installieren. Und im zweiten Halbjahr 2020 sollen rund um das Hauptbahnhofgebäude acht Module mit Platz für jeweils 20 Fahrräder, also insgesamt 160 Abstellplätze, aufgestellt werden. Das Ganze ist ein Pilotversuch, mit dem die Verwaltung zwei Jahre lang Erfahrungen sammeln will – für mögliche weitere Sammelgaragen.

 

Der Plan ist so: Den Platz fürs Fahrrad bucht und bezahlt man mittels App. So erhält der Kunde einen Code, mit dem man die Schiebetür der Garage öffnen kann. Außerdem zeige die App auch freie Plätze in Echtzeit an, verspricht die Stadtverwaltung. Überbuchungen könne es also nicht geben.

Im Bereich Klettpassage soll auch etwas geschehen

In Anlehnung an die Praxis in anderen Städten schlägt die Stadtverwaltung vor, dass ein Tag Fahrradparken einen Euro koste. Der Wochentarif soll bei vier Euro liegen, für den Monat sollen es zehn Euro sein und für das ganze Jahr 90 Euro. Doch das war den Stadträten, die sich in einer Ausschusssitzung mit dem Thema befasst haben, zu teuer. Da sei ja sogar die Jahresgebühr für das Parken von Anwohnerfahrzeugen günstiger, so Alexander Kotz (CDU). Dann müsse man aber, anders als beim Anwohnerparken, einen ständig garantierten Stellplatz haben.

Christoph Ozasek (Die Linke) monierte, am Hauptbahnhof brauche man eher 500 Stellplätze. Außerdem seien die Garagen weniger an Orten wie unter der Paulinenbrücke nötig, als in verdichteten Altbauquartieren mit wenig Nebenflächen bei den Häusern. Infolgedessen benötige man eigentlich „quartiersbezogene Lösungen“. Lucia Schanbacher (SPD) merkte an, man müsse auch Lösungen für Lastenfahrräder anbieten. Deborah Köngeter (Stadtisten) erinnerte, dass Nutzer von Fahrrädern ja sowohl am Wohnort wie auch am Zielort sichere Abstellmöglichkeiten bräuchten. Und die Sammelgarage unter der Paulinenbrücke dürfe nicht so platziert werden, dass die Menschen vertrieben werden, die mehr oder weniger auf der Straße leben und dort Schutz suchen. Armin Serwani (FDP) hielt besonders Abstellmöglichkeiten an den S-Bahn-Stationen und am Hauptbahnhof für notwendig, und weniger ein Netz von Sammelgaragen.

Nur Burghard Korneffel (AfD) fand das alles übertrieben: Um die Fahrradfrage werde „zu viel Zirkus“ gemacht. Das Fahrrad abstellen, sei sei doch eine ganze persönliche Sache. Wenig später sagte er bei einem anderen Tagesordnungspunkt, das Straßennetz sei das Aushängeschild von Städten. Das müsse die Stadt für penible Pflege angemessen Geld investieren.

Für den Stuttgarter Westen werden 20 Standorte geprüft

Die Verwaltung denkt aber bereits an ein größeres Engagement. Für den Stuttgarter Westen prüfe man 20 Garagenstandorte, hieß es. Da und dort würde die Umsetzung auch mal Autostellplätze kosten. Eine große Lösung am Hauptbahnhof werde später kommen, weil die S-21-Baustelle im Moment nicht viel Platz für Fahrradgaragen lasse. Allerdings prüfe man eine Lösung in der Klettpassage. Die Überlegung, auf dem Arnulf-Klett-Patz einen Fahrradparkturm zu errichten, habe man fallen lassen müssen, sagte Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD). Die Spannbetonplatte, die als Dach der Passage fungiert, lasse einen Turm in der Art, wie er gerade in Fellbach angestrebt wird, nicht zu. Im Übrigen beruhigte Thürnau: Wer einen Fahrradstellplatz in der Garage reserviere, solle den auch für die gewählte Frist reserviert haben: „Das ist dann nicht immer Platz x in einer Garage mit 10 oder 20 Plätzen, aber eben in dieser Garage.“ Die schlechte Nachricht: Im Moment ist es so, dass man zwei ganzjährige Abos abschließen müsste, wenn man regelmäßig die selbe Strecke fährt und am Start- und am Zielort einen Garagenplatz möchte. Wie die Konditionen aber nach dem Pilotversuch sein werden, steht noch nicht fest.

Am 5. Dezember wird über die Gebühren entschieden

Mit welchen Tarifen man in den Pilotversuch mit einem externen Partner gehen wird, soll am 5. Dezember entschieden werden. Das sei der letzte mögliche Termin, so die Verwaltung, denn am 16. Dezember wolle man unter der Paulinenbrücke beginnen, die Module des Modells K 21 der Firma Kienzler Stadtmobiliar zu installieren. Das wird noch eine vergleichsweise einfache Ausführung sein. Wie die späteren Garagen für die Wohngebiete aussehen sollen, dazu will man auch den städtischen Gestaltungsbeirat mit Architekten und Ingenieuren anhören. Der Verwaltung schwebt für die Wohngebiete ein Modul mit Holzverkleidung und begrüntem Dach, Bienenweide genannt, vor.