Da wird der Sonntagsspaziergang über die Felder schnell zum Ärgernis: In Stuttgart-Plieningen gibt es Klagen wegen verdreckter Wege. Laut dem landwirtschaftlichen Obmann handelt es sich bei den Verursachern um ein paar besonders beratungsresistente Kollegen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Susanne Hoepfner aus Plieningen hat keine Lust mehr auf dreckige Schuhe. „Die landwirtschaftlichen Wege sind sehr verschlammt“, sagte sie bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. Besonders schmutzig gehe es in Richtung Scharnhausen und rund um den Langwieser See zu, berichtete die Plieningerin während der „Fünf Minuten für Bürger. „Das betrifft sämtliche asphaltierte Wege, die sehen zurzeit sehr heftig aus.“ Hoepfner denkt dabei nicht nur an ihre eigenen Schuhe, wenn sie auf den Feldern spazierengeht, sondern auch an Radler sowie Menschen mit Rollator oder Kinderwagen.

 

Mit dieser Beobachtung ist Hoepfner nicht allein. Gerhard Hütter von der Fraktion SÖS/Linke-plus pflichtete sofort bei. „Ich möchte das unterstreichen“, sagte er.

Michael Gehrung, der als landwirtschaftlicher Obmann im Bezirksbeirat vertreten ist, unternahm erst gar nicht den Versuch, abzuwiegeln. „Wir haben schon öfters versucht, das zu putzen“, sagte er bei der Sitzung des Bezirksbeirats. „Mir gefällt das selbst auch nicht.“

Dem Obmann stoßen die Dreckschleudern auf

Im Nachgang zu der Sitzung vergangene Woche geht Gehrung auf Nachfrage ins Detail. Erst kürzlich habe er wieder eine Mail von einem Radfahrer erhalten, er fahre täglich in Richtung Flughafen und fühle sich vom Dreck der Landwirte gestört. Zumal ihm der glitschige Untergrund unter den Reifen durchaus gefährlich werden könnte. Laut Gehrung handelt es sich um ein paar wenige Landwirte, die die Feldwege nach getaner Arbeit auf dem Acker verdreckt hinterlassen. Aus Sicht des Obmanns ist das – diplomatisch ausgedrückt – nicht die feine Art. „Aber da macht keiner was.“ Er selbst habe die ihm bekannten Verursacher bereits angesprochen. Gebracht habe es nichts. „Die sehen es teils gar nicht ein“, ärgert sich Gehrung. „Sie sagten: Wir sind Landwirtschaft, und da darf’s dreckig sein.“

Nicht alle Bauern besäßen die nötigen Gerätschaften, um die Feldwege zu reinigen, erklärt Gehrung. Was er allerdings nicht als Ausrede gelten lässt. Der Ortsverein der Plieninger Landwirte besitze einen sogenannten Weghobel, den sich jeder borgen könne. Dabei handelt es sich um eine Art Anhänger mit Schaufel. Vielen sei das schlichtweg zu umständlich. Eine Handhabe gegen die Sturheit sieht Gehrung nicht. „Kollegen zeigt man nicht an.“

Dreckige Feldwege schlagen in Filderstadt hohe Wellen

Dreckige Feldwege sind auf den Fildern immer wieder Thema. Im benachbarten Filderstadt hat das Thema in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Bürger und Stadträte ätzten lautstark gegen die Hinterlassenschaften der Landwirte. Das Thema hat es letztlich zur Chefsache gebracht. Vor Kurzem gab es ein Krisengespräch mit dem Oberbürgermeister Christoph Traub. Für ganz hartnäckige Dreckschleudern ist nun sogar von einer polizeilichen Anordnung und einer Reinigung auf deren Kosten die Rede.

Dass auch die Bauern stuttgarterseits der Filder die Feldwege zu reinigen haben, steht für Hans-Jörg Longin vom städtischen Vollzugsdienst außer Frage, wie er sagt. Das Problem sei bekannt und auch erst jüngst mit Landwirten besprochen worden. „Wir behalten das im Auge.“