Rund 15 Millionen Euro gibt die Bahn dafür aus, Eidechsen umzusiedeln, die Stuttgart 21 in die Quere kommen. In Plieningen leben nun auch welche der streng geschützten Tiere. Im Frühjahr 2018 sollen weitere dazukommen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - Die enttäuschende Nachricht zuerst: Besichtigen kann man die Zauneidechsen, die vor Kurzem an die Echterdinger Straße umgesiedelt wurden, nicht. Seit einigen Wochen befinden sich die Tiere im Winterschlaf. Erst im Frühjahr, wenn der Frost nachlässt, werden die Eidechsen an dem dreieckigen Zipfel Land wieder aktiv werden.

 

In den vergangenen Monaten konnten Autofahrer und Spaziergänger nach und nach beobachten, wie das Zuhause für die wechselwarmen Reptilien entstanden ist. Grund für die Umsiedlung der Tiere ist das Bahnprojekt Stuttgart 21. Bei der alten Heimat der Reptilien im Bereich der Autobahnböschung zwischen dem Hattenbach und dem Frauenbrunnenbach baut die Deutsche Bahn – und bereits seit Längerem ist bekannt, dass an der Stelle die streng geschützten Zauneidechsen leben und den Arbeiten in die Quere kommen, ähnlich wie die Juchtenkäfer im Rosensteinpark.

Tiere können nicht zurückwandern

Im Frühjahr und Spätsommer sind nun Tierexperten der Deutschen Bahn zum ersten Mal im Bereich Frauenbrunnen auf Eidechsensuche gegangen – und haben zwischen fünf und zehn Tiere gefunden, die bereits umgesiedelt wurden. „Eidechsenumsiedlungen können immer nur zweimal im Jahr in kurzen Perioden durchgeführt werden: im Frühjahr vor der Eiablage und im Spätsommer vor der Winterstarre“, erläutert ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Das 65 Meter auf 75 Meter große Habitat wurde von der Bahn umzäunt, damit die Tiere nicht zurückwandern können. Die Fläche wurde laut dem Sprecher so angelegt, dass dort „überwiegend magere Vegetation und Kleinstrukturen sowie blütenreiche Saumvegetation“ wächst – eine Umgebung, in der sich die Eidechsen wohlfühlen sollen. Sie ernähren sich von Würmern, Insekten, Spinnen und Ameisen.

Eidechsen kosten die Bahn 15 Millionen Euro

Fürs Frühjahr 2018 plant die Bahn weitere Besuche des ehemaligen Habitats am Frauenbrunnen. Dann suchen die Experten nach eventuell verbliebenen Eidechsen und ziehen diese ebenfalls zu ihren Artgenossen um. Insgesamt rechnet die Bahn mit Kosten von circa 15 Millionen Euro für die Umsiedlung sämtlicher Eidechsen entlang der Neubaustrecke. In einigen schwierigen Fällen kalkulieren die Experten pro Tier bis zu 8599 Euro. Nicht das Einfangen selbst macht das Ganze offenbar so teuer, sondern die Planung, Beobachtung, Vertreibung sowie die Beschaffung neuer Lebensräume.

Übrigens bekommen die Eidechsen bald Nachbarn: Denn auch die Teichfrösche, die beim Regenrückhaltebecken am Frauenbrunnenbach leben, sind streng geschützt. Sie sollen im Frühjahr 2018 an einen neu gegrabenen Teich nahe dem Langwieser See in Plieningen umgesiedelt werden. Bereits vor mehr als einem Jahr hat die Bahn dort mit den Bauarbeiten begonnen.