Die Bezirksbeiräte von Plieningen und Birkach sind enttäuscht, dass es in dem Doppelstadtbezirk erneut keinen Jugendrat gibt, sondern nur eine Projektgruppe. Es haben sich nicht genügend Jugendliche freiwillig gemeldet. Das wollen die Lokalpolitiker so nicht hinnehmen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Birkach/Plieningen - Die Enttäuschung im Bezirksamt und bei den Lokalpolitikern von Plieningen und Birkach war in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung am Montag noch immer groß: Seit Mitte November ist klar, dass sich in dem Doppelstadtbezirk bereits zum zweiten Mal in Folge nicht genügend Jugendliche gefunden haben, damit eine echte Jugendratswahl stattfinden kann. Stattdessen wird lediglich eine Projektgruppe mit sechs Jugendlichen gebildet. Damit ist Plieningen-Birkach einer von lediglich vier Wahlbezirken im Stuttgarter Stadtgebiet, in denen es keine Wahl gibt. Neben dem Doppelstadtbezirk sind das Vaihingen, Münster und Stammheim, in den anderen Wahlbezirken hat es gereicht.

 

Mikaela Wessels vom Bezirksamt erläuterte in der Sitzung am Montagabend, auf welchen verschiedenen Wegen versucht wurde, Jugendliche zu finden: „Die jungen Menschen konnten sich dieses Jahr neben den klassischen Wegen auch per Whats-App, Facebook und Instagram bewerben. Außerdem haben wir jede Menge Werbung betrieben, auch auf YouTube gab es Erklärungsvideos zur Jugendratswahl.“ Auch Thomas Caruyer, der derzeit im Bezirksamt ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und mit seinen 18 Jahren noch ganz nahe an den Jugendlichen dran ist, kann sich nicht erklären, warum nur so wenige Bewerbungen eingingen: „Es ist mir ein Rätsel“, sagte er.

Jugendliche wollen nicht im Bezirksbeirat berichten

Der SPD-Bezirksbeirat Ulrich Fellmeth-Pfendtner meinte: „Wir wissen, dass sich heutzutage immer weniger Menschen langfristig irgendwo engagieren wollen. Die meisten ziehen ein kurzfristiges, projekt- oder themenbezogenes Engagement vor.“ Dies treffe auch auf die Jugendlichen zu. Birgit Bräckle, stellvertretende Bezirksbeirätin von Bündnis 90/Die Grünen, ergänzte: „Es ist nicht damit getan, noch mehr Werbung zu machen und noch mehr Flyer zu drucken. Wir müssen über einen langfristigen Prozess nachdenken.“

Werner Schmückle (CDU) regte an, dass die Jugendlichen aus der Projektgruppe regelmäßig in den Sitzungen des Bezirksbeirats Bericht erstatten sollten über ihre Arbeit, sodass sich diese mehr gewertschätzt fühlten. Daraufhin entgegnete Mikaela Wessels vom Bezirksamt, dass dies die Jugendlichen nicht mehr wollten, da der Umfang des Engagements in der Vergangenheit sehr geschwankt habe, „und die Jugendlichen den Bezirksbeiräten nicht von ihren Partys berichten wollten“.

Letztendlich einigten sich die Lokalpolitiker gemeinsam mit der Bezirksvorsteherin Andrea Lindel darauf, dass ein moderierter Runder Tisch veranstaltet werden solle, bei dem einige Bezirksbeiräte gemeinsam mit Jugendlichen, Vertretern der Schulen und der Jugendarbeit über die Ursachen der fehlenden Beteiligung diskutieren sollten. Sobald sich ein Moderator für den Runden Tisch gefunden hat, soll der Termin festgelegt werden.